Vier Jahre Haft für DiackEr macht auf alten Knacker – und muss trotzdem ins Gefängnis
Lamine Diack führte den Leichtathletik-Weltverband von 1999 bis 2015. Nun wird der Senegalese (87) als erster Topfunktionär einer grossen Sportart wegen Korruption hart bestraft.
Wann immer sich Lamine Diack öffentlich präsentierte, war Spektakel garantiert. Denn der Senegalese war stets für eine Entgleisung oder zumindest skurril-erstaunliche Aussage zu haben. Darum zitterte die PR-Abteilung des Leichtathletik-Weltverbandes immer, wenn Diack in seiner Funktion als Präsident mal wieder von der Bühne monologisierte.
In der langen Reihe an erstaunlichen Auftritten aber dürfte er ausgerechnet in seinem eigenen Prozess den Höhepunkt abgeliefert haben. Diack also sass im Palais de Justice in Paris und musste sich dem Strafgericht erklären. Dort wurde ihm nichts weniger als Betrug, Korruption, Veruntreuung und Geldwäsche vorgehalten. So soll er, als oberster Hüter der Leichtathleten, zahlreiche gedopte Topathleten erpresst haben. Geld wollten Diack und seine Entourage, damit die positiven Kontrollen wie von Zauberhand verschwanden. Insgesamt sind so gemäss Staatsanwaltschaft 3,45 Millionen Euro zusammengekommen.
Was aber sagte Diack? Nie, nie habe er auch nur einen Euro angenommen – was nur schon falsch ist, weil man ihm in den frühen 1990er-Jahren nachweisen konnte, dass er von einer Sportmarketing-Agentur für seine «Dienste» 90’000 Franken erhalten hatte. Für sein abgebranntes Haus, wie Diack erklärte. Seltsamerweise handelte diese Agentur exakt zu jener Zeit einen Vertrag mit den Leichtathleten aus und war Diack in zentraler Funktion involviert.
Vom noch viel grösseren Geldsegen aus seiner Zeit als Präsident aber will er partout nichts mitbekommen haben, wie er bei seinem Prozess immer wieder betonte. Als ihm die Staatsanwaltschaft dann zahlreiche E-Mails vorlegte, die das Gegenteil bewiesen, urteilte Diack: «Ich werde langsam ein alter Knacker.»
Diack ist entlarvt und entzaubert
Die Masche des vergesslichen Tattergreises hat die Franzosen nicht milde gestimmt: Sie verurteilten Diack zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren – zwei davon auf Bewährung, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Damit muss erstmals ein früherer Sportfunktionär dieser Gewichtsklasse wegen Korruption ins Gefängnis.
Dass es ausgerechnet den ehemaligen Weitspringer und Bürgermeister von Dakar trifft, ist anhand seiner Machenschaften wenig erstaunlich. Viel überraschender ist, wie lange sich Diack an der Spitze dieses zentralen olympischen Verbandes halten konnte. Während seiner 16 Jahre war er kaum je am Hauptsitz in Monaco anzutreffen – und wenn er sich wie eingangs erwähnt in seiner seltsamen Art der Öffentlichkeit zuwandte, hielt man ihn stets für eine kolossale Fehlbesetzung.
Denn Diack, der kaum Englisch spricht, nuschelte stets vor sich hin und neigte dazu, wirr zu reden und den Faden zu verlieren. Dass er im Hintergrund den wachen Chef eines Erpresserteams gab, das wesentlich von einem seiner Söhne geprägt war, ist eine weitere Pointe dieser besonderen Causa. Nun ist Diack endgültig entlarvt – und entzaubert.
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