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Filmfestival Venedig
Angst allenthalben

Laura Poitras gewinnt den Goldenen Löwen in Venedig.
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Endlich. Die gigantischen Balustraden vor der Sala Grande waren nach zwei Pandemiejahren wieder abgebaut worden. Freie Sicht also auf den Roten Teppich an der 79. Mostra, und dort, auf dem Teppich, war die letzten Tage ordentlich was los, schritten doch die Stars fast im Taktfahrplan darüber. Wobei man das Gekreische angesichts der Superstars Timothée Chalamet und Harry Styles ja nur noch bedingt normal nennen konnte. 

Im Kino explodierten unterdessen gigantische Giftwolken («White Noise»), ein Kannibalenpärchen raste quer durch die mittelamerikanische Provinz («Bones and All»), und für Freunde der ungeschönten Action gabs einen zum Fürchten realistisch aussehenden Bandenkrieg aus der Banlieue zu bestaunen («Athena»).

Endzeit und Angstpotenzial allenthalben, aber wenn es so gut gemacht ist, was es fast immer war, dann sass man platt im Sessel und vergass, dass in den Sälen praktisch niemand mehr eine Maske trug.  Obwohl oder gerade weil das mit den Zukunftsängsten nonstop präsent war im diesjährigen Wettbewerb. Also das mit der Angst. Und mit der Zukunft. Die Jury unter dem Vorsitz von Julianne Moore hatte die Qual der Wahl.  

Freie Sicht auf die Stars: Timothée Chalamet und die prämierte Taylor Russell in Venedig.

Wobei man vielleicht noch sagen sollte, dass Netflix auch in diesem Jahr überdeutlich Präsenz am Lido markierte. War nicht jedes dritte Mal das Signet des Streamers zu sehen? Der Hintergrund: Venedig und Netflix – das funktioniert bestens, ganz im Gegensatz zu Cannes, wo Netflix nicht willkommen ist. Abgesehen davon ist Venedig als Oscar-Startrampe datumstechnisch deutlich günstiger gelegen.  Eigentlich.

Aber dann: Dass es bei der Preisverleihung null und nix für Netflix gab, war schon bemerkenswert. Und auch sonst konnte man sich mehrheitlich die Augen reiben. Dass ausgerechnet der einzige Dokumentarfilm im Wettbewerb, «All the Beauty and the Bloodshed», den Goldenen Löwen gewann, ist eine grössere Überraschung.

Es geht da um die Genese der US-Fotografin Nan Goldin und die Subkultur, in der sie zum Star reifte. Aber auch um die Opioidkrise, welche die Starfotografin (selbst einst abhängig von einem solchen Schmerzmittel) gegen die federführende Familie Sackler ins Feld führt. 

Mag sein, dass sich die Jury da von den Worten des ebenfalls prämierten Regisseurs Luca Guadagnino («Bones and All») leiten liess, der von der Liebe zu Monstern sprach. Und an letzteren mangelte es in Venedig beileibe nicht, auch wenn sie in vielerlei Verkleidung daherkamen.

Zum Beispiel als alle Grenzen überschreitende Philharmoniker-Dirigentin in Berlin (Cate Blanchett), oder in Form eines irischen Simpels (Colin Farrell), der seinen ehemals besten Freund während des irischen Bürgerkriegs zum Wahnsinn treibt. 

Der Preis der Normalität

Sehr klassisches Kino, ja, und mag sein, dass diese Filme etwas zu gut weg kamen. Denn gerade dem Netflix-Film «Athena» über einen fiktiven  Bürgerkrieg in der Banlieue hätte man zumindest eine Erwähnung gewünscht. 

Aber vielleicht ist das ja der Preis der Normalität, jener «aussergewöhnlichen Normalität», welche die Moderatorin der Preisverleihung anfangs im Jubeltonfall beschwörte. Und die später dann doch eingestehen musste, dass ein Jurymitglied nicht live dabei sein konnte.  Wegen Corona.

«Strongly recommended», lautete jeweils die Anweisung per Lautsprecherdurchsage in den Screenings. Gemeint war die Maske, die man tragen sollte. Daran gehalten hat sich aber praktisch niemand, zu gross war die Sehnsucht nach der Normalität.

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