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Demonstration gegen «Corona-Lüge» in Zürich
Thiel punktet mit Stasi-Vergleich, Rima als «stolzer Idiot»

Auf 5000 Demonstranten haben die Veranstalter gehofft. Gekommen sind rund 500: Demo der Corona-Skeptiker auf dem Turbinenplatz  am Samstagnachmittag.
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Per Megafon bittet die Polizei die Anwesenden, den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern einzuhalten und Masken zu tragen. Der ersten Aufforderung kommen sie bereits nach und stehen locker verstreut auf dem Turbinenplatz, der zweiten aber verwehren sie sich. Vor wenigen Minuten hatte ein Sprecher der Demonstranten gefragt, wer einen medizinischen Grund habe, die Maske nicht zu tragen. Da hatte die Menge gejohlt und die Hände in die Höhe gestreckt.

Etwas mehr als eine Stunde später mögen die Ordnungskräfte nicht mehr zusehen. Sie stellen den Demonstranten ein Ultimatum, ansonsten sie die Veranstaltung auflösen: «Wenn bis 14:55 nicht Masken getragen und Abstände eingehalten werden, kommt es zu Wegweisungen und Personenkontrollen.» Als die Frist ungenutzt verstreicht, betreten die Polizisten den Platz und beginnen Personen zu kontrollieren. Als sie beginnt, einzelne Personen gegen ihren Willen abzuführen, wird die Stimmung auf dem Platz plötzlich angespannt – von polizeifreundlich zu polizeifeindlich. Zu Ausschreitungen kam es jedoch nicht.

Wie die Polizei am Samstagnachmittag mitteite, wurden mehrere Personen, die sich nicht an die Auflagen hielten, angesprochen, ermahnt und wo nötig verzeigt und weggewiesen. Zwei Personen wurden vorübergehend in eine Polizeiwache gebracht. Die Stadtpolizei hatte im Vorfeld angekündigt, «unter Wahrung der Verhältnismässigkeit» zu agieren.

Die Demonstranten haben sich diesen Samstagmittag versammelt, «um friedvoll für Grundrechte und Demokratie einzustehen». Den Logos auf dem Flyer nach zu urteilen, sind Impf- und Abtreibungsgegner ebenso dabei wie Anhänger der abstrusen antisemitischen Verschwörungs-Ideologie Qanon – vereint, um ihre Skepsis gegen die von der Regierung ergriffenen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie kundzutun. 5000 Teinehmer haben sich die Veranstalter gewünscht, gekommen sind etwa 500.

Thiel begeistert mit Stasi-Vergleich, Rima mit «Corona-Welt-Theater»

Dabei treten prominente Gäste auf: Comedian Marco Rima, der sich kürzlich in zweifelhaften Videos auf Facebook und in Roger Schawinkis Talksendung als Wissenschaftsskeptiker outete, und Satiriker Andreas Thiel. Dieser ist bekannt als Meister der politischen Provokation: Einst sorgte er mit einem Artikel über die angeblich gewalttätige Kernbotschaft des Korans für einen Eklat, jüngst machte er sich in seiner Kolumne in der «Weltwoche» über die Maskenpflicht lustig.

Am Samstagnachmittag erzählt Thiel auf der Bühne Anekdoten aus der Kleintheater-Szene im Lockdown. beim Publikum mag er damit nicht recht zünden. Dann doch noch begeistertes Klatschen: Thiel hat das Bundesamt für Gesundheit als Behörde bezeichnet, die «ganz nach dem Stasi-Handbuch» agiere.

Um 16:15 Uhr tritt endlich Comedian Marco Rima auf die Bühne. Sein «Corona-Welt-Theater» sorgt für begeisterte Lacher und Applaus. «Wir sind alle Idioten, und stolz drauf», ruft er. Und wir dann ernster: In den Medien kämen nicht die richtigen Experten zu Wort, nicht die, mit denen er gesprochen habe.

Nach der Startkundgebung sollte der Demonstrationszug ursprünglich von der Hardbrücke zum Platzspitz führen. Einen solchen hat die Stadtpolizei Zürich aber nicht bewilligt. Sie gibt ihren Segen nur für eine stehende Kundgebung. Möglicherweise, weil linke Gruppierungen gleichzeitig im Quartier zu einer Gegendemonstration aufgerufen haben. Man werde deshalb mit einem Dialogteam vor Ort sein, heisst es bei der Polizei.

Marschieren sie trotzdem?

Die Veranstalter der Corona-Kundgebung haben den Marsch zum Platzspitz am Samstagmittag in letzter Minute abgeblasen. Es soll bei einer Kundgebung auf dem Turbinenplatz bleiben. Allerdings hat eine der Veranstalterinnen im Vorfeld auf einschlägigen Kanälen angekündigt, den Umzug trotzdem durchführen zu wollen «wenn genügend Personen kommen». An der letzten Demonstration in Zürich auf dem Helvetiaplatz vor wenigen Wochen waren es rund 1500 Personen gewesen.

Koordiniert wird die Demonstration der «Corona-Skeptiker» vom ehemaligen Zürcher SVP-Gemeinderat Daniel Regli, der auch den «Marsch fürs Läbe» von Abtreibungsgegnern organisiert und hier als Präsident des Corona-skeptischen Vereins «Bürgerforum Schweiz» firmiert. Regli sorgte im Gemeinderat zuletzt mit schwulenfeindlichen Aussagen über «reissende Analmuskeln» für Schlagzeilen.