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Nachruf auf Hanspeter Guggenbühl
Er lebte konsequent und schonte niemanden

Verstarb nach einem Unfall auf seinem Velo: Hanspeter Guggenbühl.
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Es war eine dieser Meldungen, wie sie Journalisten täglich zu Gesicht bekommen, wie wir sie mit einer gewissen routinierten Abgebrühtheit zur Kenntnis nehmen. «Velofahrer in Aigle nach Kollision mit Motorrad getötet», vermeldete die Nachrichtenagentur SDA am vergangenen Mittwoch. Aus dem Onlinemedium «Infosperber» erfuhren wir dann am Montag, dass es diesmal einen von uns getroffen hatte. Und was für einen.

Der verstorbene Velofahrer war Hanspeter Guggenbühl. Einen zu frühen Tod musste er sterben, verursacht durch das Überholmanöver eines 21-jährigen Motorradfahrers – er, der quickfidele 72-Jährige, der noch immer mit Leidenschaft auf dem Rennvelo sass. Und der vor allem nach wie vor mit dem Brio eines 30-Jährigen schrieb, zuletzt vor allem für «Infosperber».

Es dürfte in den letzten vier Jahrzehnten wenige Schweizer gegeben haben, die so gut Bescheid wussten über Energiepolitik und alles, was damit zusammenhängt, wie Hanspeter Guggenbühl. Für die zahlreichen Schweizer Redaktionen, die über viele Jahre seine Texte abdruckten, war er der Energie-Papst schlechthin – und dies, obwohl er «nur» als freier Journalist arbeitete und sich niemals für längere Zeit fest in eine Redaktion einbinden liess.

«Guggi», wie ihn viele von uns nannten, war Journalist mit jeder Faser – und war zugleich mehr als das. Als «Extremstromsparer» betitelte ihn der «Tages-Anzeiger» einst in einem Porträt von 2011. In seinem Holzhaus in Illnau, das er zusammen mit seiner Partnerin bewohnte, hatte er den Stromverbrauch auf ein Drittel des Durchschnittshaushalts gesenkt. Die ökologische Haltung, die er in seinen Zeitungskommentaren oft vertrat, lebte er privat mit einer Konsequenz, wie sie wenigen zu eigen ist.

Grün, integer, leidenschaftlich

«Man sagt mir nach, ich sei ein Grüner», schrieb er vor drei Jahren in der «Glückpost» über sich selber. «Das stimmt: Ich versuche, mit der Natur und ihren Ressourcen sorgsam umzugehen. Materiell habe ich kaum Sorgen, weil ich wenig brauche. Mit weniger Konsum lebt es sich leichter. Wer wie ich nie Schulden hatte, ist unabhängiger. Das halten die Industrienationen anders. Die meisten leben auf Pump: auf Kosten der Natur, armer Länder und der nächsten Generationen.»

Die sorglose Verschwendung von Ressourcen, die Skepsis gegenüber einer unbegrenzt wachsenden Wirtschaft: Sie waren die eigentliche Triebfeder für den Publizisten Guggenbühl. Mit seinem langjährigen Weggefährten Urs P. Gasche schrieb er mehrere Bücher mit sinnfälligen Titeln: «Das Geschwätz vom Wachstum», «Schluss mit dem Wachstumswahn», «Das Geschwätz von der freien Marktwirtschaft». Zum Energie-Journalisten im engeren Sinn wurde Guggenbühl vor allem, weil ihm viele Redaktionen das sperrige Thema gern überliessen.

Guggenbühl war ein Grüner, doch keiner, der sich je von einer Partei, einer Institution oder einer Autorität hätte vereinnahmen lassen. Er hegte keine Scheu, die Mächtigen zu triezen. Unter Bundeshausjournalisten legendär ist sein Rededuell mit dem seinerzeitigen Energieminister Moritz Leuenberger (SP) an einer Medienkonferenz von 2008. Entnervt von Guggenbühls hartnäckigen, kritischen Nachfragen, betitelte ihn Leuenberger halblaut am Mikrofon vorbei als «dumme Siech». Später wurden sie aber wieder Freunde.

Auch für die Redaktionen war Guggenbühl nicht immer ein einfacher Partner. Als «im Charakter etwas kantiger Journalist» wurde er auf Saiten.ch vor einiger Zeit beschrieben. Das ist zwar nicht falsch, lässt aber doch seine Liebenswürdigkeit, seinen Schalk und seinen Charme ausser Acht. Wir, die ihn etwas besser kannten, werden sie vermissen. Seine journalistische Kompetenz, Leidenschaft und Integrität jedoch, sie sind ein Verlust für uns alle.

Nachrufe sind oft Gefässe salbungsvoller Pietät – zum Menschen Hanspeter Guggenbühl mit seinem Sinn für feine Ironie würden sie schlecht passen. Wir glauben darum, er hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn wir hier, auch als kleine Erheiterung, noch einmal die berühmt gewordene Szene mit Moritz Leuenberger zeigen. (Man höre vor allem bei Minute 38:40 genau hin.)

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