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Blick ins Zeitungsarchiv
Erst die Not zwang Oberrieden zum Recycling

Spross Recyclingwerk Zuerich.
Repo Karton-Recycling.
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Vor 50 Jahren sah Oberrieden eine Chance, im Bezirk Horgen zur Vorreitergemeinde zu mutieren. Und zwar dank des Abfalls ihrer Einwohnenden. Denn die Kehrichtverbrennungsanlage Horgen, welche bis heute den Abfall der Oberriedner Haushalte tilgt, drohte vor Abfallbergen zu überquellen.

Die überschüssigen Abfallmengen mussten deswegen bereits «mittels kostspieliger Abtransporte in den Nachbarkanton Zug verfrachtet werden», berichtete der damalige Anzeiger des Bezirks Horgen. Vergrösserungspläne für die Horgner Anlage seien «einstweilen durch den Kanton blockiert». Als Sofortmassnahme bleibe nur die Selbsthilfe, hiess es weiter.

Und Not macht bekanntlich erfinderisch. Dies war wohl auch vor 50 Jahren schon der Fall. So hatte der Gemeinderat zur Jahreswende beschlossen, einen «organisierten, regelmässigen Abholdienst» für Altglas und Papier auf die Beine zu stellen. Nicht unbedingt aus Gründen der Nachhaltigkeit, sondern um mittels Recycling die Kehrichtverbrennung zu entlasten.

Glas wurde bis dahin nämlich noch nicht rezykliert. Das Altpapier wurde schon damals von Vereinen eingesammelt. Viele Dorfbewohner jubelten ihr Altpapier allerdings trotzdem dem Sperrgut- oder der Kehrichtabfuhr unter. Der Autor des Artikels vermutete Unwissen als Motiv.

Mit der neuen Sammlung schätzte die Gemeinde, ihre Anlage jährlich vor rund 80 Tonnen Papier und 80 Tonnen Altglas schützen zu können. Gesamthaft entspreche das einem kleinen Eisenbahnzug von 10 Güterwagen. Dieses Konzept werde im Bezirk vielleicht sogar Schule machen, mutmasste die Redaktion. Und heute wissen wir tatsächlich: Recycling hat sich bewährt.

Ungewöhnliche Delikte zu später Stunde

Nicht mit Rausgestelltem, sondern mit Sitzengebliebenen hatte man derweil am anderen Seeufer zu kämpfen. Dies enthüllte der damalige Jahresbericht der Gemeindepolizei Küsnacht.

Rund eineinhalb Monate nach Jahresbeginn waren dessen Erkenntnisse in der rechtsufrigen «Zürichsee-Zeitung» zu lesen. Und diese berichtete, dass die Küsnachter Polizisten im Jahr 1973 ganze 75 Mal in eine Kneipe gerufen wurden, weil Gäste ihren Stammplatz nicht mehr verlassen wollten. Ob sie dabei nur in Küsnachter Lokalen sitzen blieben, geht aus dem Artikel aber nicht hervor.

Der entsprechende Tatbestand lautete jeweils: «Feststellung einer Person nach Wirtschaftsschluss». Was die Rechtsfolge dieses Vergehens war, geht aus der Berichterstattung jedoch nicht hervor. Nur Verkehrsdelikte wurden in der Gemeinde noch öfter gemeldet. Dies wegen Geschwindigkeitsübertretungen oder Unfällen.

Ausserdem schienen die «Bürozeiten» vor 50 Jahren besonders zu beschäftigen. So störte sich der Autor nicht nur daran, dass «Kneipenhocker» selbstredend zu später Stunde Probleme bereiteten. Im Artikel wurde auch explizit genannt, dass neben den gemeldeten Delikten auch 80 entlaufene Hunde ausserhalb der Bürozeit vermittelt werden mussten.