Heftige Kritik «Ein Witz!»: Der Frust über die WM-Schiedsrichter wächst
Dass sich Verlierer über den Referee beschweren, überrascht erst mal nicht. In den Viertelfinals motzen aber sogar die Sieger. Was ist da auf einmal los?
Sein Frust war so gross, dass er sogar seine Schmerzen vergass. Mit gebrochenem Arm stand Portugals Verteidiger Pepe nach dem WM-Aus im Stadion und beschwerte sich über den Unparteiischen. «Es ist inakzeptabel, dass ein argentinischer Schiedsrichter unser Spiel pfeift», schimpfte der 39-Jährige nach dem 0:1 gegen Marokko über Facundo Tello. Dieser habe kaum eingegriffen, obwohl die Marokkaner im Viertelfinal «jeden unserer Spielzüge» mit Fouls unterbrochen hätten. Erst später wurde im Krankenhaus festgestellt, wie schwer Pepe sich verletzt hatte.
Die teils heftige Kritik der Portugiesen am Unparteiischen passt ins Bild dieses WM-Wochenendes. Erst hatten die Niederlande und Argentinien in ihrem umkämpften Duell einen Rekord an Gelben Karten aufgestellt: 15 Verwarnungen für Spieler beider Teams hatte es nach Angaben des Statistik-Dienstleisters Opta zuvor noch bei keinem Spiel in der WM-Geschichte gegeben. Trotz des Halbfinal-Einzugs beschwerte sich Superstar Lionel Messi am Ende über die schwache Leistung des Referees. Auch an der Spielleitung des Brasilianers Wilson Sampaio beim 2:1-Sieg Frankreichs gegen England gab es Kritik. «Ein Witz!» sei dieser, ereiferte sich der englische Ex-Profi Gary Neville auf Twitter.
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Aber woher kommt die geballte Kritik auf einmal? Und was hat es damit auf sich? Dass sich Engländer oder Portugiesen nach ihrem Ausscheiden negativ über die Schiedsrichter äussern, erscheint erst einmal wenig überraschend. Tatsächlich aber wirkte zumindest Sampaio in seinem Spiel in mehreren Situationen überfordert. Der Brasilianer hatte mehrere knifflige Penaltyszenen zu beurteilen. Der 40-Jährige sprach den Engländern in der zweiten Halbzeit zwei Penaltys zu. Den ersten verwandelte Harry Kane, den zweiten schoss er über das Tor. Für den früheren Nationalspieler Gary Lineker hätte es noch einen dritten Elfmeter geben müssen, nämlich vor der Halbzeit.
Keine Auskunft der Fifa
Nach der hitzigen Partie zwischen Portugal und Marokko war die Stossrichtung der Kritik etwas anders. Dass der Argentinier Tello angesichts des ab der zweiten Halbzeit offensichtlichen Zeitspiels der Nordafrikaner nur acht Minuten Nachspielzeit gab, erscheint tatsächlich diskussionswürdig. Ansonsten zeigte er aber eine ordentliche Leistung. Was die Portugiesen vor allem störte, war schlichtweg seine Nationalität. Und dass ein argentinischer Referee, dessen Heimatnation ebenfalls noch im Turnier vertreten ist, ein derart brisantes Viertelfinal pfeift, ist ebenfalls diskussionswürdig. Der Weltverband Fifa äussert sich während der WM auf Nachfrage nicht zu Schiedsrichterfragen.
«Ich möchte nicht über Schiedsrichter sprechen, weil du bestraft werden kannst. Du kannst nicht sagen, was du denkst», sagte Messi nach dem Halbfinal-Einzug. Was er aber dann doch tat. Denn dieser Referee sei dem Spiel nicht gewachsen gewesen, meinte der Weltstar über den Spanier Antonio Mateu Lahoz. Auch sein Teamkollege Emiliano Martínez wetterte: «Der Referee hat ihnen alles gegeben. Er hat zehn Minuten nachspielen lassen, ohne Grund zehn Minuten. Er hat Freistoss gegeben vor dem Strafraum, zwei- oder dreimal. Er wollte einfach, dass sie treffen. Hoffentlich haben wir den Schiedsrichter nicht noch mal. Er ist nutzlos.»
DPA
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