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Platzmangel in den Ferien
Camping ausgebucht? Das sind die Alternativen

Der Camping Aaregg am Brienzersee ist während der Sommerferien ausgebucht.
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Welchen Campingplatz man auch anfragt: Meist ist er mindestens bis Mitte August voll. «Alle unsere Campingplätze sind praktisch ausgebucht, inklusive aller Mietunterkünfte», sagt Oliver Grützner, Leiter Tourismus und Freizeit beim TCS, dem grössten Schweizer Campingplatzbetreiber.

Für den Campingboom ist nicht nur das Coronavirus verantwortlich, das viele vor Ferien im Ausland abhält. Campieren befindet sich schon länger im Höhenflug. Laut Bundesamt für Statistik ist die Zahl der Logiernächte auf Schweizer Plätzen 2019 gegenüber 2018 um fünf Prozent auf 3,8 Millionen gestiegen. Und die Zahl der in der Schweiz immatrikulierten Wohnmobile hat sich zwischen 2009 und 2019 von 32’000 auf 65’000 verdoppelt. Nicht erstaunlich, dass «die Buchungszahlen schon im Januar und Februar, also vor dem Lockdown, höher waren als im Rekordjahr 2019», wie Oliver Grützner erklärt.

«Die Nachfrage ist dieses Jahr enorm», bestätigt Marcel Zysset, Besitzer des Familiencampings Aaregg am Brienzersee. «Die Schweizer bleiben zu Hause und wollen natürlich an schönen Wochenenden und in den Schulferien alle gleichzeitig Ferien machen.» Zysset, Zentralpräsident des Branchenverbandes Swisscamps, meint aber, dass die Engpässe nur in der Hochsaison auftreten: «Während 90 Prozent des Jahres sind auf den rund 400 Plätzen in der Schweiz genügend Kapazität vorhanden.»

Pop-up statt Lockdown

Der Campingboom hat im Corona-Jahr aber auch einen weniger schönen Nebeneffekt. Der Bund sperrte Campingplätze wegen Covid-19 länger zu als andere touristische Einrichtungen und förderte damit ungewollt das Wildcampieren, da sich viele durch geschlossene Plätze nicht davon abhalten liessen, im Wohnmobil durch die Schweiz zu gondeln. Die Folgen waren oft unerfreulich: Beschwerden über zurückgelassenen Abfall, Feuer in verbotenen Zonen und sogar Fäkalien an unmöglichen Orten nahmen zu.

Als sich nach dem Lockdown ein Ansturm auf Campingplätze abzeichnete, reagierten viele Gemeinden, aber auch Private rasch: Pop-up-Plätze schossen aus dem Boden; Bauern öffneten ihre Höfe für Camper; Parkplätze wurden zu temporären Stellplätzen umfunktioniert (siehe Übersicht weiter unten).

Marcel Zysset begrüsst zwar zusätzliche Stellplätze, fordert aber, diese müssten «mit einer Entsorgungsstation, auf festem Grund in zonenkonformer Umgebung» betrieben werden, und «die Registrierung muss sichergestellt werden, damit die Kurtaxe abgerechnet werden kann, wie dies auch für Campingplätze vorgeschrieben ist».

Uri wird Camperparadies

Temporäre Stellplätze bei der Schule Erstfeld.

Normalerweise stehen Wohnmobile im Stau vor dem Gotthard Richtung Süden. Dieses Jahr bleiben viele in Uri und geniessen dessen wilde Seen- und Bergwelt. Uri Tourismus hat deshalb schon Anfang Juni nach Alternativen zu den bestehenden Campingplätzen gefahndet. Daraus entstand Tempcamp, ein im Internet abrufbares Angebot von inzwischen mehr als fünf Dutzend Pop-up-Plätzen im ganzen Kanton.

Diese reichen vom einfachen Parkplatz bei der Schule Erstfeld bis zum idyllischen Platz in Seenähe an der Isleten auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik Cheddite. Dort sind sieben Stellplätze für Wohnmobile und 20 Zeltplätze eingerichtet worden. In einem Container befinden sich Toiletten und Dusche, es gibt Stromanschlüsse, und ein Restaurant befindet sich in der Nähe.

www.uri.swiss/tempcamp

Idyllisch in Amden

Am Waldran oberhalb von Amden wurde ein Pop-up-Campingplatz eingerichtet.

Ein ausgewachsener Campingplatz ist im Arvenbüel auf 1272 m ü. M. hoch über Amden SG und dem Walensee entstanden. Er ist bis Mitte Oktober in Betrieb und bietet auf einem gekiesten Parkplatz am Waldrand Platz für 35 Wohnmobile oder Wohnwagen sowie auf einer Wiese einen grossen Zeltplatz. Die Idee hatte ein privater Unternehmer, der auch die Risiken trägt; die Gemeinde erteilte rasch und unbürokratisch die nötigen Bewilligungen. Alles, was der Camper begehrt, ist vorhanden: sanitäre Anlagen, ein Bistro, elektrische Anschlüsse.

www.camping-amden.ch

Blick auf das Simmental

Auf dem Bühlberg an der Lenk dürfen derzeit ebenfalls Camper abgestellt werden.

Der abgesperrte Parkplatz beim Restaurant Bühlberg by Lenkerhof an der Lenk im Simmental darf von Campingbussen bis acht Meter Länge als Stellplatz benutzt werden. Es gibt Stromanschlüsse und Zugang zu einer Toilettenanlage. Anmeldung braucht es keine. Wenn das Restaurant offen ist, kann eine Waschmaschine benutzt werden. Kostenlos ist die fantastische Aussicht auf das Simmental und die Berner und Walliser Alpen.

www.buehlberg.ch

Unterwegs im Bündnerland

Der Parkplatz Fadail in Lenzerheide wurde zum Stellplatz umfunktioniert.

Auch Graubünden Tourismus hat die temporären Plätze online erfasst: In Fideris im Prättigau stehen 14 Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen und eine Zeltwiese zur Verfügung mit sanitären Anlagen und Stromanschlüssen. Der Naturzeltplatz beim Geissenhof in Rona zwischen Savognin und Bivio bietet Platz für 20 Zelte und 4 bis 5 Wohnmobile oder Wohnwagen. Den Abend verbringt man am Lagerfeuer oder im Hofbeizli. In Silvaplana können Wohnmobile mit eigenen sanitären Einrichtungen auf dem Parkplatz Cristins nahe der Bergbahn Corvatsch parkieren. Für Camper ohne Toiletten stehen Plätze auf dem Parkplatz des Campings Silvaplana zur Verfügung, dessen sanitäre Anlagen benutzt werden dürfen.

Beim TCS-Camping St. Moritz sind 15 Nachtplätze eingerichtet worden. Die Infrastruktur des Campingplatzes kann mitbenutzt werden. Stromanschlüsse gibt es nicht. Auf dem Parkplatz Fadail in Lenzerheide ist ein Pop-up-Stellplatz eingerichtet worden. Toiletten und Duschen, Wasserversorgungs- und Entsorgungsmöglichkeiten sind vorhanden, aber kein Strom.

www.graubuenden.ch

Mitten in St.Gallen

Auf dem Olma-Gelände darf derzeit campiert werden.

Bis 13. September gibt es erstmals einen offiziellen Stellplatz für Wohnmobile mitten in St.Gallen. Dort, wo während der Olma im Herbst die Säulirennen stattfinden, sind 14 Stellflächen eingerichtet worden. Es gibt Toiletten und Waschbecken, Container für die Abfallentsorgung, Ausgüsse für Chemietoiletten und Abwasser. Restaurants, Bars, ein Supermarkt, eine Metzgerei und eine Bäckerei sind in der näheren Umgebung. Vom Olma-Gelände ist man zu Fuss in einer Viertelstunde in der Altstadt, mit dem Bus in fünf Minuten.

www.olma-messen.ch

Die grosse Frage, die sich viele Betreiber von Campingplätzen nach dem sommerlichen Ansturm stellen: Werden sich die Herbstferien nochmals so positiv präsentieren? «Die Reservationen für den Herbst sind erfreulich», sagt Oliver Grützner vom TCS: «Aber das Wetter wird entscheidend sein.» Das bestätigt Marcel Zysset vom Branchenverband Swisscamps, ergänzt aber: «Das Virus ist immer noch präsent. Sollte sich eine Ansteckung auf einem Campingplatz ereignen, würde das Campieren vielleicht gebremst.»