Bierhübeli expandiert«Wir festigen unsere Unabhängigkeit»
Der Berner Club übernimmt die Konzertveranstalterin Allblues und spannt mit dem Kursaal zusammen. Geschäftsführer Dave Naef über seine Pläne.

- Das Berner Traditionslokal Bierhübeli hat die Zürcher Konzertveranstalterin Allblues übernommen.
- Allblues ist bekannt für Jazz und Worldmusic und bleibt eigenständig erhalten.
- Die Übernahme ermöglicht dem Bierhübeli Zugang zu direkteren Künstlerbuchungen.
Ein Berner Traditionslokal übernimmt eine Zürcher Konzertveranstalterin, was ist da los? Die Konzertveranstalterin Allblues ist seit über 30 Jahren eine prägende Kraft in der Schweizer Musikszene mit Schwerpunkt Jazz, Worldmusic, Funk, Soul und Blues. Zudem veranstaltet sie die renommierte Konzertreihe «Jazz Classics» in Zürich, Luzern und Genf und das Jazznojazz-Festival in Zürich. Nun hat der Allblues-Gründer Johannes Vogel sein Unternehmen an die Bierhübeli-Familie verkauft.
Dave Naef, unlängst wurde bekannt, dass das Bierhübeli mit dem Kursaal zusammenspannt. Jetzt haben Sie die Konzertveranstalterin Allblues übernommen. Haben Sie zu wenig zu tun?
Das würde ich so nicht sagen. (lacht) Ich muss aber zugeben, dass ich schon auch ein Getriebener bin. Was ich tue, tue ich mit Begeisterung. Und mit diesen Entscheidungen reagieren wir als Bierhübeli letztlich auf einen Markt, der sich sehr stark verändert und auf dem wir uns behaupten wollen. Aber geplant war das alles ja nicht.
Wie meinen Sie das?
Wir waren nicht auf der Suche. Sowohl die Allblues-Übernahme als auch die Zusammenarbeit mit dem Kursaal haben sich eher so ergeben. Beide Unternehmen sind auf uns zugekommen. Beim Kursaal etwa haben wir schnell gesehen, dass sie etwas bieten können, was uns fehlt: nämlich 1300 Sitzplätze. Wir haben immer wieder Comedyveranstaltungen, für die das Bierhübeli mit seinen 400 Sitzplätzen eigentlich zu klein ist. Und da merkten wir, dass eine Zusammenarbeit durchaus sinnvoll sein könnte.
Und wie lief das mit der Konzertveranstalterin Allblues?
Ganz ähnlich. In der Szene war schon eine Weile bekannt, dass Allblues-Geschäftsführer Johannes Vogel eine Nachfolgelösung sucht. Als Geschäftsführer muss man sich mit dieser Frage irgendwann auseinandersetzen. Und das ist nie leicht. Allblues veranstaltet schon seit 20 Jahren im Bierhübeli Konzerte. Man kennt sich also. Und so ist er auf uns zugekommen, und wir haben schnell gemerkt, dass wir uns ähnlich sind, dass wir dieselben Werte und Ideen teilen und dass das alles einfach sehr gut zusammenpasst. Wir haben diese Übernahme dann im Schnellzugtempo – innerhalb von nur drei Monaten – aufgegleist.
Wie viel hat die Übernahme gekostet?
Darüber haben wir Stillschweigen vereinbart. Aber wir kaufen eine gesunde Firma, die gut läuft, die einen renommierten Namen und viele treue Fans hat.

Allblues ist bekannt dafür, vor allem im Jazz- und Worldmusic-Bereich zu veranstalten. Gibt es jetzt wieder mehr Jazz im Bierhübeli?
Das wird sich zeigen. Allblues hat eine sehr breite Palette an Genres in seinem Portfolio: Morcheeba etwa, Beth Hart, Joss Stone, Jamie Cullum und Marcus King, die wir auch alle schon im Bierhübeli hatten. Ich sage es mal so: Wir können künftig noch spannendere Acts nach Bern holen.
Allblues veranstaltet so renommierte Reihen wie das «Jazz Classics» in Zürich, im KKL Luzern und in der Victoria Hall in Genf sowie das renommierte Festival Jazznojazz in Zürich. Was passiert mit diesen Anlässen?
Natürlich bleiben die bestehen. Wir übernehmen eine eigenständige Firma, und sie bleibt auch eigenständig. Wir übernehmen alle Mitarbeitenden und alle Pflichten des Unternehmens. Wir haben nicht vor, daran etwas zu ändern. Letztlich kaufen wir eine über 30 Jahre alte Geschichte. In Allblues stecken ganz viele, sehr lange Verbindungen zu Künstlerinnen und Künstlern, die wir nun übernehmen und weiter pflegen. Wir führen die Allblues Konzert AG also genau so weiter, wie sie ist.
Ein bisschen Mehraufwand ist ja aber schon zu erwarten, oder?
Tatsächlich nur ein bisschen. Wir werden zwar ein etwas grösseres Volumen haben. Aber wir haben ja auch mehr Mitarbeitende. Unsere Arbeit wird sich also nicht gross verändern. Was sich aber ändert, ist der Marktzugang. Das Allblues-Portfolio erlaubt uns direktere Einkäufe von Künstlerinnen und Künstlern für unser Programm. Die Entscheidungs- und Kommunikationswege werden kürzer. Zudem können wir Synergien mit anderen Veranstaltungen nutzen. Zum Beispiel können wir bei einer Veranstaltung, die im Kaufleuten in Zürich stattfindet, nun einfacher eine zweite Show nach Bern ins Bierhübeli holen.
Ihre Kultur & Gastro Holding AG, die das Bierhübeli betreibt, verfügt nun über eine eigene Booking-Agentur mit dem Namen Sun Music, über die eigene Kommunikationsagentur Siebensinn, es gibt die Firma Remusic, unter deren Name Sie externe Konzerte organisieren. Und nun kommen noch Kursaal und Allblues hinzu. Bauen Sie da gerade an einem Imperium?
Wie gesagt, war das alles nicht geplant. All diese Zusammenarbeiten haben sich erst kürzlich ergeben und sind vor allem eines: sehr sinnvoll. Das Bierhübeli ist ein unabhängiger Club. Und wir versuchen letztlich nur, so wenig abhängig wie möglich zu bleiben von den grossen Playern auf dem Konzertmarkt. Ich sage bewusst: weniger abhängig. Denn ohne die grossen Player geht es nicht.
Sie sprechen vom Duopol Live Nation und CTS Eventim.
Ja. Wir unabhängigen Veranstalter müssen zusammenrücken, wenn wir uns behaupten wollen. Die Vergrösserung der Bierhübeli-Familie sorgt letztlich einfach für mehr Stabilität und Nachhaltigkeit.
Mit der Mühle Hunziken ist das Bierhübeli eines der erfolgreichsten Konzertlokale im Kanton Bern. Was machen Sie richtig?
Wir setzen auf ein sehr vielfältiges Angebot. Wir investieren immer wieder in unser eigenes Haus. In den letzten Jahren haben wir eine halbe Million Franken in die Infrastruktur gesteckt. Ein Erfolgsgeheimnis des Bierhübeli ist also tatsächlich seine Nachhaltigkeit. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben lange bei uns, im Schnitt mehr als sieben Jahre, was im Eventbereich sehr lange ist. So können wir uns ständig weiterentwickeln und müssen unsere Ideen nicht jedes Jahr neu erklären. Wir können langfristig denken und in Menschen investieren. Deshalb sind wir tatsächlich eine Art Familie.
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