Kein Spurabbau am rechten SeeuferDas Bellerive-Experiment ist vertagt
Richard Wolff vollzieht eine Kehrtwende. Vorerst gibt es keinen Versuch mit weniger Spuren an der Einfallsachse am rechten Zürichseeufer.
Es war ein verkehrspolitischer Knall: Stadtrat Richard Wolff (AL) hat im September einen brisanten Vorschlag für den Frühling angekündigt. Er sagte im Gemeinderat, dass ein Grossteil der Bellerivestrasse bald zwei der bisher vier Autospuren verlieren würde. «Es handelt sich um einen halbjährigen Versuch», sagte Wolff. Der neu gewonnene Platz sollte dem Veloverkehr zugutekommen.
Doch nun wird vorerst nichts aus dem Experiment, wie Richard Wolff an der Jahresmedienkonferenz des Tiefbaudepartements bekannt gab. «Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben», fügte er jedoch an. Die Stadt prüfe aktuell, wie ein Versuch machbar sei.
In der Begründung, weshalb er auf den Versuch verzichtet, bleibt Tiefbauvorsteher Wolff vage. Er habe feststellen müssen, dass aktuell ein Versuch nicht möglich sei. Es brauche mehr Zeit, die Interessengruppen müssten besser eingebunden werden. Allen voran wohl der Kanton Zürich, der sich nicht gerade erfreut über Wolffs Pläne zeigte. «Die Gespräche mit dem Kanton laufen», sagte Wolff an der Medienkonferenz. Mehr könne er dazu nicht sagen.
Studien zeigten Schwierigkeiten
Dass das Vorhaben für den AL-Stadtrat schwer werden würde, zeichnete sich Ende Oktober ab. Der TA veröffentlichte zwei bis dahin unter Verschluss gehaltene Studien der Stadt, welche den Einfluss eines Spurabbaus analysierten. Wolff selbst stützte sich bei der Präsentation seines Experiments auf diese Studien. Er sagte etwa: «Mit der Reduktion von vier auf zwei Fahrspuren im Abschnitt Bahnhof Tiefenbrunnen bis Kreuzstrasse kann das heutige Verkehrsaufkommen weiterhin bewältigt werden.»
Die Analysen zeigten aber, dass der Spurabbau mit etlichen Risiken verbunden war. So heisst es etwa in einem Bericht: «Es entsteht folglich eine hochbelastete Verkehrssituation. Entsprechend können bereits kleinere Störungen zu langen Rückstausituationen führen.» (Mehr zum Inhalt der Studien lesen Sie hier.) Zudem würden auch Engpässe und Konfliktstellen für den Velo- und den Fussverkehr entstehen.
Wolffs geplanter Spurabbau auf dieser wichtigen Einfallsachse am rechten Zürichseeufer sorgte in der Politik für einigen Wirbel. Die Linken applaudierten, die Bürgerlichen und die Automobilverbände tobten. Die Nachbargemeinde Zollikon wehrte sich vehement, und der Kanton warnte: Sollte der Spurabbau dereinst in einen dauerhaften Zustand überführt werden, müsse er vom Regierungsrat genehmigt werden.
Hintergrund des nun vertagten Versuchs ist die für 2025 geplante Sanierung der Bellerivestrasse.
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