Ausflugstipp Rhätische BahnEine Kreuzfahrt auf Schienen
Lust, Graubünden von der schönsten Seite kennen zu lernen? Nichts wie hin, die mehrtägige Alpine Cruise legt los ab Chur, Davos und St. Moritz.
Wenn Ladina Salutt ihre Uniform aus dem Spind im Depot Chur holt, steigt die Spannung. «Jeder Tag ist anders», sagt die Zugbegleiterin der Rhätischen Bahn (RhB), «man weiss nie, was unterwegs wartet.»
Die junge Frau aus Bonaduz arbeitet seit fünf Jahren für die Bahn. «Ich kam als Quereinsteigerin und durfte während meiner Ausbildung relativ bald Verantwortung übernehmen», erzählt Ladina Salutt. Sie ist eine von rund 160 Zugbegleiterinnen und -begleitern. «Am liebsten bin ich zwischen Chur und Arosa unterwegs», sagt die 27-Jährige. «Die Strecke und die imposante Landschaft haben es mir angetan.» Aber auch die Fahrt über den Berninapass sei ein Erlebnis. «Dort begeistert die hochalpine Szenerie mit den Gletschern, die vor dem Fenster vorbeizieht.»
Ob im Bernina Express oder auf allen andern Strecken: Seit Anfang Mai kontrolliert Ladina Salutt wieder die Tickets der Schienenkreuzfahrerinnen und -kreuzfahrer. Alpine Cruise nennt sich ein innovatives Angebot der Rhätischen Bahn. Statt auf hoher See cruisen die Passagiere auf Schienen kreuz und quer durch den Ferienkanton Graubünden. Die Arrangements gelten vier, fünf oder acht Tage und können bis Ende Oktober gebucht werden. Die Gäste übernachten an den Start- und Zielorten der Alpine Cruise – in Chur, Davos und St. Moritz.
«Die Idee der Alpine Cruise entstand während der Corona-Zeit», berichtet Werner Caluori, Produktmanager bei der RhB und unter anderem für die Alpine Cruise zuständig. «Die Schweizerinnen und Schweizer entdeckten damals ihr eigenes Land – diesen Schwung haben wir genutzt.» 2021 lancierte man in Chur einen erfolgreichen Test der Schienenkreuzfahrt. Seit dem vergangenen Jahr ist sie fixer Bestandteil des Freizeitangebots der RhB.
Abstecher ins Bahnmuseum
Die Alpine Cruise beinhaltet neben dem Bahnticket für die gesamte Reise, Übernachtungen und Gepäcktransport auch einige Ausflüge, etwa auf den 3300 Meter hohen Corvatsch im Engadin oder ins Kloster Disentis. «Erfahrungsgemäss entscheiden viele Gäste aber spontan über das Tagesprogramm abseits der Strecke», weiss Werner Caluori. Die RhB liefert dafür jede Menge Tipps, unabhängig der inbegriffenen Ausflüge – vom Bahnmuseum Albula in Bergün und dem Riverrafting in der Rheinschlucht bis zur Stadtführung in Chur oder dem Nationalparkzentrum Zernez.
Allein die Reise mit der Schmalspurbahn durch Tunnel und Galerien, über Brücken und Viadukte wird zur Attraktion, und zwar in jedem Kantonsteil. Auf der Alpine Cruise ist man auf den höchsten Bahngleisen Europas und den steilsten der Welt in wilder Natur und hochalpinem Gelände unterwegs. «Das darf man nie vergessen», sagt Zugbegleiterin Ladina Salutt.
Die RhB-Schienenkreuzfahrt bietet zum Beispiel auch die Gelegenheit, die etwas unbekanntere Verbindung zwischen Davos und Filisur via Zügenschlucht und Wiesener Viadukt unter die Räder zu nehmen. In Filisur ist in der Sommersaison ein Touristenzügli unterwegs – der Landwasser-Express. Dieser rollt auf der Strasse zum Fuss des weltberühmten Landwasserviadukts. Hier kann man die Zeugen genialer Ingenieurskunst und Teil der Unesco-Welterbe-Strecke Albula aus ungewohnter Perspektive bewundern.
Wie kaum eine andere Bahn in der Schweiz transportiert die RhB sehr unterschiedliche Passagiere. «Im Frühdienst begegne ich Pendlerinnen und Pendlern. Viele kenne ich mittlerweile persönlich und bin mit ihnen per Du», erzählt Ladina Salutt. «Als Frohnatur bin ich schon am frühen Morgen guter Laune.»
Davon profitieren im Laufe des Tages auch Ferien- und Ausflugsgäste. «Ich unterhalte mich gerne mit den Touristen. Es ist spannend, was die Leute, gerade jene aus den Fernmärkten, über ihr Leben erzählen.» So kanns gerade auf dem Bernina Express schon mal vorkommen, dass Ladina Salutt von ihrem charmanten Bündner Dialekt ganz auf Englisch umschwenken muss.
Wie die andern Zugbegleiterinnen und -begleiter ist sie auf dem gesamten RhB-Netz unterwegs. Und staunt immer wieder über die faszinierende Streckenführung – in der Rheinschlucht auf dem Weg nach Disentis, im 19 Kilometer langen Vereina-Tunnel, in den Kehrtunneln zwischen Bergün und Preda oder auf der Bernina-Südrampe. «Ich habe wirklich einen aussergewöhnlichen Arbeitsort», schmunzelt Ladina Salutt. Klar, dass sie sich schon auf den nächsten Dienst und die Passagiere aus aller Herren Länder freut.
Eine Zusammenarbeit der SonntagsZeitung und der Rhätischen Bahn.
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