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Impfdörfchen im Hauptbahnhof
Gefragt ist vor allem der Booster

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17 Stunden pro Tag: Das Impfdörfchen im HB ist von 6.30 bis 23.30 Uhr geöffnet. 
Grosses Interesse: Zumindest medial findet das Impfdörfchen Anklang.
Die Regierungsrätinnen Jacqueline Fehr, Natalie Rickli und Carmen Walker Späh bei ihrem Besuch des Impfdörfchens.

Die junge Frau sitzt am Montagmorgen kurz nach 9 Uhr etwas verloren auf dem «Dorfplatz». In der grossen Halle des Hauptbahnhofs haben Arbeiterinnen eine Art Pop-up-Dorfplatz eingerichtet, mit zahlreichen Bistrotischen inklusive wärmender Decken. Er ist der Kern des Impfdorfs.

Das Impfdorf – von allen «Impfdörfchen» genannt – ist Teil der jüngsten Initiative des Kantons Zürich. Die Schweiz hinkt beim Impfen weiter hinterher. Der Bundesrat hat darum zur nationalen Impfwoche aufgerufen. Unter dem Motto «Gemeinsam aus der Pandemie» sollen im ganzen Land bislang Ungeimpfte doch noch überzeugt werden.

In der Bahnhofshalle können sich nun während drei Tagen Impfwillige von 6.30 bis 23.30 Uhr das Vakzin injizieren lassen. Unkompliziert und schnell: Vier Kabinen stehen zur Verfügung, dazu alle drei in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe. Weitere Zürcher Aktionen sollen vor allem Migranten in ihren Muttersprachen von der Impfung überzeugen, in mehreren Apotheken wird von Freitag auf Samstag «die lange Nacht der Impfungen» durchgeführt, über 50 Gemeinden planen ebenfalls Impfaktionen.

In einer dieser Kabinen hat sich die junge Frau soeben impfen lassen. Auskunft geben will sie aber nicht. Und auch auf Kaffee und Berliner, auf die sie nach der Impfung nun Anrecht hätte, verzichtet sie. Der Raclettestand auf dem Dorfplatz öffnet erst gegen Mittag.

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Im Impfdörfchen könnten unter voller Auslastung 800 Personen geimpft werden. Joel Meier, der Projektmanager von «Impfikon», wie er das Impfdorf nennt, ist sich aber im Klaren, dass man so einen Wert nie erreichen wird. «500 pro Tag wären toll», sagt er. Am Montagvormittag scheint auch diese Marke noch in weiter Ferne. Erst ganz vereinzelt wagen sich Interessierte ins Impfdörfchen, das von aussen abgeschirmt ist. Zutritt gibt es erst nach Ausweiskontrolle.

Unter den Personen, die tatsächlich zur Impfung schreiten, gehören mehrere offensichtlich zur Kategorie Ü-65. Bislang Ungeimpfte? «Nein, ich holte mir den Booster ab», sagt eine 85-Jährige aus Schaffhausen. Sie war sowieso in der Stadt und fragte nach, ob die Auffrischung möglich sei – «gut, geht das hier unkomplizierter als in Schaffhausen». Dort hatte man beim Start der Impfwoche am Samstag laut SRF auf Boosterimpfungen verzichtet. Im Hauptbahnhof gibts gemäss der Gesundheitsdirektion den Booster, sofern die Kapazitäten vorhanden sind.

Pfeile vom Velokurier für zusätzliche Kundschaft

Wie viel Hoffnungen man ins Impfdörfchen steckt, macht der Regierungsrat an einem Medientermin am Montagmorgen deutlich: Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr tritt am Montagvormittag zusammen mit Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli und Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh auf. Fehr wie Rickli wiederholen ein Mantra, das an jenes erinnert, mit dem das SRF sonst jeweils in der Weihnachtszeit Spendengelder sammelt. Statt «Jeder Rappen zählt» geben die Regierungsrätinnen die Losung «Jede Impfung zählt!» raus.

Wer bei den Gleisen durch den Bahnhof hetzt, kriegt vom Angebot hinten in der Bahnhofshalle aber nichts mit. Darum hält am Montagmorgen ein Velokurier mit einem langen Paket: Darin sind grosse rote Pfeilkleber, die den Pendlern am Boden den Weg zur Impfung weisen sollen. Denn auf diese zielt die Aktion gemäss Regierungsrat primär ab.

In Zürich sind momentan 66,7 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Das ist nach dem Tessin und Basel-Stadt der höchste Wert. (Lesen Sie hier, was es mit den Unterschieden in den Gemeinden auf sich hat.) «Aber es bringt nichts, unter den Kantonen zu streiten. Darum auch dieses Angebot an die Pendler», sagt Fehr.

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Vereinzelt musste die Polizei auch druchgreifen. 
Dem Aufruf zur Spontandemo folgten nur wenige Massnahmenkritiker.
Viel mehr Menschen standen jedoch an, um sich impfen zu lassen. 

Dass die Impfung nicht überall positiv aufgenommen wird, zeigt sich auch im Hauptbahnhof: Rund um das Dörfchen ist ein halbes Dutzend Sicherheitskräfte postiert. Nicht ohne Grund: Massnahmenkritiker haben zu einer «Spontandemo» aufgerufen.

Letztlich ist es nur zu einer kleinen Protestaktion gekommen, sagt die Stadtpolizei Zürich auf Anfrage. Zwar wurden mehrere Personen kontrolliert und es kam vereinzelt zu Wegweisungen. Insgesamt sei es aber ruhig geblieben.