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Er war ganz unten und will noch einmal angreifen
Da weinte sogar der hartgesottene Thomas Rüfenacht

Werden wir Thomas Rüfenacht noch einmal in der Postfinance-Arena so jubeln sehen wie hier zusammen mit Inti Pestoni gegen Pius Suter und die ZSC Lions? Der SCB-Kultspieler glaubt nach fast zweijähriger Zwangspause an sein Comeback. 
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«Wie gehts dir?» Es ist eine Einstiegsfrage, die viel zu oft achtlos gestellt wird. Gerade im Falle eines Dauerverletzten wie Thomas Rüfenacht hat sie aber noch mehr ihre Berechtigung als sonst. Die Antwort fällt erfreulich aus: «Danke, immer besser. Es geht zwar immer nur in kleinen Prozentschritten vorwärts, aber ich bin viel weiter als vor einem Monat. Und ich bin sehr optimistisch.»

Er hat an diesem Dienstag sein Mittagessen im Restaurant Caledonia neben der Postfinance-Arena vor sich. Schon nach den ersten Bissen wird klar, worin seine Zuversicht gründet: «Heute habe ich das erste Mal das ganze Teamtraining mitmachen können.» Natürlich noch ohne Körperkontakt und mit Respekt, weil die Automatismen noch fehlen. Sein Strahlen verrät aber: Es ist ein substanzieller Schritt in die richtige Richtung.

«… da liefen die Tränen nur so runter»

So nahe bei seinen Kollegen war er in den letzten eineinhalb Jahren nach seinen beiden Knieoperationen nur selten gewesen. Er, der vorher weder seine Gegenspieler noch seinen Körper geschont hatte, aber stets von schwereren Verletzungen verschont geblieben war, musste ganz vorn anfangen. Mit fast 37, im Spätherbst seiner Karriere. In einem Alter, in welchem sich das kaum mehr viele andere Athleten antun würden. Er habe eine veritable Achterbahnfahrt der Emotionen durchlaufen, sei «mal traurig und mal wütend gewesen». Der Mann, von dem man meint, dass er höchstens andere zum Weinen bringt, er war am Boden: «Als ich mich damals im Training schwer verletzte, liefen die Tränen nur so runter.»

«Ich bin stur. Eishockey ist meine Leidenschaft, und ich will sie noch nicht aufgeben.»

Thomas Rüfenacht

Es folgte für den langjährigen Nationalstürmer, dreifachen SCB-Meisterspieler und MVP der Finalserie gegen Zug 2017 die schwierigste Zeit als Profi, immer wieder kamen Grundsatzfragen nach der Zukunft: «Magst du noch?» Seine Antwort? Ja. Zugutegekommen ist ihm vor allem eine Eigenschaft: «Ich bin stur. Eishockey ist meine Leidenschaft, und ich will sie noch nicht aufgeben.» Seit Februar 2020 hat er gerade einmal acht Partien absolviert, und das kann es für den Vollbluthockeyaner noch nicht gewesen sein: «Es wäre ein Traum, wenn ich noch einmal richtig spielen könnte.» Ganz wichtig in jener Zeit: seine Familie. Und die Sympathiebezeugungen von Fans und Sponsoren: «Einer schickte mir ein Monopoly nach Hause. Ich erhielt Briefe und Geschenke. Für solche Sachen in unserer schnelllebigen Zeit bin ich unglaublich dankbar.»

Viele Fragen sind noch offen

Die Fragen, die jeden Langzeitverletzten martern, plagen auch ihn bis heute, er weiss, dass die Uhr unerbittlich tickt. Ob er je wieder sein altes Rendement erreichen wird, ist unklar. «Das kann ich nicht sagen», sagt er offen, «heute kann ich einige Fragen noch nicht beantworten. Wird das Knie halten? Auch in zwei Spielen hintereinander? Habe ich noch genug Power?» Rüfenacht stellt aber klar: «Ich glaube daran, sonst hätte ich schon lange das Handtuch geworfen. Ich komme immer noch gerne hierher, es macht mega Freude mit den Jungs. Und im Kopf fühle ich mich wie 25.»

«Es ist, wie wenn du in einem anderen Land wohnst oder auf einer Insel bist.»

Thomas Rüfenacht

Das Team ist für jeden Hockeyaner die zweite Familie. Und dieses Mannschaftsgefühl fehlte Rüfenacht zuletzt oft. Sogar wenn er einmal in der Garderobe war, konnte es doch nicht dasselbe sein. «Es ist, wie wenn du in einem anderen Land wohnst oder auf einer Insel bist. Du bist bei den Insiderwitzen nicht dabei. Bei den Storys. Du kommst rein, sie reden über etwas, und du bist nicht richtig integriert», zeigt er die Schwierigkeit auf.

Um bald noch näher an der Mannschaft zu sein, trainiert er sehr hart. Monatelang ging er praktisch jeden Tag allein aufs Eis, arbeitete im Kraftraum. Jetzt kann er wieder alles machen, aber noch nicht im gewohnten Gewichtsbereich. Zusätzlich schwitzt er in der Stadt mit seinem persönlichen Konditionstrainer Fabian Seiler, zu dem er auch ins Rope Fitness geht. Seit er 27 ist, setzt er auf einen Personal Trainer: «Ich brauche immer jemanden, der mich pusht.»

Die nächste Operation im Februar?

Im Februar könnte ein nächster Schub folgen. Dann werden neun Monate seit dem zweiten Eingriff vergangen sein, und es wäre möglich, Schrauben und Platten sowie das vernarbte Gewebe zu entfernen. Allerdings birgt eine neue Operation so kurz vor dem Playoff auch ein gewisses Risiko. «Es ist noch nicht klar, wie lange die Regenerationszeit nach einer solchen OP dauert. Ich werde das mit dem Arzt genau anschauen müssen», sagt Rüfenacht.

«Bevor wir über etwas reden, muss er schauen, dass er wieder gesund wird.»

SCB-Sportchef Andrew Ebbett

Auch über die Saison hinaus bleiben viele Fragezeichen. Sein Vertrag läuft aus, Gespräche mit Bern haben noch nicht stattgefunden. Andrew Ebbett sagt: «Bevor wir über etwas reden, muss er schauen, dass er wieder gesund wird.» Der Sportchef betont aber auch, die Tür sei für den Stürmer keinesfalls zu.

Natürlich würde Thomas Rüfenacht gerne auch weiterhin vor jener Rampe spielen, vor der er drei Meistertitel feiern durfte. Falls es aber nicht so sein sollte, hofft er, dass ihm – trotz der Fragezeichen – ein anderer Club eine Chance gibt. Für den fiktiven Mutter-Teresa-Award des fairsten Spielers der Liga werde er weiterhin kein Kandidat sein, sagt er, und es klingt wie ein Versprechen: «Ich mache immer noch alles, was es braucht, um meinem Team zum Sieg zu verhelfen.» Und falls es nicht mehr dazu kommen sollte? «Dann muss ich mir keine Vorwürfe machen. Ich habe alles probiert.» Er sagts mit fester Stimme.

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