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Unfall im Basistunnel
Güterzug im Gotthard bei Tempo 100 entgleist | SBB rätselt über Ursache | Das kommt jetzt auf Reisende zu

Fotoaufnahmen zeigen das Ausmass des Schadens im Gotthard-Basistunnel.

Was ist passiert?

Kurz nach 12.45 Uhr am Donnerstag ist im Gotthard-Basistunnel ein Richtung Norden fahrender Güterzug bei der Multifunktionsstelle Faido entgleist. Am Rollmaterial und an der Infrastruktur entstand erheblicher Schaden. «Bei der Entgleisung wurden gewaltige Kräfte freigesetzt», sagte Rudolf Büchi, stellvertretender Leiter Infrastruktur, bei einer Medieninformation am Freitag in Bellinzona. «Der Güterzug mit 32 Wagen war mit rund 100 km/h von Italien nach Deutschland unterwegs – bei dem Vorfall entgleisten 23 Waggons.»

Die entgleisten Güterwagen beschädigen Schienen und Schwellen stark. 

Der Zug transportierte in mehreren Waggons gefährliche Güter. Diese seien jedoch nicht ausgelaufen und hätten keine Gefahr dargestellt.

Die Multifunktionsstelle Faido ist eine von zwei Nothaltestellen, über die der 57 Kilometer lange Tunnel verfügt. Dort können die Züge auch von einer auf die andere Tunnelröhre wechseln. Zudem befinden sich in den Multifunktionsstellen Anlagen für den Betrieb und Unterhalt des Tunnels.

Wie lange bleibt der Tunnel gesperrt?

Die SBB teilten mit, dass der Gotthard-Basistunnel bis mindestens Mittwoch, 16. August 24 Uhr gesperrt bleibe. Reisenden wird empfohlen, sich vor der Fahrt durch den Gotthard zu informieren.

Welche Folgen hat die Sperrung für Reisende aus dem Süden?

Personenzüge zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin werden nach Angaben der SBB in beide Richtungen über die Gotthard-Bergstrecke umgeleitet. Dies ist jedoch mit starken Einschränkungen verbunden. Wie Büchi erklärte, können über die Bergstrecke keine doppelstöckigen Waggons verkehren. Auch könnten die SBB keine Ersatzzüge einsetzen. «Am Wochenende werden auf der Strecke daher rund ein Drittel weniger Sitzplätze angeboten werden», so Büchi. Zudem würden die Reisezeiten um rund eine Stunde verlängert. 

«Wir wissen, dass es aufgrund des Ferienrückreiseverkehrs sowie der am Wochenende stattfindenden Street Parade zu stark belegten Zügen kommen wird», sagte Büchi. «Die SBB raten deswegen von Spontanreisen über die Gotthard-Route ab.» 

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Als Ausweichroute für den Personenverkehr von Mailand in Richtung Norden verweisen die SBB auf die Lötschbergachse, die ohne Einschränkungen via Bern verkehrt.

Wie gross sind die Schäden im Tunnel?

«Der Schaden ist beträchtlich», sagte Rudolf Büchi. Bei der Entgleisung des Güterzuges sei die Gleisanlage sowie ein Spurwechseltor im Tunnel stark beschädigt worden. «Bei dem Spurwechseltor handelt es sich um eine sicherheitsrelevante Einrichtung zur Trennung der beiden Tunnelröhren», erläuterte Büchi. «Dies ist eine Spezialanfertigung und kann nicht einfach auf dem Markt gekauft werden.»

Bis ein neues angefertigt ist, wird es laut Büchi Wochen dauern. Der Durchgang zwischen den beiden Röhren soll deswegen provisorisch abgedichtet werden.

Der entgleiste und vollkommene zerstörte Güterwagen rammte und beschädigte das gelbe Spurwechseltor. 

Bis es so weit ist, bleibt auch die zweite, intakte Tunnelröhre für die Personenzüge geschlossen. Büchi begründete dies damit, dass die schnell fahrenden Züge einen starken Wind verursachen und die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle gefährden könnten. «Wann der Vollbetrieb durch den Tunnel wieder aufgenommen werden kann, ist unklar.»

Wie geht es dem Lokführer?

Der Lokführer des Güterzuges wurde bei der Entgleisung nicht verletzt. «Ihm geht es den Umständen entsprechend gut», sagte Isabelle Betschart Kühne, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin Produktion SBB Cargo. Er werde nun «begleitet». Details nannte Betschart Kühne nicht. Die Lokomotive war von der Entgleisung nicht direkt betroffen.

Welche Auswirkungen gibt es auf den Güterverkehr?

Von der Sperrung ist laut den SBB auch der Güterverkehr betroffen. Für den internen Verkehr steht demnach die Gotthardbergstrecke zur Verfügung. Der Transitverkehr soll so weit möglich über den Lötschberg oder die Strasse umgeleitet werden.

Allerdings kann gemäss SBB am Lötschberg pro Stunde aus Kapazitätsgründen nur ein zusätzlicher Güterzug fahren. Zudem entfällt der Brenner wegen Bauarbeiten als Ausweichroute. In die Hände der SBB spielen könnte die Hauptferienzeit in Italien. Wegen des Ferragosto sei im Güterverkehr eine ruhige Woche zu erwarten.

Was ist die Ursache für die Entgleisung?

Die Ursache des Unfalls ist bisher noch unklar. Die SBB-Verantwortlichen vermuten jedoch ein Problem am Zug als Ursache der Entgleisung. «Aufgrund des Schadenbildes muss es am Rollmaterial gelegen haben», sagte Rudolf Büchi.

Die Gleisanlagen und die Weichen im Tunnel seien in Ordnung gewesen, für Reisezüge habe deswegen keine Gefahr bestanden. «Es gibt in der Schweiz praktisch keine Zugstrecken, die so intensiv gewartet und kontrolliert werden, wie diejenigen im Gotthardtunnel», so Büchi weiter. Es gebe dafür wöchentlich zwei Wartungsfenster für Kontrollen und Arbeiten.

Experten untersuchten die Schadensstelle vor Ort und prüften mögliche Schäden an Fahrbahn und Fahrleitung.

Bei der automatischen Kontrolle des Zugs in Claro TI wurden laut Büchi keine Probleme etwa bei den Rädern oder der Ladung festgestellt. Die Kontrollanlage hätte sonst eine Einfahrt des Zuges in den Tunnel verhindert. Auch die Alarmanlage im Tunnel habe bei der Durchfahrt des Zuges nicht angeschlagen. «Mehr wissen wir im Moment nicht.» Es werde nicht einfach sein, herauszufinden, weshalb.

Weil die Unfallstelle von den Untersuchungsbehörden noch nicht freigegeben wurden, konnte die SBB sie noch nicht unter die Lupe nehmen. Sobald die Unfallstelle freigegeben sei, würden die Fahrzeuge entfernt, sagte Büchi. Dann könne man sich ein genaueres Bild der Schäden machen, und die Instandsetzung planen.

Bei der Untersuchung der Unfallstelle wurde die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) aufgeboten.

SDA/aru