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Rücktritt wegen Rassismus
Die Beste der Welt war nie gut genug

Paola Egonu gewann an der WM mit Italien Bronze.
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Viele hüpfen, jubeln zwischen den farbigen Lichtern, klatschen zu den lauten Bässen. Italien hat an der Volleyball-WM gerade die Bronzemedaille gewonnen. Paola Egonu aber steht am Spielfeldrand mit Tränen in den Augen. «Du kannst das nicht verstehen», ist sie im Video zu hören. Sie steht vor ihrem Manager, die Stimme bricht: «Sie haben mich gefragt, warum ich Italienerin sei. Das ist das letzte Spiel im Nationalteam. Ich bin müde.»

Paola Egonu ist die beste Angreiferin, die wertvollste Spielerin des italienischen Teams. Mit dem italienischen Nationalteam wurde sie 2021 Europameisterin und gewann dieses Jahr die Nations League. Beim Smash kommt sie mit ihren Fingerspitzen auf eine Höhe von 3,44 m und schlägt den Ball mit über 100 km/h. Kurz: Sie ist eine der besten Volleyballspielerinnen der Welt. 

Paola Egonu ist schwarz. Und das ist für einige ihrer Landsleute ein Problem. 

Das Video ihrer Rücktrittsrede, das auf Twitter Zehntausende Male angeschaut und geteilt wurde, erreichte in Italien die höchsten Kreise. Der scheidende Ministerpräsident Mario Draghi stellte via Twitter klar: Egonu sei «der Stolz des italienischen Sports». Viele ähnliche Reaktionen folgten. Das klang nicht immer so.

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Egonu wird in der Nähe von Venedig geboren, in ihrer Gegend ist die Lega die stärkste Partei. Ihre Eltern waren aus Nigeria gekommen, sie geben ihren Kindern auf den Weg: «Man wird euch vielleicht beleidigen. Schaut, dass ihr ihnen nie recht gebt. Wenn sie sagen, Schwarze stinken, dann schaut, dass ihr immer sauber seid.»

Wenn die Eltern arbeiten, kümmert sich Paola um ihre beiden jüngeren Geschwister, weckt sie am Morgen, schaut, dass sie rechtzeitig in der Schule sind. Am Nachmittag gammelt sie vor dem Fernseher rum, schaut Cartoons. Das gefällt dem Vater nicht. Er schickt sie zum Volleyball. Paola ist scheu, die ersten Trainings sind für sie kein Spass. Aber mit 12 ist sie bereits 1,80 m gross, und sie merkt schnell, dass sie gut ist. So gut wie Mila – die Volleyball spielende Manga-Figur, die sie aus dem TV kennt.

Egonus Talent wird bald erkannt, mit 13 verlässt sie ihre Familie und zieht nach Mailand. Es ist eine schwierige Zeit für sie. Sie vermisst ihr zu Hause, vermisst das würzige Essen ihrer Mutter. Dazu kommt, dass sie während der Partien immer wieder beschimpft wird. Nicht von ihren Gegnerinnen. Von deren Eltern. 

Mit 15 debütiert sie in der Profiliga. Mit der italienischen U-18 wird sie Weltmeisterin. Dreimal in Folge gewinnt sie die italienische Meisterschaft, 2019 die Champions League und wird von der Tageszeitung «La Repubblica» zur «Frau des Jahres» gewählt. 

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Als sie in einem Interview nebenbei ihre Freundin erwähnt, wird ihr Liebesleben zum grossen Thema. «Gender Fluid» sei sie, wird geschrieben. Egonu versucht, das Ganze nicht an sich herankommen zu lassen. Sie lenkt sich ab mit ihren Lieblingsdingen: ihren zwei Hunden Pinot und Noir, koreanischen Serien, und sie geniesst es, mal den ganzen Tag im Bett verbringen zu können. 

Gegen aussen gibt sie sich stark, glücklich. Sie sagt, Italien sei kein rassistisches Land, es gebe einfach ein paar schlechte Leute. 

Aber all das braucht Kraft. Kraft, die irgendwann aufgebraucht ist. Einige Stunden nach ihrem Austritt aus dem Nationalteam sagt Egonu: «Ich muss mich mental erholen. Nicht nur von diesem Sommer, auch vom letzten.» Dafür gebe es in ihrem Sport einfach zu wenig Zeit.

Im Mai wurde sie in einem Interview gefragt, was sie mehr störe: wenn jemand behaupte, sie sei eine schlechte Volleyballerin oder sie sei keine Italienerin. «Es stört mich am meisten, wenn sie vergessen, dass ich ein Mensch bin.»

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