Der Hubert kann nicht mehr lieb sein
Bibi Fellner und Moritz Eisner ermitteln im «Tatort» ausnahmsweise in den Bergen – ein Stelldichein von Käuzen und Grantlern.
Der neue «Tatort» kommt aus Wien, spielt allerdings im österreichischen Mölltal in Kärnten. Dort betreibt der Geschäftsmann Hubert Tribusser ein Sägewerk am Fusse des Grossglockners. Der smarte Unternehmer gilt als Axt im Walde und als einer, der sich darauf versteht, im Schatten der Nacht Süssholz zu raspeln. Späne davon, so scheint es, liegen bald in jedem Haushalt. Mit seinen Schmeicheleien stiftet Tribusser viel Unfrieden, und doch staunen ihm selbst jene Damen versonnen hinterher, die er schon wieder abgelegt hat: «Der Hubert hat sehr lieb sein können. Sehr lieb.»
Doch nun kann der Hubert nicht mehr lieb sein, er wurde im Heizkessel seines Werks verbrannt. Letzterer hat ganze Arbeit geleistet und bis auf ein Titan-Implantat in der Schulter nichts übrig gelassen. Die nächste besondere Gründlichkeit erfährt Hubert Tribusser gleich nach seinem Tod: Weil der Vater Kontakte nach Wien unterhält und der Dorfpolizei nicht hinreichend traut, werden die Kommissare Bibi Fellner und Moritz Eisner als Sonderermittler abkommandiert.
Man kennt es aus anderen Alpenkrimis: Jeder im Tal kennt jeden, es gibt Seilschaften und alte Fehden. Den Berglern in diesem Film geht es nicht anders als den Bäumen, die sie umgeben: Über Tage mögen sie als standhafte Einzelgänger sichtbar sein – tief unten aber greifen die Wurzeln in alle möglichen Richtungen, auf der Suche nach Halt und Kollaboration. Der Städter Eisner hat auf die Kriminaldienstreise jedenfalls weniger als gar keine Lust, er sieht gleich in allen und jedem ein «Orschloch», und das klingt netter, als es gemeint ist.
Sein Verdruss ist unser Gewinn: In der Enge des Mölltals bilden Sehnsüchte und Abhängigkeiten ein feines Geflecht, erlebbar für den Zuschauer wird dieses durch eine auch in den Nebenrollen überzeugende Besetzung. «Baum fällt» heisst dieser sehenswerte «Tatort». Und je deutlicher im Verlauf des Films das Geflecht zu erkennen ist, desto mehr darf man sich fragen, ob so ein plötzlicher Fall wie der vom Hubert vielleicht doch nicht das allerschlimmste Los des Lebens ist.
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