Der Guillotine knapp entkommen
«Brooklyn Nine-Nine» wurde überraschend vor der Absetzung gerettet. Ein Glück, denn die Comedyserie mit ihrem tollen Ensemble ist sehr unterhaltsam.

Es geschehen doch noch Wunder! Wie so häufig um diese Jahreszeit entscheiden die amerikanischen Fernsehsender, welche Serien fortgesetzt werden und welche das Zeitliche segnen, um neuen Anwärtern Platz zu machen. Ein Opfer des diesjährigen Durchgangs war die Comedyserie «Brooklyn Nine-Nine». Die Einschaltquoten waren dem Fehrnsesender Fox zu tief, obwohl sie seit längerem stabil sind. Daher hiess es Auf Wiedersehen!
Die Fans waren zutiefst enttäuscht und liessen ihrem Unmut auf Social Media freien Lauf. Ein altbekanntes Ritual, das die Entscheidungsträger jeweils kalt lässt. Doch dieses Mal zeigte der Shitstorm eine Wirkung und der Sender NBC gab kurz darauf bekannt, dass die Serie künftig bei ihnen weiterlaufen würde.
Vielleicht lag es an prominenten Fans wie Luke Skywalker Darsteller Mark Hamill oder Musicalcreator Lin-Manuel Miranda. Oder vielleicht auch einfach daran, dass «Brooklyn Nine-Nine» eine ausgezeichnete Serie ist. Sie dreht sich um das titelgebende Polizeirevier in New York. Im Gegensatz zu Polizeiserien wie «CSI» oder «Law and Order» ist «Brooklyn Nine-Nine» aber nicht bierernst, sondern spielerisch.
Jake Peralta (Andy Samberg), zumindest zu Beginn die Hauptfigur, ist ein junger, unreifer Polizist, der sich für seinen Job entschieden hat, weil der Bruce Willis Klassiker Die Hard sein absoluter Lieblingsfilm ist. Er versucht jeden Tag so zu leben, als ob er in einem Film wäre. Dabei gerät er in Konflikt mit seinem neuen Captain, Raymond Holt (Andre Braugher). Dem geht nämlich jeder Sinn für Humor ab und er nimmt seinen Job sehr ernst.
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Mark Hamil war entsetzt, über das drohende Ende von «Brooklyn Nine-Nine». Er warnte den Fernsehsehnder Fox vor seinem ewig währenden Groll.
So weit die Ausgangslage. Doch davon löst sich die Serie bald und legt den Fokus stattdessen auf das gesamte Ensemble. Darin liegt ihre Stärke. Das Team des Polizeireviers ist äusserst vielfältig. Neben Jake und Holt etwa Terry Jeffords (Terry Crews), der sanfte Riese, der problemlos einen erwachsenen Mann aufheben kann und seine Joghurts liebt.
Oder Rosa Diaz (Stephanie Beatriz), die Emotionen verabscheut, immer bewaffnet ist und eine tolle Balletttänzerin ist. Oder Gina Linetti (Chelsea Peretti), die Assistentin des Captains, der jeglicher Realitätssinn abgeht, die sich für die Königin des Universums hält und deren gemeine Kommentare einem die Tränen in die Augen treiben können.
Die Liste könnte endlos weitergehen, denn alle Mitglieder des Ensembles haben ein spannendes Innenleben und ihren Moment im Scheinwerferlicht. Trotzdem gibt es einen eindeutigen MVP, nämlich Captain Raymond Holt.
Wie Andre Braugher seine Rolle spielt ist fantastisch. Der Captain mag vielleicht keinen Humor haben, ist aber mit Abstand der lustigste Charakter. Braugher spielt Holt so trocken, dass es beinahe wehtut. Während rund um ihn der helle Wahnsinn herrscht, bleibt er stoisch, hebt nur ab und zu seine Augenbraue und denkt an sein Lieblingsfrühstück - ein Stück Toast ohne nichts.
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Doch Holt ist auch eine Figur, an der ernstere Themen besprochen werden können. Er ist seit den achtziger Jahren ein offen schwuler schwarzer Cop und hat es daher nicht leicht gehabt. Diese Aspekte werden nicht ausgeblendet, aber immer mit der typischen Prise Humor angegangen, sodass die Serie nie ins Predigen verfällt. Stattdessen wird die Realität durch einen Zerrspiegel wiedergegeben, sodass auch in tragischen Momenten der lustige Kern aufscheint.
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Auch bezüglich der Verbrechen, welche das Team bearbeitet, findet die Serie die richtige Balance. Der Enthusiasmus der Polizisten für komplizierte und aufsehenerregende Fälle mag teilweise ein wenig unangebracht wirken, doch die Konsequenzen werden nie ganz ausgeblendet. Wie Jake so treffend sagt: «Cooles Motiv, trotzdem Mord.»
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Überhaupt sind auch die Storylines extrem unterhaltsam. So findet jedes Jahr an Halloween ein Wettkampf um den Titel des besten Ermittlers statt. Dabei scheuen die Polizisten keine Mühen, um sich den Sieg zu sichern. Es wird gelogen, betrogen, gestohlen und hämisch gelacht. Nur um am Ende dann doch wieder zueinander zu finden.
Wie der traditionelle Wettkampf, so entwickelt sich auch die Figuren von Jahr zu Jahr weiter. Jake wird reifer, Rosa weniger angsteinflössend und Captain Holt ähnelt immer mehr einem echten Menschen statt einem Roboter. Er überlegt sich sogar einmal, bei einer Power Point Präsentation aufs Ganze zu gehen, und die Folien statt schwarz-weiss farbig zu gestalten. Wie kühn!
«Brooklyn Nine-Nine» tritt auch nach fünf Jahren nie Wasser, sondern findet immer wieder einen neuen Zugang zum Team. Ein Glück also, dass die Serie gerettet wurde, und wir die Chance haben zu sehen, wohin der Weg als Nächstes führt.
Staffeln 1-4 von «Brooklyn Nine-Nine» sind auf Netflix zu sehen.
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