Neuer Song mit HoffnungBillie Eilish und die Zukunft der Frauen
Die Sängerin hat eine neue Single herausgebracht. In «my future» besingt sie die Selbstliebe – und stellt sich eine weibliche Zukunft vor.
Billie Eilish ist verliebt! Und zwar in sich selbst – beziehungsweise in ihre eigene Zukunft. «I’m in love / With my future / Can’t wait to meet her», singt sie in ihrem am Freitag veröffentlichten Lied «my future». Aufgenommen hat sie es während des Lockdown, wie immer war ihr Bruder Finneas O’Connell beteiligt. «Dieser Song ist wirklich wirklich persönlich und bedeutet mir viel», schreibt sie in einer Mitteilung an ihre Fans.
Der Song sei geschrieben worden in einem Moment von «craaaazy» viel Selbstreflexion, was sich auch im Text widerspiegelt. Anstatt die Zeit mit einer Person – in einer Beziehung? – zu verschwenden, die sich nur für sich selber interessiert, will die Sängerin wachsen und sich selber besser kennen lernen: «Ich weiss, angeblich müsste ich mich jetzt einsam fühlen / angeblich sollte ich unglücklich sein / ohne jemanden / aber bin ich denn niemand?»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Wahrscheinlich gelingt es nur einer Billie Eilish, in einem Song drei verschiedene Dinge zusammenzubringen: 1) die klassische Trennungsballade, in der sich jemand aus einer Beziehung verabschiedet, um herauszufinden, was er oder sie wirklich will, 2) der durch Social Media verstärkte Selbstreflexionszwang einer Jugend, die während der Corona-Krise zu Hause bleibt und herumstudiert am eigenen Weiterkommen, und 3) die Vision, dass die Zukunft weiblich sein wird, denn das Liebesobjekt von Billie Eilish ist etwas, «was du nicht kennst», es ist «niemand von hier».
«No future / No future for you» sang die Punkband Sex Pistols im Jahr 1977. Der Popkritiker Diedrich Diederichsen hat dazu in einem Vortrag von 2002 festgehalten, dass die Verherrlichung der Negation heute auch ihre Gefahren habe. Nämlich gebe es anders als im radikalen Punk einfach auch genug kulturelle Gesten der Ablehnung, die dann aber harmlos werden, weil man sie «als weiteres Label der pluralen Jugendkultur» einsortieren kann. Negation ohne politische Folgen.
Bis in ein paar Jahren
Billie Eilish dreht das alles um: Ihre Musik ist lebensbejahend in dem Sinne, dass sie sich eine andere Zukunft vorstellt, eine Zukunft mit sich selber, aber auch eine Zukunft der Frauen. Also: Affirmation mit politischen Folgen. Ausserdem hat die Amerikanerin ohnehin noch viel vor, sie ist ja erst 18.
Singen tut sie das schon fast im Jazzregister, mit wie immer toller Stimme und eingefasst in einen intime Produktion. Das Video dazu ist im Studio-Ghibli-Stil gehalten; da geht dann auch wirklich die Sonne auf über einer tristen Landschaft, und Billie Eilish (in Turnschuhen) wird in die Höhe getragen von einem Anime-Wunderbaum; er wächst in den Himmel: «I’m in love / But not with anybody here / I’ll see you in a couple years.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.