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20. Zürich Marathon
Ein Rekord im biblischen Alter und ein Meister, der sich entschuldigt

Wenn der Schritt noch leicht ist: Die Läuferinnen und Läufer machen sich auf der Quaibrücke auf ihren langen Weg.

Riesenrad, riesige Zuschauermengen, Tausende Läuferinnen und Läufer dem Wasser entlang: Marathon-Sonntag war nicht nur in Zürich, sondern auch in London. Während dort Regen und Wind ein Spektakel nicht verhinderten, erlebten die 11’256 Klassierten am Zürichsee von feucht über ideal bis zu sommerlich warm alles. Nach Wochen oder sogar Monaten des Trainings unter nasskalten Bedingungen bekamen die hohen Temperaturen allerdings nicht allen gut.

Dennoch: Die 20. Austragung war in verschiedener Hinsicht eine spezielle – oder hatte es zuvor schon einmal einen Weltrekord gegeben in Zürich? Diesen lieferte der Kenianer Mark Kiptoo, der als Erster im Ziel am Mythenquai eintraf und im biblischen Alter von 46 Jahren die Zeit von 2:09:12 Stunden gelaufen war. Rekord bedeutete dies natürlich ausschliesslich in seiner Alterskategorie. Sein Jubel beim Jubiläumsrennen war dennoch euphorisch.

Um fast eine Minute gesteigert

Zu diesem Zeitpunkt war die Sonne noch nicht da und die Völkerwanderung vom Bellevue bis hinaus zur Badi Mythenquai noch bescheiden. Aber die Veranstaltung hatte bereits eine der eindrücklicheren Geschichten im Schweizer Laufsport erlebt: Als Drittschnellster stürmte der Langenthaler Adrian Lehmann über die Ziellinie und sicherte sich den Schweizer-Meister-Titel. Dieser war ihm natürlich wichtig, noch ein wenig wichtiger war dem 33-Jährigen aber seine Zeit: In 2:11:44 hatte er sich um 50 Sekunden gesteigert. Hinsichtlich der Olympischen Spiele im kommenden Jahr nicht unerheblich. Diese Leistung brachte ihm viele Punkte im Worldranking ein.

Die Erleichterung in Person: Schweizer Meister Adrian Lehmann freut sich über seine Bestzeit. 

Und sein Dank galt seinem Edel-Pacemaker Tadesse Abraham. «Es war ein Kampf gegen meinen Kopf, gegen mich selbst, und ich habe ihn gewonnen. Auch dank Tade.» Der Schweizer Marathon-Rekordhalter (2:06:38) hatte sich zur Verfügung gestellt, auf den ersten 30 Kilometern den ambitioniertesten Schweizern das Tempo zu machen. «Und er tat es sogar bis 32, er hat einen Topjob gemacht», sagte Lehmann und strahlte. Auf dem Rückweg von Meilen seien bei ihm leichte Zweifel aufgekommen, ob er das Rennen in der angeschlagenen Geschwindigkeit durchstehen würde. «Bevor Tade dann ausstieg, sagte er mir noch, ich solle an ihn denken, wenn es schwierig werde. Er ist letztes Jahr hier ja Rekord gelaufen. Er ist eben ein guter Freund, unsere Bindung ist eine emotionale.»

Pechvogel Simon Tesfay

Auf den Dank folgte aber eine Entschuldigung. Angekommen als Sechster im Ziel war auch Simon Tesfay (2:14:04), der vor wenigen Wochen erst den Schweizer Pass erhalten hat und erstmals um den Meistertitel laufen konnte. Lehmann umarmte ihn und redete auf ihn ein. Was war geschehen? Bei einer Verpflegungsgelegenheit hatte ihn Lehmann, leicht versetzt hinter ihm laufend, zu Fall gebracht, «das tut mir leid». Und Tesfay war da, gegen Ende des Rennens, nicht zum ersten Mal gestürzt. Schon nach einem Viertel und einem Rencontre mit dem Thurgauer Patrik Wägeli lag er am Boden. 

Lange bevor die Schnellsten im Halbmarathon ihr Sonntagsabenteuer verbucht hatten, war es über 42 Kilometer auch bei den Frauen zu einem Highlight gekommen: Helen Bekele, die für Stade Genève startende Äthiopierin, verbesserte in 2:24:14 den Streckenrekord und zementierte den Ruf des «schnellen Zürcher Parcours».  Den Meistertitel gewann Samira Schnüriger.

Und als sich um 13.45 Uhr der Besenwagen langsam auf den Weg machte, um allfällig Stehengebliebene einzusammeln, verdeutlichten die tausendfach zertretenen Pappbecher an den Strassenrändern, welch durstige Bedingungen an diesem ereignisreichen Sonntag geherrscht hatten.