Eurosport plant TV-CoupDarf Boris Becker aus dem Knast Tennis kommentieren?
Eurosport möchte den verurteilten Tennisstar aus dem Gefängnis die French Open kommentieren lassen. Ein guter Plan oder eine Schnapsidee?
Advantage, Becker! Moment mal, kaum ist der ehemalige Tennisstar hinter britischen Gittern verschwunden, soll es mit seinem Berufsleben munter weitergehen? Dabei hatten internationale Medien nach der Urteilsverkündung Beckers Karriere doch hochoffiziell für beendet erklärt oder – wie der österreichische «Standard» – nur noch mit Spott geworfen: «Zum Glück für den 54-Jährigen sind weder Faulheit noch Dummheit Straftatbestände. Sonst hätte Becker mit deutlich längerem Freiheitsentzug rechnen müssen.»
Aber jetzt, kaum hat Boris Becker seine Haftstrafe in Wandsworth wegen Insolvenzverschleppung angetreten, verfolgt Eurosport andere Pläne. Jener Sender, bei dem der Deutsche seit 2017 als Kommentator wirkt, prüft angeblich die Möglichkeit, ob sich im Gefängnis nicht ein Studio einrichten liesse, woraus Becker ab 22. Mai das French Open in Paris kommentieren und analysieren könnte.
Das ist natürlich ein heikles Unterfangen, wenn man einem Frischverurteilten grad als Erstes Privilegien einräumen möchte, von denen Normalsterbliche nur träumen können. Wie hat der das verdient, hört man es aus der angesäuerten Volksseele murren.
Eine Meinung wäre denn auch schnell gemacht: Im Gefängnis soll man büssen (in Beckers Fall immerhin zweieinhalb Jahre) und sich den einen oder anderen Gedanken zu seinen eigenen Fehltritten machen, bevor man einem internationalen Sportpublikum irgendetwas zu erklären versucht. Oder ist es doch nicht so einfach?
«Ein bröckelndes, überfülltes, von Ungeziefer verseuchtes Gefängnis.»
Das beginnt schon mal bei der technischen Frage: Wie müsste denn ein solches Kommentatorenstudio aussehen? Tatsächlich scheint alles, was über eine Minimalausstattung mit TV und Mikrofon hinausgeht, nicht denkbar und insofern unwahrscheinlich, als Wandsworth gemäss dem britischen Gefängnis-Oberinspektor Charles Taylor «ein bröckelndes, überfülltes, von Ungeziefer verseuchtes Gefängnis» ist. Woher nur schon den Platz nehmen, den hier niemand hat?
Wenn die hypothetischen Pläne von Eurosport aber machbar sind und nicht gerade eine Gefängnisrevolte provozieren, dann kann man sich schon fragen: Warum sollte man Becker diesen ersten Schritt in die Resozialisierung nicht gönnen? Viel tiefer kann man ja nicht fallen. Aber als Tennisexperte ist er fraglos ein As (2018 erhielt er zusammen mit Matthias Stach den deutschen Fernsehpreis in der Kategorie «Beste Sportsendung»).
Und vielleicht kommt ja erstens das mit der Einsicht noch, von der er beispielsweise als Kommentator berichten könnte. Und zweitens hätten auch seine Gläubiger etwas davon, wenn der gescheiterte Geschäftsmann im Gefängnis schon mal mit Geldverdienen beginnt. Oder?
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