Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Fotoblog: Postkartenbuch
Als die Minibar im Hotel der letzte Schrei war

Hotel Zermatterhof, Zermatt, 1965-1975
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Eine Dame im Leopardenmantel steigt aus der Kutsche, der Portier ist schon zur Stelle. Ein anderer Hotelmitarbeiter hilft mit den Ski, während eine Frau mit Föhnfrisur die Treppen zum Zermatterhof hinaufsteigt, als würde oben ihr Geliebter warten.

Die Szene wirkt so unwirklich wie der perlweisse Schnee vor dem Hotel. Inszeniert hat sie die Kunstanstalt Brügger um 1960. Die Werbeagentur mit Sitz in Meiringen (1878–1994) prägte über Jahrzehnte die Bildwelt von Schweizer Hotels – und schuf damit touristische Wunschwelten im Postkartenformat.

Hotel Mischabel, Saas-Fee, um 1970
Hotel Bellevue des Alpes, Kleine Scheidegg, Wengen, um 1960

Das Alpine Museum der Schweiz hat sein Archiv durchforstet und lässt mit dem Postkartenbuch «Check-in Check-out» die Zeit wieder aufleben, als das Feriensouvenir aus Papier zum perfekten Werbemittel avancierte. Der Blick aus einem Hotelfenster auf die imposante Bergkulisse, ein herrschaftlicher Speisesaal mit schweren Vorhängen und geblümten Sesseln, ein Buffet mit einer Buurehamme und russischem Salat: All die Bilder tragen das Versprechen puscheliger Glückseligkeit in sich.

Park Hotel Reuteler, Gstaad (Montage), 1965-1975
Hotel Fronalp, Morschach, 1960

Doch was hat das Bild eines Safes oder einer Tiefgarage darin zu suchen? Diese Frage wird im Begleitheft beantwortet, in welchem man überdies viel über die Schweizer Hoteltradition, die Entwicklung des Tourismus und die Geschichte der Werbefotografie erfährt.

Hotel Beatus, Merligen, um 1970

Damals war ein Safe jedenfalls eine grosse Neuheit, und auch das Parkhaus war für ein Hotel in Zeiten von steigendem Individualverkehr ein Vorteil, den man zeigen wollte. Der Boom der Grandhotels war vorbei, in den 70er-Jahren waren Hotels mit moderner Infrastruktur wie Aufzügen oder Minibars gefragt.

Damit erzählen die Fotografien auch viel über den Wandel der Zeit. Wie auch der fensterlose Raum mit dem Holztäfer und dem schwindelerregenden Karo-Teppich, in dem sich eine Gruppe befremdlich lächelnder Menschen an Sportgeräten verausgabt.

Hotel Zermatterhof, Zermatt, 1970-1980

In Zeiten von Instagram mag man sich über solche Bilder vielleicht wundern. Oder sie zum Kult erklären. Aber eines haben die Werbebilder von damals und heute gemein: die Sicht auf die menschenleeren, prächtigen Berge und die Sehnsucht, die sie auslöst.

Hotel Alpenblick, Zermatt, 1950-1960