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Luxuskonzern-Chef Bernard Arnault
Frankreichs reichster Mann droht dem Präsidenten

Bernard Arnault präsentiert die LVMH-Jahresergebnisse 2024 in Paris, Januar 2025, mit einem Rückgang des Nettogewinns um 17%.
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Bernard Arnault redet nur öffentlich, wenn es nötig ist. Oder besser: wenn er es für sein Geschäft als nötig erachtet. Der reichste Franzose und zweitreichste Erdenbürger, Besitzer des Luxusgüter-Imperiums Louis Vuitton Moët Hennessy, kurz LVMH, ist bekannt für seine Reserviertheit, geradezu legendär. Warum sollte er auch viel reden, wenn er direkte und diskrete Kanäle zur Macht hat?

Emmanuel Macron, der Präsident der Republik, ist ein sehr, sehr guter Freund. Die beiden, heisst es im Élysée, trägt eine gegenseitige Schwärmerei. Wenn Arnault, 75 Jahre alt, im Palais vorbeischaut, nimmt er einen Seiteneingang. Macron hört auch in politischen Dingen oft auf Arnault – aber nicht immer. Jetzt ist mal wieder ein solcher Moment, Macron ist ja auch nicht mehr so mächtig wie früher. Frankreich ist hoch verschuldet, das Defizit aus dem Ruder geraten: Das Land muss sparen. Das ist dann besonders kompliziert, wenn es im Parlament keine Mehrheit gibt.

Eine Solidaritätsabgabe, mehr nicht

Die Regierung von Premier François Bayrou könnte diese Woche über ihr Budget für 2025 stürzen – bei einem Misstrauensvotum. Damit das nicht passiert, hat der Zentrist Bayrou bei den Verhandlungen einer Forderung der Sozialisten stattgegeben und die Unternehmenssteuern für Grossfirmen erhöht. Sie sollen eine Art Solidaritätsgeste leisten in schwierigen Zeiten, nach Jahren überaus unternehmerfreundlicher Politik des Präsidenten. Und nur einmal.

Bernard Arnault und Emmanuel Macron eröffnen die Ausstellung ’The Morozov Collection’ in der Fondation Louis Vuitton in Paris am 21. September 2021.

Doch Arnault, dessen Konzern 2023 etwa 86 Milliarden Euro umgesetzt hat, hält das für eine Zumutung. Für eine Ungerechtigkeit auch. Ach was: für eine kolossale Undankbarkeit gegenüber einem, der schon einen Haufen Steuern zahlt, der immer wieder den Mäzen gibt, der Frankreich erstrahlen lässt in der Welt.

Er war gerade in den USA. Sein enger Freund Donald Trump hatte ihn mit der halben Familie zu dessen Inauguration eingeladen. Gute Plätze, schön im Bild. Drüben in Amerika spürte Arnault einen «Wind des Optimismus», wie er es nun in seiner Rede nannte. Dort gingen die Steuern runter, nicht rauf.

«Wenn man dann nach Frankreich zurückkehrt, ist das ein bisschen wie eine kalte Dusche», sagte er. Dann fügte er einen ominös sarkastischen, viel diskutierten Satz an. «Wenn es die Idee ist, einen Anreiz zu schaffen, damit die Firmen des ‹Made in France› ihre Aktivitäten ins Ausland verlegen, dann ist die Massnahme ideal.»

Ist das eine Erpressung durch Arnault?

Droht hier der grösste Patron im Land, der König des französischen Kapitalismus, sein Geschäft aus der Heimat abzuziehen – jetzt, wo ihm der Wind mal ein bisschen ins Gesicht bläst? Eine Erpressung? Das ist seine alte Masche.

Arnault begann seine Karriere in der Immobilienbranche. Als 1981 in Frankreich der Sozialist François Mitterrand an die Macht gekommen war und etliche Unternehmen verstaatlichte, zog er für ein paar Jahre nach New York, ins selbst gewählte Exil. Dort lernte er Trump kennen. Mit 35 riet Arnault seinem Vater zum Kauf eines Unternehmens, zu dem unter anderem auch das Modehaus Dior gehörte. Es sollte der Beginn eines spektakulären Aufstiegs werden. Heute zählt LVMH Dutzende Marken, viel schöne Mode ist dabei, Uhren, Schmuck, Parfüms, Kosmetik, Champagner natürlich, Wein, Liköre. Arnault lebt vom Luxus und im Luxus.

US-Präsident Donald Trump spricht bei der Eröffnung der neuen Louis Vuitton Fabrik in Alvarado, Texas, neben LVMH-CEO Bernard Arnault.

Jedes Mal, wenn die Linke an die Macht drängt, droht er damit, aus Frankreich wegzuziehen. 2012, als François Hollande Präsident wurde, hiess es, Arnault gehe nach Belgien. Er blieb dann doch. Und nach den vorgezogenen Parlamentswahlen 2024, bei denen das Linksbündnis am meisten Stimmen holte, soll er Macron vor der Berufung eines linken Premiers gewarnt haben, weil der nur «einen fiskalischen Wahnsinn» im Sinn habe. Verlegt er nun seine Fabriken?

Nun, neu wäre das nicht. Von den 213’000 Angestellten von LVMH arbeiten nur 40’000 in Frankreich. Vor ein paar Jahren errichtete er eine grosse Fabrik in Texas. Trump empfing ihn damals als «grossen Künstler und Visionär». Eine warme Dusche.