Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

VW ID. 2all
Der Golf für die neue Zeit

Zurück in die Zukunft: Die Studie des künftigen «Volks-Stromers» ID. 2all erinnert optisch an VW Golf und Polo.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Gekommen waren Medienschaffende aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt. Doch als VW im Hamburger Kongresszentrum jene Weltpremiere ins Scheinwerferlicht rückt, wegen der die Anwesenden angereist sind, steht den meisten die gleiche Frage ins Gesicht geschrieben: Warum nicht gleich so? Einen VW wie den ID. 2all (übersetzt: «ID für alle») hätten sich viele anstatt der Vielzahl an SUV-Derivaten von Anfang an gewünscht. Einen Volkswagen für die neue Zeit. Klassisch, klassenlos – einen echten VW, wie man ihn von früher kennt. Als Startoffensive für die E-Mobilität, das ist sicher, hätte dieses Auto vieles erleichtert. Für Kunden wie Konzerne.

Tatsächlich erfüllt die in Hamburg vorgestellte Elektro-Studie alle Kriterien, die es für den avisierten Durchbruch bei der breiten Masse braucht. Mit einem Preis von unter 25’000 Euro ist das für 2025 als Serie geplante E-Modell auch für Normalverdienende erschwinglich. Es ist praktisch und geräumig, und mit einem 440 Liter grossen Kofferraum (1300 Liter mit umgeklappten Rücksitzen) eignet sich der ID. 2all sowohl für den Alltag wie auch für Ferien mit der Familie oder als City-Flitzer. Die elektrische Reichweite schlägt mit 450 Kilometern zu Buche, und dank neuer Schnellladetechnik sollen die ersten 80 Prozent der Batterie in weniger als 20 Minuten geladen werden können.

Elektrischer Mix aus Polo und Golf

Das Wichtigste aber ist: Der ID. 2all sieht aus wie eine Kreuzung aus zwei Modellen, die sich über Jahrzehnte als VW-Bestseller bewährt haben. Denn die Form der Studie ist klar Golf, das Format mehr oder weniger Polo. Und das ist durchaus als Signal zu verstehen. Als erstes VW-Modell überhaupt trägt der ID. 2all die Handschrift des neuen Chefdesigners Andreas Mindt und verkörpert so die Formensprache des künftigen VW-Portfolios. Mit der Studie trennt sich der Volumenhersteller mehr oder weniger offiziell vom Design der elektrischen ID-Familie und kehrt zum schnörkellosen Volkswagen-Stil zurück. Dieses Auto zeige an, «wo wir mit der Marke hinwollen», schwärmt VW-Chef Thomas Schäfer auch vor dem TA-Mikrofon. «Nah am Kunden, mit Top-Technologie und tollem Design. Wir machen Tempo bei der Transformation, um die E-Mobilität in die Breite zu bringen.»

Tatsächlich markiert der ID. 2all eine bemerkenswerte Rückbesinnung auf die Tradition in vielerlei Hinsicht. Denn nicht nur das Design ist eine offensichtliche Betonung der Markentugenden, die Sympathie und Vertrautheit vermitteln sollen. Der Konzern setzt damit auf Zeitlosigkeit statt auf die Exaltiertheit der optisch zuweilen bemüht wirkenden bisherigen ID-Linie. Es ist ein Schritt zurück in die Zukunft und soll signalisieren: Elektrisch ist das neue Normal und muss heute keinen ausgefallenen Science-Fiction-Look mehr haben.

1 / 2
Klare Linien, grosse Screens: VW folgt der aktuellen Elektro-Cockpit-Mode.
Schluss mit Experimenten: Das neue VW-Design verzichtet auf Experimente.
Klare Linien, grosse Screens: VW folgt der aktuellen Elektro-Cockpit-Mode.

Genau das wäre vielleicht von Anfang an eine gute Idee gewesen. Denn wie bei jeder technischen Transformation in der Gesellschaft spielen Unsicherheiten auch beim Umstieg auf E-Mobilität eine grosse Rolle. Und was liegt näher, als – wie auch immer berechtigten – Ängsten vor Reichweitenmangel oder instabilen und brennenden Batterien eine über 50-jährige Historie an Stabilität, Popularität und Erfolg entgegenzusetzen?

Hommage an gute alte Zeiten

Die Präsentation in Hamburg zahlt denn auch konsequent auf diese Karte ein. Der Event, der unter der Tagline «for the people» läuft, beginnt mit einer rund zwanzigminütigen Hommage an gute alte Zeiten. Alte Käfer, Golf und Polo werden auf die Bühne geholt und fahren danach auf einem Rundkurs um das Publikum herum, auf mächtigen Screens laufen Image-Filme über die geschichtsträchtigen Bestseller aus dem VW-Konzern. Dabei scheut man sich nicht, die geballte Kraft der Nostalgie mit dem Versprechen für eine nachhaltige Zukunft zu kombinieren. Vergilbte Ferienfotos mit glücklichen Familien in VW-Bussen wechseln sich ab mit ethnisch und demografisch gut durchmischten Menschen in aufwendig gefilmten Naturlandschaften. «Wir überführen die DNA unserer Ikonen in die Zukunft», sagt Mindt. «Der ID. 2all ist deshalb auch eine Hommage an den Käfer, Golf und Polo.»

Ist der ID. 2all der grosse Wurf, der VWs E-Ambitionen den entscheidenden Kick verleiht? Sicher ist: Wer ein aufregendes Auto sucht, dürfte auch 2025 bei anderen Herstellern fündig werden. Doch Aufregung war nie ein Kriterium für den Erfolg in der breiten Masse, im Gegenteil. Verlässlichkeit, Alltagstauglichkeit und Tradition hingegen schon. Zumal vor allem Letzteres der X-Faktor ist, den VW allen Teslas oder Nios dieser Welt immer voraushaben wird – und auf den der Konzern mit dem ID. 2all nun so deutlich wie noch nie zu setzen scheint.