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Teenager Carlos Alcaraz
Der spanische Federer erobert New York

Es ist geschafft: Carlos Alcaraz feiert seinen bisher grössten Sieg.
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Der frühreife Carlos Alcaraz wurde schon oft mit Rafael Nadal verglichen, der 2005 im zarten Alter von 19 in Paris sein erstes Grand-Slam-Turnier gewann. Die Intensität, die der Teenager aus Murcia im Südosten Spaniens auf den Court bringt, erinnert denn auch den Mallorquiner. Doch wenn er sich an einem Spieler orientiere, sei das nicht Nadal, stellte Alcaraz am US Open nach seinem Coup gegen Stefanos Tsitipas klar, sondern Roger Federer.

«Ich kopiere nicht den Stil eines anderen Spielers», führte Alcaraz aus. «Ich habe den eigenen. Aber wenn ich einen Spieler nennen müsste, dessen Spiel ähnlich ist, dann Federer. Ich versuche ebenfalls, die ganze Zeit aggressiv zu spielen.»

«Ich habe noch nie jemanden erlebt, der den Ball so hart schlägt.»

Stefanos Tsitsipas

In der Tat schlägt der 18-Jährige mit einer imposanten Wucht auf die Bälle ein. Dazwischen streute er gegen Tsitsipas aber auch immer wieder Stoppbälle ein, um den Griechen aus der Komfortzone zu locken. Was sein Ballgefühl und seine Vielseitigkeit dokumentierte. Meistens gewann er den Punkt.

«Ich habe noch nie jemanden erlebt, der den Ball so hart schlägt», sagte Tsitsipas anerkennend. «Ich brauchte meine Zeit, bis ich mich daran gewöhnt hatte.» Der Paris-Finalist war im Arthur Ashe Stadium nicht zu beneiden, das Publikum schlug sich von Beginn weg auf die Seite von Alcaraz. Und der schöpfte aus der elektrisierenden Atmosphäre im Finish nochmals Energie, nachdem er den vierten Satz 0:6 verloren hatte.

Wer die Partie verfolgte, auch wie couragiert der Spanier im Tiebreak des fünften Durchgangs aufspielte, der weiss, dass er hier die Zukunft des Männertennis erlebt hat. Alcaraz ist sogar noch neun Monate jünger als das Schweizer Talent Dominic Stricker. Dank dem US Open stösst er bereits in die Top 50 vor, Tendenz steil ansteigend. Gegen Laaksonen-Bezwinger Peter Gojowczyk (ATP 141) ist er im Achtelfinal jedenfalls klar zu favorisieren.

Kein Sandkönig

Alcaraz wird gecoacht von der früheren Nummer 1 Juan Carlos Ferrero und spricht etwas besser Englisch als Nadal in diesem Alter. Nebst den Parallelen zu Nadal und Federer gibt es aber durchaus auch Unterschiede: Anders als Nadal ist nicht Sand seine bevorzugte Unterlage, sondern Hartplatz. Und er schlägt die Rückhand zwar zweihändig, ist aber Rechtshänder.

In der Garderobe schaute sich die Kanadierin Leylah Fernandez am Fernseher den Coup von Alcaraz an und dachte: Wenn er das schafft, kann ich das auch! So schritt sie, ebenfalls 18-jährig, ins Arthur Ashe Stadium und schlug Titelverteidigerin Naomi Osaka in drei Sätzen. Dabei machte die Amerikanerin eine Erfahrung, die sie schon lange nicht mehr hatte machen müssen: Die meisten Zuschauer unterstützten ihre Gegnerin und nicht sie.

Von Alcaraz inspiriert: Die ebenfalls 18-jährige Leylah Fernandez stürzte Titelverteidigerin Naomi Osaka.

Osaka nahm sich das sehr zu Herzen und brach später in der Pressekonferenz wie schon kürzlich in Cincinnati in Tränen aus. «Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich herausfinden muss, was ich möchte», sagte sie. «Seit kurzem fühle ich mich nicht mehr glücklich, wenn ich gewinne. Ich spüre nur eine gewisse Erleichterung. Und wenn ich verliere, fühle ich mich sehr traurig. Ich denke nicht, dass das normal ist.»

Sie wisse nicht, wann sie ihr nächstes Tennismatch spiele. Sie werde nun eine Pause nehmen, sagte sie unter Tränen und streckte beide Daumen in die Höhe. Die unpassende Geste war Ausdruck ihrer Verzweiflung. Etablierte tun sich schwer, die Teenager greifen an. Das Tennis ist plötzlich im Fluss.

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