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Meinung

Kolumne des Ombudsmanns
Auch ein Krieg der Worte

Wieder Frieden neben Trümmern: Ein Konzert von Palästinensern in Gaza-Stadt.
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Zu den Themen, die wiederholt Beschwerden auslösen, gehört seit Jahren der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Das war jüngst wieder der Fall während des elftägigen Krieges in Gaza, der auf palästinensischer Seite 256 und in Israel 13 Menschen getötet hat. Sie wurden Opfer von Luft- und Artillerieangriffen der israelischen Armee (IDF) und von Raketenbeschuss der radikalislamischen Hamas. So weit Fakten, die weitgehend unbestritten sind – im Gegensatz zu den Ursachen, über die je nach Perspektive anders gestritten wird.

Dissens herrscht allein schon, was die Charakterisierung der Kämpfe betrifft: War es ein veritabler Krieg oder nur ein heftiger Zusammenstoss? Waren die Raketenangriffe der Hamas Terrorattacken und die Reaktion der Israelis darauf Notwehr? Sind die palästinensischen Territorien, die der Staat Israel seit 1967 kontrolliert, widerrechtlich besetzte oder lediglich umstrittene Gebiete?

Kommt dazu, dass heute nicht nur traditionelle Medien über das aktuelle Geschehen in Nahost berichten, sondern auch soziale Medien, die keiner Kontrolle unterliegen und Fake News verbreiten können. Was mitunter auch offizielle Stellen tun.

Heute berichten nicht nur traditionelle Medien über den Nahost-Konflikt, sondern auch soziale Medien, die keiner Kontrolle unterliegen.

Die «Washington Post» berichtete am 17. Mai über die Folgen eines israelischen Luftangriffs in Gaza-Stadt. Die Bombe zerstörte das vierstöckige Haus von Sana’a al-Kulak und begrub die 56-Jährige unter den Trümmern. Rettungskräfte gruben sie aus und brachten sie in ein Spital, wo sie erfuhr, dass ihr Mann, zwei Söhne, eine Tochter, eine Schwiegertochter und ein einjähriges Grosskind beim Angriff ums Leben gekommen waren.

Der Artikel zitierte israelische Quellen, laut denen der Tod von Zivilisten «unbeabsichtigt» war. Luftangriffe seien Teil eines «Siegeskonzepts», wie es der Stabschef der IDF vertritt. Es soll Israels Armee verwandeln «in eine spürbar tödlichere, besser vernetzte Kriegsmaschine, die feindliche Kapazitäten innert Rekordzeit und mit möglichst wenigen Opfern zerstören kann». Hier stellt sich, nicht nur sprachlich, die Frage der Angemessenheit. Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt wegen Kriegsverbrechen sowohl gegen Israel wie gegen die Hamas.

Zwischen die Fronten des Nahost-Konflikts sind erneut auch Medienschaffende geraten.

Zwischen die Fronten des Nahost-Konflikts sind erneut auch Medienschaffende geraten. Die Nachrichtenagentur AP etwa entliess eine 22-jährige Volontärin, die sich auf Twitter angeblich einseitig für die Sache der Palästinenser engagiert hatte. Zwar bestreitet die AP, sie habe auf Druck rechter Kreise reagiert, die Emily Wilder, einer Jüdin, vorwarfen, «eine geistig gestörte, marxistische und anti-israelische Agitatorin» zu sein. Die junge Journalistin, so die Agentur, habe gegen interne Richtlinien betreffend soziale Medien verstossen.

Janine Zacharia, eine Dozentin der Stanford University, warnt derweil, Desinformationskampagnen gegen Medienschaffende seien ein wachsendes Problem: «Es ist wesentlich, dass Medien unterscheiden lernen zwischen natürlichen Äusserungen von Zorn oder Kummer im Netz und gezielten Kampagnen, welche die Legitimität von Nachrichtenorganisationen untergraben und die Fakten eines Konflikts vertuschen wollen.»