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Besser als der amerikanische Traum

Bereits bevor sie Steven Spielberg für sein Remake von «West Side Story» gecastet hat, stand Zegler auf der Bühne – und galt dort als Ausnahmetalent.
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Rachel Zegler ist 17, hat kolumbianische Wurzeln und wohnt in Clifton, New Jersey, einem Hotspot der Hispanics. Mittelstand, vielleicht unterer Mittelstand. Clifton ist auch der Ort, zu dem der Aufruf von Steven Spielberg drang – Twitter sei Dank. Gesucht: eine Latina-Schauspielerin für eine der Hauptrollen in der «West Side Story», Spielberg verfilmt das Kult-Musical neu.

30'000 wollten Maria spielen. Zegler wird es tun. Das Netz jubelt, Zegler auch. Es sei unvorstellbar, surreal, «Ich schicke ein riesiges Dankeschön an alle, die mitgeholfen haben, dass dieser unglaubliche Traum Realität wird – ich hätte es nie alleine geschafft», schreibt sie auf Instagram. «Ich bin so glücklich, dass wir einen Cast beisammenhaben, der die überwältigende Tiefe an Talent von Amerikas vielseitiger Hispanic-Gemeinschaft widerspiegelt», sagt Spielberg dem Magazin Deadline. Der perfekte amerikanische Traum, den viele verloren glaubten. Der Traum, sich über Nacht vom Highschool-Nobody in einen Weltstar zu verwandeln. Raus aus Clifton, rauf auf die Bühnen und Leinwände vor Millionenpublikum.

Gänsehaut, der Stoff, aus dem richtige Träume sind

Doch ganz so kitschig ist es nicht. Rachel Zegler ist nicht so unbekannt, wie man meinen mag, liest man die Schlagzeilen zu ihrem Castingerfolg. «Als ich vor einigen Sommern Maria auf der Bühne spielte, hätte ich mir nie gedacht, dass ich diese Rolle erneut spielen würde, in Steven Spielbergs ‹West Side Story›», schreibt sie. Zegler verbindet trotz ihres jungen Alters bereits eine tiefe Liebe mit dem Theater. Sie spielt unter anderem in der Hackensack Theatre Company in New Jersey, hat bei einer Off-Broadway-Adaption von «Fiddler on the roof» mitgemacht, ihre erste Show, die sie mit dem Gedanken spielen liess, die Schauspielerei zum Beruf zu machen.

Eine beachtliche Fangemeinde hat sie bereits. Twitter: fast 50'000 Follower, Instagram über 60'000, Youtube über 89'000. Dort, auf Youtube, erfährt man, dass Zeglers Lieblingsfarbe Gelb ist, sie soziale Phobien hat, dass sie ihren ersten Kuss mit 13 Jahren hatte und dass ihr Stimmumfang von sehr tiefen bis zu sehr hohen Tönen reicht. Ihre Aufnahmen von Cover-Songs sind sehr beliebt. «Shallow» aus «A star is born» wurde über eine halbe Million Mal geklickt. Danach der Vorwurf: Autotune.

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Zegler kontert und postet ein Handyvideo auf Twitter, wie sie das Lied in einem leeren Theater auf der Bühne singt. Beide Versionen sorgen für Gänsehaut und für weitere 8,7 Millionen Views. Niedliche amerikanische Träume können das nicht. Dafür braucht es mehr. Caseen Gaines, künstlerische Co-Leiterin der Hackensack Theatre Company, weiss das. «Du weisst, dass du in der Gegenwart eines einzigartigen Talents bist, Rachel ist so jemand», ist auf Northjersey.com zu lesen.

Zegler ist keine bemitleidenswerte Latina, die davon träumt, in den Armen eines Tony glücklich zu werden. Sie ist augenkundig eine wissbegierige, engagierte Frau, dankbar dafür, dass sie ihre Eltern – die viel lachen, wohl am meisten von allen Paaren, die sie kenne – in allem unterstützen, was sie macht, und keine ihrer Shows verpassen. Die Energie, mit der sie darüber auf Youtube spricht, ist grossartig. Aber sie protzt nicht mit der neuen Rolle. Gerade für sie als junge kolumbianisch-amerikanische Frau in der heutigen Zeit seien starke Rollen wie die der Maria enorm wichtig. Diese Rolle zum Leben zu erwecken – eine, die der Hispanic-Gemeinschaft so viel bedeute –, erfülle sie mit Demut.

Die Wahl von Zegler bedeutet nicht nur ihr, sondern auch der Hispanic-Gemeinschaft viel. Der Cast der letzten West «Side Story-Verfilmung»war weiss. Nun sei die Freude gross, sagt ein junger Mann, der soeben von einem Familienbesuch in Clifton zurück in die Schweiz gekehrt ist. Es sei ein Signal. Hollywood habe endlich verstanden, Rollen von Minderheiten mit Schauspielern aus den entsprechenden Gemeinschaften zu besetzen.