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Geldblog: Marktschrei(b)er
Behörden sorgen für Stau bei Stadler Rail

Im zweiten Halbjahr will Stadler einen Grossteil der entgangenen Einnahmen aufholen.
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Stadler Rail: kaufen

Enttäuschte Erwartungen und dennoch ein Kursplus von über 5 Prozent – das hat Zugbauer Stadler Rail vergangene Woche geschafft. Umsatz und Gewinn des ersten Halbjahres sind schwach ausgefallen, schwächer als erwartet. Das liege jedoch weder an der fehlenden Nachfrage noch an grösseren Problemen in der Produktion, erklärte Verwaltungsratspräsident und CEO ad interim Peter Spuhler. Das Hauptproblem sei ein Abnahmestau gewesen. Wegen der Reisebeschränkungen habe man weder die Zulassungsbehörden noch die Kunden an die Fahrzeuge bekommen. Ohne Abnahmen fertiger Züge konnten keine Rechnungen gestellt werden, und somit floss kein Cash. Im zweiten Halbjahr will Stadler einen Grossteil der entgangenen Einnahmen aufholen. Neben dieser Zuversicht überzeugte der rekordhohe Auftragsbestand. Zudem konnte Stadler viele Serviceaufträge gewinnen. Diese sind lukrativ und stabilisieren das ansonsten von Grossaufträgen abhängige, schwankungsanfällige Geschäft. Nach dem kontinuierlichen Wertverlust der vergangenen Monate sind die Titel eher günstig bewertet.

Baloise: kaufen

Versicherungskonzerne kassieren jährlich Prämien dafür, dass sie Kunden bei vertraglich gedeckten Schäden oder Verlusten eine definierte Entschädigung leisten. Die Folgen einer Pandemie sind in der Regel nicht gedeckt. Der Versicherer Baloise beschloss – wie manche Konkurrenten auch –, etwa Gastrobetrieben dennoch einen Teilbetrag zukommen zu lassen. Das zeigt sich nun im Semesterabschluss. Der Gewinn ist auf die Hälfte geschrumpft. Die Finanzlage des Unternehmens sei jedoch belastbar, so Konzernchef Gert De Winter. Die Ziele 2021 seien auch im aktuellen Wirtschaftsumfeld erreichbar. Bis dahin will Baloise die Zahl der Kunden vergrössern und den Geldfluss und die Kapitalrendite hoch halten. Anleger dürfen damit rechnen, dass im nächsten Frühling eine unveränderte Dividende ausgezahlt wird. Die regionale und spartenmässige Diversifikation sowie der Fokus des Managements auf eine mehr qualitative als quantitative Entwicklung rechtfertigen eine günstige Einstufung.

Aluflexpack: halten

In Nischenmärkten lässt es sich gut leben. Der seit Juli 2019 an der Schweizer Börse kotierte Verpackungsspezialist Aluflexpack hat im ersten Halbjahr fast 40 Prozent mehr Aluminiumkapseln und Folienverpackungen für Kaffee und Tee verkauft als im Vorjahreszeitraum. Das Sortiment des Unternehmens ist so vielfältig wie die Märkte, die es bedient. In die Standbodenbeutel, Alu-Schalen und Durchdrückpackungen wandern Tiernahrung, Molkereiprodukte und Pharmaerzeugnisse. Und überall wuchs der Umsatz deutlich zweistellig. Nur die Abnehmer aus der Süsswarenindustrie waren zurückhaltend, hatte ihnen die Corona-Pandemie doch das Ostergeschäft verdorben. Positive Skaleneffekte und bessere Effizienz liessen den Betriebsgewinn vor Abschreibungen ein knappes Viertel auf mehr als 17 Millionen Franken wachsen. Der Aktienkurs des Unternehmens mäanderte seit dem Börsengang um den Emissionspreis von 21 Franken. Das Halbjahresergebnis hat ihm nun Schub verliehen, und die Valoren legten 10 Prozent zu. Ich würde abwarten, ob diese Avancen nachhaltig sind.

Givaudan: halten

Der Duft- und Aromenhersteller Givaudan hat diese Woche die neuen Fünfjahresziele vorgestellt – und verspricht mehr vom selben. Der Konzern will weiterhin aus eigener Kraft jährlich 4 bis 5 Prozent wachsen, dazu kommen regelmässig kleinere Akquisitionen. So unspektakulär die neue Ansage tönt: Sie bedeutet, dass ein Erfolgsmodell weitergeführt wird. Seit der Abspaltung von Roche im Jahr 2000 haben die Titel im Durchschnitt 13 Prozent pro Jahr zugelegt, der SMI kommt auf bloss 4 Prozent. Immer hat das Unternehmen die eigenen Ziele erreicht. Auch Corona konnte Givaudan kaum etwas anhaben, im ersten Halbjahr 2020 ist der Umsatz erneut gewachsen. Das alles ist mir ein Beweis dafür, dass das Unternehmen nicht nur gute Produkte anbietet, sondern unter Chef Gilles Andrier auch hervorragend geführt wird. Was wiederum die Chancen erhöht, dass auch die Ziele für 2025 erreicht werden. Ich würde die Aktie eigentlich gern zum Kauf empfehlen, nur die extrem hohe Bewertung hält mich davon ab. Das Verhältnis des Aktienkurses zum geschätzten Gewinn von 2021 beträgt 36.

Credit Suisse: verkaufen

Weder als potenzieller Kunde noch als Anleger bin ich sicher, ob mir die Ankündigung der Credit Suisse von dieser Woche gefällt. Gleich ein Viertel der Filialen in der Schweiz will die Grossbank schliessen. Immerhin: Ein substanzieller Teil davon gehört zur Neuen Aargauer Bank. Dass die CS künftig nur noch unter einer Marke auftreten will und entsprechend Doppelspurigkeiten beseitigt, ergibt für mich Sinn. Doch darüber hinaus könnten sich die Schliessungen auch als Bumerang erweisen, tieferen Kosten und verstärkten Investitionen ins Digitale zum Trotz. Schon oft haben mir Regionalbanker bestätigt, dass die physische Präsenz den Unterschied macht, wenn es ums Anwerben neuer Kunden geht. Auf die CS insgesamt dürften sich die Massnahmen in der Schweiz ohnehin nur marginal auswirken. Auch wenn dem Institut die Umbauten der letzten Jahre gutgetan haben, bleibt nachhaltiges Ertragswachstum eine Herausforderung. Bankenaktien kommen zudem jedes Mal unter die Räder, wenn es an der Börse scheppert – selbst wenn die Unternehmen selbst von der Volatilität profitieren, wie dies bei Corona der Fall war.

Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung.

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