Schnellster Mensch der WeltDer unheimliche Sprinter aus Kenia
Ferdinand Omanyala war bis im letzten Jahr noch ein Nobody, mittlerweile verblüfft er mit Superzeiten. Ist es eine Tellerwäscher-Karriere mit Happy End?
Kenia gilt als Land der Läufer und Läuferinnen. Darum hat es auf einen wie Ferdinand Omanyala lange nur mit Spott reagiert. Denn der Mann mit dem klingenden Namen ist Sprinter. Und wenn das Land bisher im Traditionssport Leichtathletik eines nicht hervorgebracht hatte, ist es einen 100-m-Sprinter von Weltklasseformat.
Doch aus dem Belächelten ist über Kenia hinaus inzwischen eine Sensation geworden, was sich jüngst am Kip-Keino-Meeting in Nairobi zeigte: Omanyala bezwang den amerikanischen Olympia-Zweiten Fred Kerley in ultraschnellen 9,85 Sekunden. Und man übertreibt nicht, wenn man sagt, die Zuschauer hätten getobt.
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Der 26-Jährige ist der erste kenianische Sprinter, der die Liste der schnellsten Männer der Welt anführt. Er bestätigte damit seinen Sensationslauf vom vergangenen Jahr an gleicher Stelle, als er in 9,77 Sekunden gar den Afrikarekord verbesserte. Bloss sieben Sprinter waren je schneller – drei Jamaikaner mit Weltrekordhalter Usain Bolt (9,58) an der Spitze und vier Amerikaner.
Der bullige Omanyala, der locker als Türsteher durchgehen könnte, hat sein Land also im Alleingang auf diese prestigereiche Landkarte seiner Disziplin gehievt. Und doch ist der Mann so manchem Betrachter unheimlich. Das hängt mit zwei Aspekten zusammen.
2017 wurde Omanyala für 14 Monate gesperrt, nachdem man ihm ein Steroid hatte nachweisen können. Wegen extremer Rückenschmerzen habe er das Mittel gespritzt bekommen, sagte er in der Anhörung. Kurz: Er habe keineswegs betrügen wollen, der Mediziner habe trotz mehrfacher Nachfrage, ob die Substanz erlaubt sei, aber die Frage bejaht. Die Sportjuroren glaubten ihm, zumal keine Indizien auftauchten, die das Gegenteil nahelegten.
Unheimlich aber ist auch seine Entwicklung: Benötigte er 2019 noch 10,47 Sekunden, was nationalem Niveau entspricht, steigerte er sich von 10,32 (2020) urplötzlich auf diese 9,77 (2021). Es sind Leistungssprünge, die wahrlich magisch sind und ihn in den Mittelpunkt katapultierten.
Noch im vergangenen Jahr nämlich interessierten sich bloss wenige lokale Sponsoren für ihn – und seine Frau musste den Lebensunterhalt phasenweise allein stemmen. Selbst Einladungen an Meetings im Ausland musste er mangels Geld absagen.
Kämpferisch aber war er immer: 2019 klagte er gegen den kenianischen Leichtathletik-Verband, weil ihn dieser von allen künftigen Anlässen im Nationaldress fernhalten wollte. Wie einen Paria hätten sie ihn nach der Klage behandelt, sagte Omanyala. Doch er kam mit seinem Begehren durch und qualifizierte sich als erster Sprinter seines Landes für den 100-m-Halbfinal an den Olympischen Spielen in Tokio.
Mittlerweile hat er bei Adidas eine Heimat und damit ein Einkommen gefunden. Der Kontinentalrekord von 9,77 Sekunden brachte ihm auch ein Auto mit entsprechender Nummer ein. Aus dem Aussenseiter ist in kurzer Zeit ein Schwergewicht mit breiter Brust geworden.
Er glaubt nämlich sogar, den Weltrekord von Usain Bolt in den Beinen zu haben. Rosig sieht er darum seine Zukunft, und doch fragt sich mancher: Kann diese Tellerwäscher-Karriere tatsächlich zum Happy End führen?
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