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Revolutionäres Stadion 974
Das Aushängeschild der Fifa ist das Sinnbild ihrer Irreführung

Ein temporäres Fussballstadion am Hafen von Doha: Das Stadion 974 soll nach der WM abgebaut und andernorts wieder aufgestellt werden.
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Acht Stadien auf 11’627 km². Eine stolze Zahl? Je nach Sichtweise, Sie dürften die Stimmen mitbekommen haben, die dieser Fussball-WM in Katar kritisch gegenüberstehen. Themen wie Menschenrechte, fehlende Nachhaltigkeit und Korruption legen einen dunklen Schleier über eines der grössten Sportereignisse der Welt. Hinzu kommt, dass alle Stadien extra für dieses Turnier hingestellt wurden. Auch das Stadion 974, ein weltweit einzigartiges Konstrukt, in dem die Schweizer ihr zweites (gegen Brasilien) und drittes (Serbien) Gruppenspiel austragen werden.

Was soll dieser seltsame Name?

974, das hat eine doppelte Bedeutung. Eine, deren Zusammenhang kaum Zufall sein dürfte. +974, das ist die internationale Telefonvorwahl Katars. 974, das ist auch die Anzahl der Schiffscontainer, aus denen das Stadion grösstenteils gebaut wurde. Denn das Stadion 974, das ist ein temporäres Konstrukt, darauf sind sie im Golfstaat und beim Weltfussballverband besonders stolz. «Ein Highlight», so bezeichnet es die Fifa, und OK-Chef Hassan Abdullah al-Thawadi sagt, der Bau sei «wegweisend für künftige Gastgeber von Mega-Events». 

974 davon wurden verwendet: Das Fussballstadion besteht hauptsächlich aus alten Schiffscontainern.

Abgesehen von den Tausenden toten Gastarbeitern und den menschenrechtlichen Thematiken war bei der umstrittenen WM-Vergabe ein weiteres Argument gegen den Golfstaat, dass acht Stadien mit einer Gesamtkapazität von 340’000 Fans doch etwas viel sind für ein Land mit einer Bevölkerung von weniger als 2,7 Millionen Menschen. Deshalb galt es als bahnbrechend, dass eine dieser Arenen aus 974 alten Schiffscontainern errichtet, nach dem Turnier wieder abgebaut und später in einem anderen Land auf Kosten Katars wieder aufgestellt werden soll. 

Wieso hat das Stadion keine Klimaanlage?

Nicht nur wegen der Verwendung dieser gebrauchten Schiffscontainer nahm die Fifa das Stadion 974 als Aushängeschild für ihr Vorhaben, in Katar die erste klimaneutrale Fussball-WM der Geschichte auszutragen. Das Stadion wurde auch so designt, dass es ohne Kühlanlage auskommt und stattdessen natürlich belüftet wird. Es hilft, dass es direkt am Wasser am Hafen von Doha errichtet wurde.

Ist es also wirklich klimaneutral?

Keine Klimaanlage, Wasser sparende Massnahmen, die für einen 40 Prozent tieferen Verbrauch sorgen als in herkömmlichen Stadien, zudem ebendieses Recyceln alter Schiffscontainer: Es sind Punkte, weshalb die Arena mit einer 5-Stern-GSAS-Bewertung ausgezeichnet wurde. Nur, dieses Global Sustainability Assessment System wurde vom Gord Institute entwickelt – einem Institut, das von Katar finanziert wird. 

Deshalb war es gar nicht so schwer zu ignorieren, dass die horrenden Betriebskosten des Stadions dazu führen dürften, dass kein anderes Land daran Interesse hat, das 40’000 Menschen fassende Stadion 974 bei sich wiederaufbauen zu lassen. Gegenüber der «Republik» sagte Umweltökonom Gilles Dufrasne: «Bleibt es stehen und nimmt kein anderes Land das Stadion an, wird es noch klima­schädlicher sein als ein herkömmliches.» Schliesslich war der Bau CO₂-intensiver, als es bei stationären Stadien der Fall gewesen wäre.  

Wann und wie wird das Stadion weitergenutzt?

Der Plan war, dass die Spielstätte nach der WM in Katar, wo es unter anderem auch einen Halbfinal und das Spiel um Platz 3 beherbergen wird, an ein Entwicklungsland gespendet werden soll. Auf den frei werdenden 450’000 Quadratmetern waren dann Freizeit- und Grünanlagen vorgesehen. Weil noch kein Abnehmer für das Stadion gefunden wurde, ist es aber noch unklar, wie es mit der Arena weitergehen soll. Deshalb ist sie eine Art Sinnbild für all die blumigen Worte, mit denen die Fifa diese WM schönreden wollte: In der Theorie klingt alles gut. Aber halt nur in der Theorie.

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