Die Bauern zittern vor der Kälte
Die Reb- und Obstbauern am Zürichsee machen sich Sorgen wegen des Kälteeinbruchs, den die Meteorologen für morgen voraussagen. Schutzmassnahmen sind möglich, doch für viele zu aufwändig.
In der Nacht auf Donnerstag werden wohl einige Obst- und Rebbauern in der Region nicht ruhig schlafen. «Ich werde am Donnerstagmorgen sicher früh aufstehen und nachschauen, wie schlimm es ist», sagt Winzer Marcus Schneider, der mit seiner Frau Myriam in fünfter Familiengeneration das Weingut Hasenhalde in Feldmeilen betreibt. Auch am Freitagmorgen wird er in aller Früh die Temperatur überprüfen. «Die Situation ist heikel. Wir kennen sie noch vom letzten Jahr, als es im Frühling ebenfalls wieder sehr kalt wurde. Damals hatten wir Glück, wir kamen mit einem blauen Auge davon.»
Schneider ist zuversichtlich, dass sich die Frostschäden auch dieses Jahr im Rahmen halten – zumindest am Zürichsee. Denn die Region weist mehrere geografische Eigenheiten auf, die den Weinbauern zugutekommen könnten. Zum einen befinden sich die meisten Rebstöcke an Hanglagen. «Je steiler der Hang ist, desto besser fliesst die kalte Luft ab», sagt Schneider. Und vor allem der Zürichsee, der als Wärmespeicher dient, wird für die Landwirtschaft ein Segen sein und dafür sorgen, dass die Temperaturen nicht so tief fallen wie anderswo in der Schweiz. «Der zirkulierende Wind vom See her wird uns helfen.»
«Wir überlegen uns, die Kirschbäume mit Fackeln zu wärmen.»
Einzelne neuralgische Stellen wird es dennoch geben. Ein Gebäude vor Rebstöcken, hinter dem sich die Kälte sammle, könne bereits den entscheidenden Unterschied ausmachen. «Es spielen viele Faktoren eine Rolle, die wir nicht beeinflussen können», sagt Schneider zudem. Etwa, wie hoch die Luftfeuchtigkeit sei oder ob die Sonne genau dann in die Reben scheine, wenn es taue. Auf alle Eventualitäten vorbereiten könne man sich nicht.
Schutz mit Wasser und Feuer
Einige Vorkehrungen sind jedoch möglich, wie Robin Haug, Geschäftsführer des Branchenverbands Deutschschweizer Wein in Wädenswil sagt. So haben die Winzer in der Schweiz seit dem Frühlingsfrost vom letzten Jahr vermehrt sogenannte Frostruten stehen lassen, also nicht so viel von den Stöcken geschnitten wie auch schon. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Triebe die Kälte überleben.
Einige Rebbauern in der Schweiz beregnen zudem ihre Anlagen. Dadurch entsteht über Nacht eine isolierende Eisschicht um die Triebe, die vor noch grösserer Kälte schützt. Der Wasserverbrauch dafür ist jedoch enorm. Verbreiteter ist der Einsatz von Frostkerzen, welche die Umgebung um bis zu zwei zusätzliche Grad erwärmen. Da pro Hektar 200 bis 400 Kerzen angezündet werden müssen, ist der Aufwand aber verhältnismässig gross.
«So ist eben die Natur»
Er kenne keinen Weinbauern am Zürichsee, der Frostkerzen einsetze, sagt denn auch der Meilemer Marcus Schneider. Der Küsnachter Obstbauer Dieter Grimm hingegen wird eventuell auf diesen Trick zurückgreifen. «Wir überlegen uns, die Kirschbäume mit Fackeln zu wärmen». Da der Frühling bisher so warm war, stünden die Bäume drei Wochen früher in Blüte als sonst. «Das stellt uns nun vor Probleme. Wird es kälter als minus zwei Grad, droht der Totalverlust.» Jammern will Grimm aber nicht. «So ist eben die Natur, damit müssen wir umgehen können.»
Ähnlich klingt es bei der Obstbauerfamilie Keller in Hombrechtikon. Natürlich bestehe im Frühling jeweils ein Frostrisiko. Aber es erfriere nie alles, ein Teil der Blüten überlebe immer. Auch den Hombrechtiker Obstbauern hilft die Topografie: Die Plantage liegt so in der Landschaft, dass sie von der Bise abgeschirmt sind.
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