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Filmfestival Venedig
Abtreibungsdrama gewinnt an der Mostra

Der Siegerfilm in Venedig: Szene aus «L’événement» von Audrey Diwan.
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Die Stars sind zurück auf dem Lido, das Publikum ebenfalls, und bis Festivalschluss wurde kein einziger positiver Covid-Fall gemeldet: Alles also wie gehabt in Venedig?

Nicht ganz. Der rote Teppich blieb Corona-bedingt immer noch durch Trennwände abgeschottet, es herrschte strikte Maskenpflicht, die Sitzplätze in den Kinos durften nur zur Hälfte belegt werden, und das Virtual-Reality-Zentrum auf der Insel Lazzaretto blieb zu.

Unbedingter Wille zur Normalität

Spürbar war an der diesjährigen Mostra jedoch der unbedingte Wille, zu einer neuen Normalität zurückzukehren – Zertifikatspflicht hin, Temperaturmessungen her. Und was sich da über Monate angestaut hatte, man merkte es am besten bei der Wettbewerbsauswahl. Diese beinhaltete Werke von fast durchwegs höchster Qualität – darunter auch drei Netflix-Filme, von denen man in Cannes noch immer nichts wissen will.

Und ja: Netflix räumte ab. Der verstörende Antiwestern «The Power of the Dog» von Jane Campion gewann den Silbernen Löwen, Maggie Gyllenhaal wurde für das beste Drehbuch über eine traumatisierte Autorin («The Lost Daughter») ausgezeichnet und erhielt speziellen Applaus, weil die Romanvorlage von der Italienerin Elena Ferrante stammt.

Und der Abend hätte zum totalen Triumph des Streamingdiensts werden können, aber dann wurde Paolo Sorrentinos «The Hand of God» bloss mit dem Grossen Jurypreis ausgezeichnet – und der Hauptpreis ging, etwas überraschend, an den französischen Film «L’événement» von Audrey Diwan, einem Werk, das von den Schwierigkeiten um eine in den Sechzigerjahren verbotene Abtreibung in Frankreich berichtet.

Der Preis ist allerdings, man darf es sagen, die längst fällige Wertschätzung von Filmemacherinnen, die es in Venedig immer schwer hatten angesichts einer männlichen Überzahl im Wettbewerb.  Diwans Triumph bestärkt den Glauben, dass das gendermässig bislang verhaltene Venedig (in der Jury sass immerhin die letztjährige Siegerin Chloé Zhao, «Nomadland») einen Schritt in die Zukunft tut. 

Fragt sich höchstens: Wird «L’événement» den Rückenwind aus Venedig für die nächsten Oscars nützen können? Zur Erinnerung: Viermal in Folge figurierte der Siegerfilm von Venedig in den letzten Jahren in der Auswahl für den besten Film, zweimal gewann er den Oscar («The Shape of Water»,  «Nomadland»).

Reicht es zum Oscar?

«L’événement» könnte es schwieriger haben, in den USA zu reüssieren; für eine Nomination als bester fremdsprachiger Film dürfte es aber locker reichen. Und vielleicht sollte man Penélope Cruz, die am Lido als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde, als Academy-Award-Kandidatin nicht ganz vergessen. Einen Oscar hat sie ja bereits gewonnen.