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Ein Kunstliebhaber, der den Luxus nicht mochte

Peter Bosshard ist am Sonntag verstorben.

Als mich die Redaktion der «Zürich­see-Zeitung» am Mittwoch mit der Nach­richt erreichte, dass Peter Bosshard am vergangenen Sonntag von einer Bergwanderung nicht mehr nach Hause zurückkehren konnte und mich sogleich um einen ersten Nachruf-Beitrag bat, blieb meine Antwort vor Bestürzung vorerst kurz aus.

Der Tod gehört zum Leben. Doch immer werden wir selbst im Leben vom Zeitpunkt, von der Plötzlichkeit und der Wirklichkeit in aller Härte eingeholt. Ich entbiete Elisabeth und Chrigel Bosshard mein tiefes Mitgefühl. – Wir waren hier an der Rapperswiler Hintergasse nicht nur über Jahrzehnte Nachbarn, sondern über das Kunstengagement des Ver­storbenen zeitweise auch sehr nahe Freunde.

Peter Bosshard wurde 1942 geboren und ist in Schaffhausen aufgewachsen, wo er seine spätere Frau, Elisabeth Bosshard-Heer, schon früh kennen lernte. Nach seinen Studien in Rechts- und Volkswirtschaft hat er 1969 das zürcherische Anwaltspatent erworben und wurde zur Prozessführung an kantonalen Gerichten und am Bundesgericht zugelassen. Nach Studien- und Arbeits­aufenthalten in New York war Peter Bosshard 1972 bis 1998 Partner im Advokaturbüro Wal­der Wyss & Partner in Zürich. Wer ihn dort beim Grossmünster, schliesslich ab 1998 im eigenen Anwaltsbüro in Zürich-Enge aufsuchte, war von seiner Leidenschaft für Schweizer Gegenwartskunst, die sein Berufsfeld stets sichtbar begleitete, immer von Neuem überwältigt.

In der frühen Zeit gemeinsamer Galeriebesuche war seine heutige grosse Sammlung noch in den Anfängen. Grossartig, wie Peter Bosshard Künstlerinnen und Künstler über Jahrzehnte mit grosszügigen Ankäufen in Galerien gefördert hat. Umgekehrt war sein Leben von grosser Bescheidenheit gekennzeichnet. Er mochte den Luxus nicht. Sein Lebenswerk steckt in der Sammlung, die eine frühe Bleibe in der ehe­maligen Seidenweberei Schu­biger in Uznach, später dann in der früheren Spinnerei Braend­lin gefunden hat. Für die Stiftung Geberit der Alten Fabrik 1992 war der Verstorbene lange Jahre eine starke Stütze. In den dor­tigen Räumen hat die IG Halle mit zwei Ausstellungen der regio­nalen Öffentlichkeit erst­mals Einblicke in das Lebens­werk gegeben.

Das Kunstzeughaus schliesslich ist vor zehn Jahren in Form einer Stiftung fester Ort seiner Anliegen und Wünsche geworden. Sein Kunstengagement bereicherte aber auch die Stadt Zürich. Peter Bosshard war Gründungsmitglied und erster Präsident der Kunsthalle Zürich. Dafür ehrte ihn der Kanton Zürich 1999 mit der Goldenen Ehrenmedaille für kulturelle Verdienste. 2009 erhielt er den Kunstpreis der St. Galler Kulturstiftung. Neben zahlreichen Verwaltungsratsmandaten unterstützte er auch gemeinnützige Gesellschaften, unter anderem die Christliche Blindenmission. Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Rapperswil-Jona verliert mit Peter Bosshard ihren jetzigen Präsidenten.

Der symbolische Ruhepol, an Peter Bosshard zu gedenken, ist für mich seine wunderbar konzentrierte Robinson-Bibliothek im Rapperswiler Kunstzeughaus. Dort ruhen Gedanken an ihn für mich ganz unmittelbar und am nächsten.

*Peter Röllin ist Kultur- und Kunstwissenschaftler aus Rapperswil