Überragende HandballerDie Schweizer ringen Island nieder
Was für ein Auftakt in die WM-Hauptrunde: In einem Kampfspiel schlagen die Schweizer Island mit einem grossartigen Finish 20:18 (10:9).
Was diese Schweizer Handballer in Ägypten leisten, ist phänomenal. Als Ersatznation zur WM angereist, kämpften sie sich in die Hauptrunde und verpassten auf dem Weg dorthin eine Sensation gegen Frankreich nur knapp (24:25). Zwei Tage danach waren die Batterien zwar bei einigen leer, die Kampfbereitschaft aber war immens. Es prägten keine schönen und perfekten Spielzüge die Partie, sondern die Torhüter und die Verteidigung.
Und als es ein weiteres Mal danach aussah, als ob am Ende doch kleine Details gegen die Schweizer sprechen würden, standen sie nochmals auf. Island ging 17:16 in Führung (55.), danach aber liessen die Schweizer nur noch ein Tor zu. Und sie fanden, nach nur sechs Treffern in den ersten 22 Minuten der zweiten Hälfte, nochmals die Entschlossenheit im Angriff.
Tynowski glich zum 17:17 aus (56.), Sidorowicz traf zum 18:17, Portner hielt, danach setzte Lier einen Nachschuss zum 19:17 ins Netz. Nach diesen Treffern der drei Winterthurer verkürzte Island auf 19:18, es blieben noch eineinhalb Minuten zu spielen. Schmid behielt die Nerven und traf nach 59:30 Minuten zum 20:18. Coach Michael Suter nahm, nach einem letzten Ballverlust der Isländer, neun Sekunden vor Ende noch ein Timeout, um diesen speziellen Moment zu geniessen.
«Spiel für Spiel grossartig»
Andy Schmid war mit sechs Treffern (natürlich) wieder der beste Schweizer Schütze, aber auch er spürte die Müdigkeit. «Bei mir war eigentlich schon nach fünf Minuten Schluss», sagte er. «Aber die Jüngeren konnten noch rennen.» Es sei kein Handball-Leckerbissen gewesen, sondern ein Abnützungskampf. «Doch was wir hier Spiel für Spiel liefern, ist einfach grossartig. Man redet sonst viel von der Offensive, aber wir müssen unserer Defensive ein grosses Kompliment machen. Was Svajlen, Röthlisberger oder Milosevic da leisten, ist überragend.» Und was die Torhüter dahinter zeigten, erst recht. Captain Nikola Portner kam auf 14 Paraden (inklusive eines abgewehrten Penaltys), Aurel Bringolf parierte ebenfalls einen Siebenmeter.
«Dieser Sieg fühlt sich an wie eine gelungene Revanche», sagte Portner. Denn im Juni war wegen Covid-19 den Schweizern die Chance genommen worden, sich im WM-Playoff mit Island zu messen. Die Isländer erhielten wegen ihres 11. Rangs an der EM ein Freilos für die WM. «Nun konnten wir der Welt beweisen, dass wir gegen gute Mannschaften nicht nur mithalten, sondern sie auch schlagen können. Ich bin so stolz auf diese Mannschaft.»
Zu den Eckpfeilern im Angriff gehörte neben Schmid in erster Linie Sidorowicz, der auch vom Regisseur ein dickes Kompliment erhielt. Oder Nicolas Raemy, der drei Partien lang kaum auf Touren gekommen war. Gegen die extrem offensive Deckung der Isländer waren bewegliche und schnelle Rückraumspieler gefragt, die auch einmal ein Eins-gegen-Eins für sich entscheiden konnten. «Das war extrem schwierig für uns», sah auch Schmid.
Eine Angriffsquote von 50 Prozent reicht für eine Schweizer Mannschaft normalerweise nicht. Aber wenn sie dem Gegner dank der starken Defensive eine noch schlechtere Ausbeute aufzwingt, dann schon. «Wir wollen den Schweizern ein bisschen Freude in die Stube bringen», sagte Trainer Michael Suter. Sein Team hat das perfekt gemacht bisher. Da die Norweger gegen die Portugiesen 29:28 siegten, hat die Schweiz weiter kleine Chancen auf den Viertelfinal. Dazu aber muss sie am Freitgag den EM-Sechsten Portugal schlagen. Der letzte Gegner heisst am Sonntag Algerien.
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