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Verschiebungen im Machtgefüge
Der Assad-Clan streitet um 120 Millionen Dollar

Hat Streit mit seinem schwerreichen Cousin: Syriens Diktator Bashar al-Assad. ( Getty Images)
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Jede Familie hat eigene Wege, um Konflikte auszutragen. Der Weg, den der Syrer Rami Makhlouf gerade wählt, ist jedoch ungewöhnlich – schon weil er eine herausgehobene Rolle im syrischen Herrscherclan innehat, einer so machthungrigen wie verschworenen Sippe. Zwist und Palast-Intrigen mag es auch in Damaskus ab und an geben, nach aussen hielt der Clan um Machthaber Bashar al-Assad aber stets zusammen.

Zumindest bis zum 1. Mai, da veröffentlichte Rami Makhlouf ein Video auf Facebook. Er beklagte sich, wie ungerecht er behandelt werde – und liess zwei Tage später ein weiteres Video folgen, in dem er subtile Drohungen untermischte. Ein Facebook-User kommentierte: «Wissen die Assads nicht, wie man eine Familien-Whatsapp-Gruppe einrichtet?»

«Herr Präsident, das ist die Wahrheit!»

Zumindest Makhlouf dürfte mit dem Nachrichtendienst bestens vertraut sein, schon aus beruflichen Gründen. Er ist Herr über ein Firmenimperium, das ihn zum reichsten Mann Syriens machte: Gemäss Schätzungen kontrollierte der heute 50-Jährige vor Kriegsbeginn bis zu 60 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes, verdiente im Tourismus wie in der Schwerindustrie, als Lizenznehmer im Autoimport oder bei Verbrauchsgütern. Seine ergiebigsten Geldquellen sprudelten aber im Kommunikationssektor: Der grössere der beiden syrischen Mobilfunkanbieter Syriatel gehört ihm allein, der kleinere MTN in Teilen.

Eine Auseinandersetzung um Syriatel scheint nun zumindest nach aussen hin der Anlass für Familienstreit zu sein: Die syrischen Behörden forderten von ihm 120 Millionen Dollar zusätzliche Abgaben, beklagt Makhlouf, und das, obwohl er doch immer alle Steuern bezahlt habe. «Herr Präsident, ich bitte Sie, das ist die Wahrheit!», fleht Makhlouf in seinem ersten Video.

Rami Makhlouf will keine 120 Millionen US-Dollar zahlen.

Schon diese Aufnahme, die Makhlouf in einer Villa aufnahm, war bemerkenswert. Schliesslich bestätigte Assads Cousin damit Gerüchte über Verwerfungen in der Familie, die seit Spätsommer 2019 in Syrien die Runde machten: Makhlouf, ein Kindheitsfreund des Diktators, der nur durch dessen Gunst sein Milliardenvermögen anhäufen konnte, scheint keinen Zugang mehr zum Präsidenten zu haben.

Dass er nun den Weg über die Öffentlichkeit wählen muss, offenbart Verschiebungen im Machtgefüge: Makhlouf war lange ein enger Vertrauter Assads, der nach Beginn der Massendemonstrationen 2011 auf eine harte Linie drängte und den Krieg gegen das eigene Volk mitfinanzierte.

Genau daran erinnert Makhlouf den Cousin im zweiten Video: «Kann sich irgendjemand vorstellen, dass der Geheimdienstapparat Firmen von Rami Makhlouf verfolgt?», fragt er rhetorisch. Schliesslich sei er dessen «grösster Spender während des Krieges gewesen. Doch leider haben sich die Dinge geändert.» Agenten hätten Angestellte seiner Firmen verhaftet, um Druck auszuüben.

Der Streit könnte für das Regime gefährlich werden

Die fragliche Summe von 120 Millionen Dollar zu begleichen, sollte eigentlich ein Leichtes sein für Makhlouf – doch nachdem er im ersten Video noch anbot, sie direkt an seinen Cousin abzuführen, weigert er sich nun zu zahlen. Dies lässt Beobachter darauf schliessen, dass es im Familienzwist um weit mehr gehen könnte als um den Versuch des nahezu mittellosen Staates, zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Manche vermuten Assads Frau Asma hinter der Kabale, andere sind sich sicher, dass Makhlouf Russland oder dem Iran in die Quere kam, den beiden Verbündeten, von denen Assad abhängig ist. Dass der Streit für das Regime gefährlich werden könne, raunt Makhlouf in seinem zweiten Video: «Wenn wir so weitermachen, wird die Situation des Landes – bei Gott – eine sehr schwierige werden.»