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Nachruf auf Meat Loaf
Der Berserker im Rüschenhemd

Meat Loaf bei einem Auftritt in der Wembley Arena in London 1994.
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Man nannte ihn einen postpubertären Heldentenor oder auch das Endprodukt von 200 Jahren McDonald’s. Und nein, pompöser wurden Teenagerlust, Fünfzigerjahre-Rock’n’Roll und Wagnerkitsch nie zusammengebracht als bei Meat Loaf, jenem schwergewichtigen «Hackbraten» mit der 4-Oktaven-Stimme, der seinen Spitz- und Künstlernamen erhielt, als er als Teenager einmal seinem Footballtrainer auf den Fuss trat.

Der 1947 als Marvin Lee Aday in Dallas geborene Sänger und Schauspieler zog nach dem frühen Krebstod seiner Mutter Ende der Sechziger nach Los Angeles, gründete dort verschiedene Bands und wurde wenig später für die Musicals «Hair» und «The Rocky Horror Show» engagiert.

Es war zu jener Zeit, als Meat Loaf auf den Komponisten Jim Steinman traf, der ihn für ein zeitgenössisches Peter-Pan-Musical engagieren wollte. Was folgte, war dann aber eine von jahrzehntelangen Erfolgssträhnen und Entzweiungen geprägte Hassliebe zweier rockpopulistischer Giganten.

Musikalisch und lyrisch heillos überfrachtet

Diese musikalische Zwangssymbiose begann mit dem Album «Bat Out of Hell» (1977), das im Grunde als Nebenprodukt aus Steinmans Musical entstanden war und zunächst von fast allen Plattenfirmen abgelehnt wurde. Nach eher schleppendem Start sollte es später mit fast 50 Millionen Verkäufen zu einem der erfolgreichsten Tonträger aller Zeiten werden.

Doch das musikalisch und lyrisch heillos überfrachtete Werk wurde nicht nur für Meat Loaf, sondern auch für seinen Produzenten und Songschreiber Steinman zum schicksalhaften Wegweiser. Die ins Groteske übersteigerten Teenagerhymnen wurden für ihre Schöpfer zu einer nie mehr überwindbaren Messlatte.

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Schlimmer noch: Der «Robert De Niro des Rock» (Meat Loaf über Meat Loaf) verlor im Erfolgstaumel und Tourneestress seine Stimme, überwarf sich mit Steinman (der das Nachfolgealbum «Bad for Good» schliesslich selbst einsang – es wurde ein Flop), verkrachte sich mit dem Management und der Plattenfirma, suchte Trost im Alkohol und ging pleite.

Erst gegen Ende der Achtzigerjahre versöhnte sich das Duo. Aber die Produktion eines würdigen «Bat Out of Hell»-Nachfolgers sollte sich bis 1993 hinziehen. Zum einen, weil Steinman künstlerisch ausgebrannt war – er hatte in der Zwischenzeit erfolgreich mit Bonnie Tyler («Total Eclipse of the Heart»), Air Supply und den Sisters of Mercy gearbeitet. Zum andern, weil Meat Loaf songschreiberisch wenig zustande brachte und sich hauptsächlich als Schauspieler verstand, der sich mit Wucht und mit Wimmern in Steinmans Songs einfühlte.

«Wenn sie mal mein Leben verfilmen, möchte ich, dass Michael J. Fox mich spielt.»

Meat Loaf

Als «Bat Out of Hell II: Back Into Hell» schliesslich doch noch erschien, wurde das Album zwar ein Hit. Aber das Verhältnis zwischen Loaf und Steinman blieb angespannt, es folgten zahllose weitere Zerwürfnisse und Wiedervereinigungen.

Meat Loaf, der zwischenzeitlich auch in Filmen wie «Fight Club» auftrat, bekam jedoch immer schwerere gesundheitliche Probleme. Wegen Gehirnerschütterungen litt er unter Gleichgewichtsstörungen, hinzu kamen havarierte Kniegelenke (gewichtsmässig bedingt) und eine Herzerkrankung, was ihn 2013 zum endgültigen Rückzug von der Bühne zwang, die er so oft in Frack und Rüschenhemd und mit Seidentuch bespielt hatte.

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«Wenn sie mal mein Leben verfilmen, möchte ich, dass Michael J. Fox mich spielt», sagte der Sänger einmal. Jetzt ist er im Alter von 74 Jahren gestorben – nur neun Monate nach Jim Steinman. Und wenn es einen Himmel gibt, der diesen Namen verdient, dann müssen dort oben jetzt die allerschwülstigsten Fanfaren erklingen.