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Boom bei Rüstungsfirmen
Weltweite Aufrüstung beschert US-Waffenherstellern Milliardenaufträge

Kampfjet F35 landet auf dem Militärflugplatz Emmen in der Schweiz, aufgenommen am 18. März 2022, mit Sicht auf die Emmenbrücke.
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In Kürze:
  • Europa ist kurz- und mittelfristig auf US-Waffensysteme angewiesen. Langfristig sind Änderungen möglich, aber nicht garantiert.
  • US-Rüstungskonzerne dominieren global mit einem Umsatz von über 200 Milliarden Dollar.
  • Private US-Firmen wie Starlink oder Blackrock profitieren von geopolitischen Konflikten und Rüstungsaufträgen.

Unbegrenzter Verteidigungsetat für die kommende deutsche Regierung, 500 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte, und die EU legt ihrerseits mit einem 800-Milliarden-Euro-Rüstungsprogramm nach. Auch andere EU- und Nato-Staaten wollen ihre Militärbudgets erhöhen, wie diese Woche bekannt wurde. Das sind gigantische Summen, die vor allem US-Rüstungsfirmen Milliardenumsätze und -gewinne bescheren werden. Aber nicht nur.

Nach dem Eklat im Oval Office und den transatlantischen Verwerfungen hat in Europa eine heftige Debatte über mehr militärische Eigenständigkeit eingesetzt. Fakt ist jedoch: Kein EU-Land oder Nato-Partner ist verteidigungspolitisch autark. Neben Waffensystemen garantierte Washington im Rahmen der Allianz Abschreckung durch den atomaren Schutzschirm über Europa. Doch die Europäer können das US-Potenzial nicht ersetzen: Frankreich besitzt weniger als 300 Atomsprengköpfe, Grossbritannien geschätzte 225 Nuklearwaffen. Die USA und Russland bringen es auf jeweils rund 5500 Sprengköpfe. 

Auch bei konventionellen Waffen sind die Bündnispartner kurz- und mittelfristig auf US-Waffensysteme angewiesen. Langfristig sind Änderungen möglich, aber nicht garantiert.

Die mächtigsten Rüstungskonzerne sitzen in den USA. Seit Jahrzehnten dominieren Lockheed Martin, Northrop Grumman, General Dynamics oder Boeing. 2020 kam mit der Fusion von United Technologies und Raytheon zur RTX Corporation ein weiterer Rüstungsgigant hinzu. Nur Lockheed Martin verkaufte für 64,6 Milliarden Dollar mehr Rüstungsgüter. Dank des modernsten Kampfjets F-35, den ein halbes Dutzend Nato- und EU-Staaten und auch die Schweiz bestellt haben.

Zusammen erwirtschaften die fünf grössten US-Rüstungsgüterhersteller mehr als 200 Milliarden Dollar Umsatz. Zum Vergleich: Der deutsche Panzerbauer Rheinmetall dürfte es 2025 auf geschätzte Einnahmen von 10 bis 12 Milliarden Euro bringen, der französische Techkonzern Safran immerhin auf 27,3 Milliarden Euro. Europas Schwäche sind zu viele unterschiedliche Panzertypen und Kampfjets, die verschiedene Munition, Ersatzteile oder speziell ausgebildete Mechaniker brauchen. Das ist ineffizient und teuer.

US-Dominanz in Kernbereichen

Die USA sind nicht nur bei Kampfjets, Kurzstreckenraketen oder Mehrfachraketenwerfern führend, sondern auch bei Logistik, Raketenabwehr, Luftüberwachung, Cyberabwehr und Aufklärung. 

Vom privaten Satellitennetzwerk Starlink von Elon Musk mit rund 7000 Satelliten hat die ukrainische Armee klar profitiert. Ein Abschalten wäre ein schwerer Schlag für Kiew. Hier könnte der Konkurrent Eutelsat einspringen, der allerdings nur knapp 700 Satelliten kontrolliert. Neben Musk drängen andere Firmen wie Anduril, spezialisiert auf autonome Waffensysteme, oder Softwareentwickler Palantir ins Rüstungsgeschäft. 

Bei Rohstoffen aus der Ukraine bleibt Europa aussen vor

Wie schnell US-Firmen zuschlagen, zeigt der Kauf von zwei Panamakanal-Terminals durch den US-Vermögensverwalter Blackrock für 23 Milliarden Dollar. Zusammen mit der Genfer Reederei MSC hat Konzernchef Larry Fink vom Hongkonger Logistikkonzern CK Hutchison auf einen Schlag die Kontrolle über 43 Häfen übernommen. Ein strategischer Schachzug, es geht um Lieferkettensicherheit. MSC-CEO Diego Aponte war gemäss «Financial Times» massgeblich und persönlich an dem Deal beteiligt. Die Apontes sind langjährige Kunden von CK-Hutchison-Besitzer Li Ka-shing und Milliardäre. Auch hier profitieren private Unternehmen politisch und kommerziell.

Absurd wirkt der Vorschlag, die intakt gebliebene Nordstream-2-Pipeline zu aktivieren und russisches Gas nach Europa zu pumpen. Hinter den Kulissen verfolgen US-Geschäftsleute rund um Ex-Stasi-Agent und Putin-Freund Matthias Warnig eigene Wirtschaftsinteressen. Warnig hat zwar offiziell dementiert. Offenbar aber versucht Moskau, US-Investoren für den Energiesektor zu gewinnen. Auch hier sind Kriegsgewinnler am Werk.

Beim Rohstoff-Deal zwischen Kiew und Washington geht es um begehrte Elemente wie Titan, Lithium, Kobalt oder Grafit. Bei deren Gewinnung sollen US-Firmen zum Zug kommen – Washington will Milliarden kassieren. Europa bleibt aussen vor.

Drohnen als zentrale Waffen im Krieg

Im Ukrainekrieg haben Drohnen hohe Verluste auf beiden Seiten verursacht. Bis 2026 erwarten Experten in diesem Segment Umsätze von 28,3 Milliarden Dollar. Beim Bau von Drohnen können neben US-Herstellern weitere Länder wie die Türkei, Israel, Finnland oder Deutschland mitmischen. Autonome Drohnen kosten vergleichsweise wenig, können zudem in grosser Zahl und schnell produziert werden. Europa kann Kapazitäten schaffen, doch das wird dauern.

Die aktuell herumgereichten Milliardenbeträge wecken nicht nur Begehrlichkeiten, sondern bergen auch alte Gefahren. Wo es um gigantische Summen geht, sind Verschwendung, Vetternwirtschaft und Korruption nicht weit.

Kriegsgewinnler sind auch all jene Aktionäre, die aktuell die Kurse von Rüstungsfirmen nach oben treiben.