Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zu Amtsgeheimnisprozess
Ein wichtiges Signal für das Milizsystem

Weil sie mit der Regionalzeitung über Konflikte in der Behörde sprach, wurde einer ehemaligen Schulpflegerin vom Oetwiler Gemeinderat Verletzung des Amtsgeheimnisses vorgeworfen.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Eine Schulpflegerin erklärt in einem Interview mit der Regionalzeitung die Hintergründe ihres Rücktritts, zu denen auch ein Konflikt mit der amtierenden Schulpräsidentin zählt. Der Gemeinderat sieht dadurch das Amtsgeheimnis verletzt und zeigt die Frau an. Schliesslich landet die Angelegenheit vor dem Bezirksgericht Meilen. Dieses aber spricht die Frau von jeglicher Schuld frei.

Die Begründung: Die Unstimmigkeiten in der Schulbehörde seien zum Zeitpunkt der Entstehung des Zeitungsartikels längst kein Geheimnis mehr gewesen.

Die Beschuldigte kann aufatmen – endlich. Nach zwei Jahren der Ungewissheit und Schlaflosigkeit, wie die sichtlich bewegte Frau vor Gericht schildert.

Der Entscheid des Bezirksgerichts ist aber nicht nur für die ehemalige Schulpflegerin von Belang. Das Urteil ist für alle Schweizerinnen und Schweizer, die ein Milizamt ausüben, ein wichtiges Signal. Sie, die Jahr für Jahr in Hunderten von Stunden nebenberuflich wichtige öffentliche Aufgaben übernehmen.

Milizämter sind, obwohl sie als Grundpfeiler der Schweizer Demokratie gelten, in unserer hochindividualisierten Gesellschaft ohnehin schon zusehends unattraktiv.

Ob Gemeinderat, Schulpflege oder Rechnungsprüfungskommission: Die Mitglieder sind vom Stimmvolk gewählt. Ihre Handlungen müssen folglich für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar und transparent sein. Dazu ist es unerlässlich, dass sie ohne Angst vor rechtlichen Konsequenzen über ihre Arbeit sprechen können.

Milizämter sind, obwohl sie als Grundpfeiler der Schweizer Demokratie gelten, in unserer hochindividualisierten Gesellschaft ohnehin schon zusehends unattraktiv. Viel Arbeit stehen wenig Anerkennung und oftmals tiefe Entschädigungen gegenüber.

Müssten Milizler auch noch fürchten, für jede Äusserung verklagt werden zu können, würde sich wohl kaum jemand noch zur Wahl stellen. Gerade mit Blick auf die kommunalen Wahlen im nächsten Jahr wäre dies fatal.