Tragödie in Norditalien14 Tote bei Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore
Nach dem Absturz einer Gondel in Norditalien ist die Zahl der Todesopfer weiter angestiegen. Als Unfallursache wird ein Kabelriss vermutet. Ein Kind befinden sich in kritischem Zustand.
In Norditalien sind bei einem Seilbahnunglück mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Beim Absturz einer Gondel der Bahn von Stresa auf den Mottarone auf der italienischen Seite des Lago Maggiore am Sonntag gab es auch zwei schwer verletzte Kinder, eines davon erlag am Abend im Spital seinen Verletzungen. Die Unfallursache wird untersucht. Ein Ermittler sagte laut Nachrichtenagenturen, ein Stahlseil habe sich gelöst.
Die Gondel stürzte Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge aus relativ grosser Höhe in eine Waldschneise. Sie wurde am Boden zerschmettert. Da das Gelände steil und unwegsam ist, gestaltete sich die Bergung schwierig. Zu dem Unglück kam es etwa 100 Meter von der Bergstation entfernt.
An Bord der Gondel befanden sich insgesamt 15 Menschen. Zwei Kinder im Alter von fünf und neun Jahren wurden gemäss der Bergrettung in kritischem Zustand in eine Turiner Klinik geflogen, der Neunjährige verstarb am Abend auf der Intensivstation.
Fünf Opfer waren israelische Staatsbürger, bestätigte am Montag das israelische Aussenministerium. Laut den Angaben wurden ein in Italien lebendes Ehepaar und ihr zweijähriger Sohn beim Unglück getötet, ausserdem die Grosseltern, die zu Besuch in Italien waren. Der fünfjährige Sohne des Paares sei schwer verletzt worden. Nach Angaben der Zeitung «Il Corriere della Sera» habe das Kind ein Schädeltrauma und Beinbrüche erlitten, sei aber bei Bewusstsein.
Das Unglück ereignete sich nach Angaben des Infrastrukturministeriums gegen 12.30 Uhr. Als Ursache vermutete es einen Kabelriss im obersten Bereich der Strecke. Eine Überlastung der Kabine scheint ausgeschlossen, da sie bis zu 35 Passagiere aufnehmen kann. Minister Enrico Giovannini kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission an.
Neben den Feuerwehren standen Bergrettung und Polizei im Einsatz. Auch Helikopter waren an den Bergungsarbeiten beteiligt. Alle auf den Berg führenden Strassen wurden gesperrt. Die Seilbahn in der Region Piemont verbindet den Ort Stresa mit dem 1420 Meter hohen Monte Mottarone auf der italienischen Seite des Lago Maggiore.
Keine Schweizer Opfer
Unter den Opfern sind keine Touristen aus der Schweiz, wie eine Sprecherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Abend auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Die 1970 gebaute Seilbahn hatte den Betrieb am 24. April nach der durch die Covid-19-Pandemie bedingten Schliessung wieder aufgenommen. Sie verkehrt im 20-Minuten-Takt. Zwischen 2014 und 2016 stand die Bahn wegen Instandhaltungsarbeiten still.
Wegen des schönen Wetters waren am Sonntag zahlreiche Touristen am Sonntag mit der Seilbahn unterwegs, um vom Mottarone die Aussicht über den Lago Maggiore zu geniessen.
Entsetzen und «tiefer Schmerz»
Das schwere Unglück sorgte landesweit für Entsetzen. Ministerpräsident Mario Draghi drückte in einer Erklärung seinen «tiefen Schmerz» über den Verlust der vielen Menschenleben aus. Der Regionalpräsident des Piemont, Alberto Cirio, erklärte, die Tragödie raube allen den Atem.
Cirios Kollege aus der benachbarten Region Ligurien, Giovanni Toti, sprach von einer absurden Tragödie, die sich genau zu dem Zeitpunkt ereigne, an dem Italien nach monatelangem Lockdown die Aufhebung der massiven Beschränkungen geniesse. Er sprach von einem «Sonntag der Wiedereröffnungen, der voller Hoffnungen sein sollte».
EU-Ratspräsident Charles Michel sprach in einer Twitter-Botschaft auf Italienisch den «Familien und Freunden, die bei diesem tragischen Unfall einen geliebten Menschen verloren haben», sein tiefes Beileid aus.
Fehler gefunden?Jetzt melden.