«Dieser Übergang müsste gesperrt werden»
Kurz nach 9.30 Uhr donnerte am Freitag auf dem Bahnübergang Hirsackerstrasse in Horgen eine S-Bahn in einen Getränke-Lastwagen. Verletzt wurde niemand. Es bot sich aber ein Bild der Zerstörung.
Ein Knall. Unmittelbar danach noch ein zweiter. «Dann sah ich eine riesige Dampfwolke aufsteigen», sagt der Horgner Anton Kaufmann. Er wohnt am Suterweg, unmittelbar neben der Unfallstelle, wo am Freitagvormittag kurz nach 9.30 Uhr eine S-Bahn mit einem Lastwagen kollidierte.
Konkret ereignete sich der Unfall auf dem Bahnübergang Hirsacker- und Strandbadstrasse im Horgner Ortsteil Käpfnach – keine 100 Meter von der gleichnamigen Badi entfernt. Dort kam der Lastwagen aus aktuell noch ungeklärten Gründen zum Stehen, bevor ihn der Zug, der von Horgen Richtung Wädenswil unterwegs war, mit voller Wucht erfasste. Die Schranken des Bahnübergangs waren zu jenem Zeitpunkt längst geschlossen.
Durch den Zusammenprall verwandelte sich der Bahnabschnitt in Horgen in ein Trümmerfeld. Quelle: SDA
Der Lastwagenchauffeur und sein Beifahrer konnten das Fahrzeug noch vor der Kollision verlassen. Die beiden erlitten einen Schock und wurden zur Kontrolle ins See-Spital gebracht, wie die Kantonspolizei Zürich in einer Mitteilung schreibt. Ebenso seien der Lokomotivführer sowie die Zugpassagiere unverletzt geblieben, heisst es weiter.
Keine Erinnerung mehr
Zum konkreten Unfallhergang wollte die Kantonspolizei am Freitag noch keine Angaben machen. Der Lokführer könne sich momentan auch nicht daran erinnern, von welcher Seite her der Lastwagen auf den Bahnübergang gefahren sei, sagt Ralph Hirt, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich.
Ein Anwohner will jedoch gesehen haben, wie der Lastwagen vom See herkommend auf den Bahnübergang Richtung Hirsackerstrasse lenkte. Als der Zug mit dem Lastwagen kollidierte, wurde letzterer um 180 Grad horizontal um die eigene Achse gedreht, bevor dieser zum Stillstand kam – so zumindest lässt es das Bild der Unfallstelle am Freitagvormittag vermuten. Die genaue Unfallursache werde nun durch die Kantonspolizei Zürich, die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) und durch die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis untersucht, schreibt die Kantonspolizei in ihrer Mitteilung.
Dampfwolke wegen Bier
«Nach dem Unfall entwickelte sich wegen des Alkohols, den der Lastwagen geladen hatte, eine Dampfwolke», sagt der Anwohner Anton Kaufmann. Und so ist es: Der Lastwagen war mit Getränkeharassen beladen. Den Helfern vor Ort bot sich ein Bild der Zerstörung: Braune, rote, blaue und weisse Getränkeharasse sowie unzählige Flaschen und Glasscherben sorgten für ein Trümmerfeld über eine Strecke von rund 300 Metern. Auch olfaktorisch machte sich die Unfallstelle bemerkbar: Der Ort des Geschehens war nämlich durch die unzähligen zerschlagenen Bierflaschen bereits von Weitem zu riechen. Der weisse Lastwagen lag komplett demoliert auf einer der beiden Geleisespuren.
Nebst der Kantonspolizei standen die Stützpunktfeuerwehr Horgen-Hirzel, Das Inventionsteam und der Lösch- und Rettungszug der SBB, die Gemeindepolizeien von Horgen und Wädenswil sowie die Sanität im Einsatz.
Als erste vor Ort war die Feuerwehr: «Wir wurden um 9.47 Uhr von der Einsatzleitzentrale der SBB aufgeboten», sagt Jürg Hobi, Einsatzleiter des Stützpunktfeuerwehr Horgen-Hirzel. Es standen 30 Feuerwehrmänner im Einsatz. Als erstes Sanitätsteam vor Ort war jenes des See-Spitals, angeführt von Einsatzleiter Peter Ott Meroni: «Insgesamt waren jedoch sieben Personen von der Sanität im Einsatz», sagt er. Denn nebst eines Rettungswagens des See-Spitals war auch einer von Schutz und Rettung Zürich vor Ort, «sowie ein Arzt aus Wollerau», sagt Ott Meroni.
Gemeindepräsident vor Ort
Ein Bild des Schadens vor Ort machte sich der Horgner Gemeindepräsident Theo Leuthold. «Es ist ein Bild wie im Krieg», sagte er an der Unfallstelle. Er sei jedoch erleichtert, dass niemand verletzt wurde. Ebenfalls rund eine halbe Stunde nach der Kollision traf Bezirksratspräsident und Statthalter Armin Steinmann am Unfallort ein. Er lobte die Arbeit der Feuerwehr: «Der ganze Einsatz hier verläuft sehr professionell».
Der Unfall zeige aber einmal mehr auf, wie problematisch solche Bahnübergänge seien, hielt er fest. «Die Zeiten, während denen die Barrieren offen sind, sind sehr kurz», so der Statthalter. Und auch für Gemeindepräsident Theo Leuthold ist klar: die Bahnübergänge in Horgen sollten eigentlich eliminiert werden». Doch das zu realisieren sei leider nicht so einfach.
«Die hinteren beiden Bahnübergänge in Horgen Richtung Wädenswil sind viel zu eng und müssten für Lastwagen unbedingt gesperrt werden», sagte die in Horgen wohnhafte und an der Unfallstelle anwesende Christina Faber. Sie gehe jeden Tag am See spazieren und beobachte oft, wie die Auto- und auch Lastwagenfahrer die Bahnübergänge als Abkürzung nutzen.
Auswirkungen auf SBB-Verkehr
Die Bahnstrecke zwischen Thalwil und Pfäffikon SZ blieb am Freitag wegen des Unfalls bis 20.45 Uhr gesperrt. Zahlreiche Bahnlinien fielen den ganzen Tag aus. Auch nach der Streckenfreigabe gab es noch während längerer Zeit Verzögerungen im Bahnverkehr.
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