Die tickende Zeitbombe ist explodiert
Warum Arno Del Curto nicht mehr Trainer des HC Davos ist. Und was dem Rekordmeister nun droht.
Das Undenkbare ist passiert: Arno Del Curto ist nach 22 Jahren nicht mehr Trainer des HC Davos. Weil er genug hatte – und zurücktrat. Und weil Teile der Mannschaft genug von ihm hatten. Es ist schon ironisch. Es war stets die grosse Stärke des ewigen Davoser Trainers: die Kommunikation. Und genau wegen deren Mangel auf allen Ebenen im Club ist die tickende Zeitbombe in Davos nun explodiert.
Es war ein Hin und Her, mehrfach kam der Trainer auf seinen Entscheid zurück, nach Sitzungen am Sonntag, nach dem 5:1-Sieg in Zürich, glaubte man in Davos bis am Montagabend an eine Lösung mit Del Curto, die Ende Saison zu Ende gehen würde. Doch am Dienstagmorgen wusste es der Trainer: Er mag nicht mehr.
Fehler machten alle, sonst wäre der HCD derzeit nicht Zweitletzter der National-League-Tabelle. Doch das ist nicht das Hauptproblem. Langjährige Weggefährten, die fünf, zehn oder 15 Jahre nicht nur professionelle Beziehungen, sondern schon Freundschaften miteinander pflegten, redeten am Ende nicht mehr miteinander. Es ging schon so weit, dass einzelne Spieler, auf dem Papier Leistungsträger, mit dem Abgang aus Davos drohten, sollte Del Curto nächste Saison noch Trainer in Davos sein.
Del Curtos Freunde und Feinde
All das geschah nicht in Gesprächen unter vier Augen, sondern um mehrere Ecken herum. Davos war zuletzt ein Ort der brodelnden Gerüchteküche, der Verschwörungstheorien, vermeintlicher Komplotte. Und ein Ort, in dem jeder nur hinter vorgehaltener Hand über die Problematik reden wollte.
Der HC Davos, stolzer Rekordmeister, steht nun vor einer riesengrossen Herausforderung. Wer soll Nachfolger von Arno Del Curto werden? Wer will überhaupt so eine Nachfolge antreten? Ein grosses, vielleicht sogar kaum unüberwindbares Problem sind die Fraktionen innerhalb der Mannschaft, des Clubs, des Dorfes.
Der HCD hat zwei überlebenswichtige Gönnervereine: Den potenten Kristallclub, vorwiegend aus Leuten aus dem Unterland zusammengesetzt, in dem sich eher Del-Curto-Anhänger finden. Und den Club 89, einer Vereinigung aus Davos, wo eher das Gegenteil herrscht.
Wie reagieren die Leistungsträger?
Del Curto hat also Anhänger und Gegner, aus beiden Lagern finden sich auf allen Ebenen Vertreter. Doch diese werden weiterhin Teil des HC Davos bleiben und müssen einen gemeinsamen Nenner finden. Die Zeit eilt. Dies gilt nicht nur, aber vor allem für die Spieler. Leistungsträger waren bislang nicht wirklich Leistungsträger. Nun, da Del Curto sofort weg ist, müsste das also ihrer Performance einen grossen Schub verleihen. Ob das aber wirklich so einfach ist?
Im Moment scheint die «Mission HC Davos» eine fast unlösbare Aufgabe. Denn es plagen den Rekordmeister auch sportlich gravierende Probleme. Probleme, die gerne kleingeredet werden, auf allen Ebenen des Clubs. Das Chaos, das nun herrscht, wird diese Probleme nicht kleiner machen. Wenn der HC Davos nun nicht die richtigen Weichen stellt, droht er nicht nur das Playoff zu verpassen. Im Moment ist er mit Hochgeschwindigkeit unterwegs Richtung Swiss League. Das ist die Realität.
Del Curtos Rücktritt ist wohl nicht das berühmte «Ende des Schreckens», sondern ein «Schrecken ohne Ende». Der Schrecken dürfte noch eine Weile als Besucher im Landwassertal verweilen.
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