Routinier in RageSchon bei Halbzeit ist Dzemaili fuchsteufelswild
Der FCZ-Antreiber regt sich beim 2:2 in St. Gallen über den Schiedsrichter auf. Und gibt einen deutlichen Hinweis darauf, dass er seine Karriere bald beenden wird.

Es ist erst Halbzeit, aber Blerim Dzemaili ist schon fuchsteufelswild. Nach dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Wolfensberger zerrt er sich das Trikot über den Kopf, stapft in die Kabine und steht Sekunden später schon wieder auf dem Rasen. Der Routinier muss zum Interview beim TV-Sender Blue und spricht Sätze voller Ausrufezeichen.
«Ein ganz leichtes Foul von uns ist Foul! Ein Foul gegen uns ist nie Foul! Wir können nicht jedes Mal gegen den Schiedsrichter spielen! Es ist genug! Es ist zu viel!» Und zum Schluss schiebt er noch hinterher: «Aber zum Glück habe ich nicht mehr lange!» Der letzte Satz ist ein deutlicher und nächster Hinweis darauf, dass Dzemaili seine Karriere nach dieser Saison beenden wird.
St. Gallen empfängt den FCZ. Es ist ein Match mit hundert Geschichten. Am Ende stehts 2:2. Damit können alle im Stadion ein bisschen glücklich sein. Und auch ein bisschen unglücklich.
19’540 Zuschauer füllen den Kybunpark bis auf den letzten Platz. Die Stimmung ist herausragend gut. St. Gallens Trainer Peter Zeidler lobt nach dem Match sein Publikum. Aber er lobt, und das ist schon ungewöhnlich, auch die Zürcher Fans.
Der FCZ mag noch immer im hinteren Bereich der Tabelle stehen, aber er zieht Menschen an wie noch selten. In Heimspielen sind es im Schnitt fast 14’500 Zuschauerinnen und Zuschauer. Wie jüngst bei anderen Auswärtsreisen genügt auch im Kybunpark der Gästeblock nicht, um alle FCZ-Fans aufzunehmen. Sie stehen und sitzen auch links und rechts davon. Und sie sehen eine Zürcher Mannschaft, die stark startet.
Tosin trifft schon wieder
Es ist für den FC Zürich ein kleines Unglück, dass er nach 80 Sekunden nicht schon führt. Tosin hat sich auf der rechten Seite gelöst, Marchesano steht vor dem Tor, um die Flanke über die Linie zu drücken. Doch ein St. Galler Bein kann den Ball über die Latte lenken.
Das Spiel ist nicht immer fehlerfrei, aber geprägt von zwei Mannschaften, die sich in Zweikämpfe stürzen und die Offensive suchen. In der 26. Minute holt der FCZ den Führungstreffer nach. Und wer erzielt das Tor? Natürlich Aiyegun Tosin. In den vergangenen sechs Partien hat der 24-jährige Nationalspieler aus Benin sechsmal getroffen, nun ist er nach feiner Vorarbeit Krasniqis und Dzemailis erfolgreich. Krasniqi legt quer auf rechts zu Dzemaili. Und Dzemaili legt quer auf links zu Tosin.

Dem Treffer geht ein umstrittener Ballgewinn rund 30 Meter vor dem Tor voraus, doch Schiedsrichter Wolfensberger lässt laufen und liegt richtig. Der FCZ verpasst in der 38. Minute das 2:0, als Aliti nach Dzemailis Freistoss eine ausgezeichnete Kopfballchance vergibt. Und dann kommt die Szene, die den bald 37-jährigen Dzemaili derart wild macht.
Statt den Ball unter Druck nach vorne zu schlagen, geht Zürichs Innenverteidiger Kryeziu in ein Dribbling gegen zwei St. Galler und fällt. Der Pfiff bleibt aus, Guillemenot kann losstürmen und allein vor Brecher den Ausgleich erzielen. Und bei allem Ärger von Dzemaili und auch Brecher, die beide wegen Reklamierens Gelb sehen: Es ist auch dieses Mal strittig, aber nicht falsch, dass Wolfensberger laufen lässt und der VAR nicht interveniert.
Am Ende hilft der Pfosten
Das Spiel ist vor der Pause schon rasant. Es wird noch besser zu Beginn der zweiten Halbzeit. St. Gallen geht durch Latte Lath in Führung, der Stürmer setzt sich gegen Omeragic und Kryeziu durch und trifft mit einem Flachschuss (51.). Fünf Minuten später heisst es 2:2. Tosin musste in der Pause wegen muskulärer Probleme ersetzt werden, der für ihn eingewechselte Okita trifft nach einem Konter und mit noch leicht abgefälschtem Schlenzer zum Ausgleich.
Danach wird es etwas ruhiger, die Mannschaften haben mehr Mühe, sich Chancen zu erarbeiten, bis Omeragic nach der zweiten Verwarnung vom Feld muss (85.) und der FCZ in Unterzahl ist. Die St. Galler, seit 36 Tagen ohne Sieg, aber trotzdem noch auf Rang 3, setzen zum Schlussspurt an. Geubbels trifft an den Pfosten, mehr aber lassen die Zürcher nicht mehr zu.
«Natürlich wollen wir solche Spiele gewinnen», sagt Bo Henriksen später, «aber wir müssen auch den Gegner loben.» Das 2:2 geht für den Zürcher Trainer in Ordnung, es ist auch die Fortsetzung einer guten Serie. In diesem Jahr hat sein Team in zehn Spielen nur einmal verloren und 17 Punkte geholt. Aber beruhigt sein kann der FC Zürich nicht. Nach Sions Sieg in Luzern liegt das Tabellenende nur drei Punkte entfernt.
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