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AboProust-Kenner im Interview
«Er glaubt an nichts, zweifelt an allem»

Marcel Proust (1871–1922) galt Zeitgenossen lange als Salonliterat und Snob. Dass er eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur schuf, stellte sich erst nach seinem Tod heraus. Die Aufnahme zeigt ihn um 1910, als die ersten Skizzen zu «À la recherche du temps perdu» entstanden. 

Herr Isenschmid, seit Jahrzehnten beschäftigen Sie sich mit Marcel Proust. Warum ist er für Sie der grösste Autor? 

Kein Buch schenkt einem so viele Aha-Erlebnisse wie die «Recherche». Aha-Erlebnisse über wiederkehrend Alltägliches wie das Einschlafen, Träumen, Aufwachen. Aha-Erlebnisse aber auch über das Einmalige grössten Glücks und tiefster Niedergeschlagenheit. Aha-Erlebnisse schliesslich über so Apartes wie den Blick auf ein schönes Kleid oder das Hinken eines alten Mannes. Wir kennen all das selber, aber erst Prousts Roman macht aus solchen Erfahrungen Bilder von überwältigend leuchtender Schönheit und Sätze von umwerfend tiefer Einsicht. Sein Buch enthalte wie die Bibel Erzählungen über schlechthin alle Lebenslagen, sagte Roland Barthes. Auch das hat Proust natürlich besser ausgedrückt, als wir es sagen könnten: «In Wirklichkeit ist jeder Leser, wenn er liest, eigentlich der Leser seiner selbst. Das Werk des Schriftstellers ist lediglich eine Art von optischem Instrument, das der Autor dem Leser reicht, damit er erkennen möge, was er in sich selbst sonst vielleicht nicht hätte sehen können.»

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