Kletterin Petra Klingler tritt ab5000 feiern sie an der Heim-WM trotz des verpassten Finals
In Bern feiert die Zürcherin einen «wunderschönen» Abschied. Die Weltmeisterin von 2016 scheitert zwar im Halbfinal, doch das ist für sie zweitrangig.
Im letzten Versuch klappt es dann doch noch. Sie nimmt noch einmal Anlauf, schafft es zur Zone, der Zwischenwertung – und schliesslich bis zum Top, dem letzten Griff des Boulder. Ein breites Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus, ihre Hand ballt sie zur Faust. Während das Publikum in der Postfinance-Arena lautstark applaudiert, kämpft sie mit den Tränen.
Petra Klingler steht an der Weltmeisterschaft in Bern zum vierten Mal in ihrer 14-jährigen Karriere in einem Boulder-Halbfinal, zweimal steht sie danach in einem Final. Und einmal, 2016 in Paris, krönt sie sich 24-jährig gar zur Weltmeisterin.
Die Grundlage für ihren vierten Halbfinaleinzug schafft sie am Donnerstag. In der Qualifikation klassiert sich Klingler in den Top 20 als Siebte. Sie toppt in der Curlinghalle in Bern zwei von fünf Boulders und sichert sich dreimal die Zone. Ein Start nach Mass für die 31-jährige Zürcherin. Doch Klingler sieht dies ein wenig anders: «Ich hatte nach der Qualifikation kein gutes Gefühl, ich war nicht zufrieden mit meinem letzten Boulder.»
Ihre Unzufriedenheit hat sie schnell zur Seite gelegt, am Samstag ist davon nichts zu spüren. Als sie in die Halle läuft, strahlt sie Ruhe aus, und der Start in den Halbfinal gelingt ihr. Klingler klettert unter tosendem Applaus in ihrem ersten Boulder zum Top – und das im ersten Versuch. Am Ende lautet das Ergebnis: zwei Top, eine Zone, einmal keine Punkte. Klingler beendet den Halbfinal auf Rang 13 und verpasst damit den Final der besten sechs Athletinnen vom Abend. «Das Resultat ist für mich zweitrangig. Vor Heimpublikum so abtreten zu können, ist wunderschön.» Dass ihre Karriere jetzt zu Ende ist, muss sie erst noch verarbeiten. «Langsam, langsam realisiere ich, dass es vorbei ist. Ich habe während der Boulders fast geweint.»
Den Kampf gegen die Tränen verliert Klingler dann doch noch. Nachdem alle Athletinnen ihre Boulders beendet haben, wird sie vor 5000 Zuschauerinnen und Zuschauer unter tosendem Applaus verabschiedet.
Seit 14 Jahren klettert sie auf höchstem Niveau
Ihr Debüt im Weltcup gab sie 2009. Seither durfte sie einige Erfolge feiern: An der Jugend-Europameisterschaft 2011 klettert Klingler im Bouldern auf Rang 1 und damit zu ihrem ersten Titel. Ihren ersten und einzigen Weltcupsieg feiert sie 2015 – ebenfalls in ihrer Paradedisziplin. Ein Jahr später folgt dann der WM-Titel in Paris. Spätestens seit diesem Erfolg ist Klingler die beste Sportkletterin der Schweiz.
Auch für die Olympischen Spiele qualifiziert sie sich. In Tokio gehört Sportklettern 2021 zum ersten Mal zum Programm. Klingler klassiert sich in der Qualifikation auf Rang 16 und verpasst damit den Final der besten acht Athletinnen.
Anfang Juli gibt Klingler ihren baldigen Rücktritt vom Wettkampfklettern bekannt. Hätte es an dieser WM eine Topplatzierung gegeben, wäre nach den Olympischen Spielen von Paris Schluss gewesen. Nichtsdestotrotz kommt ihre Karriere auch so nach über 150 Wettkämpfen zu einem würdigen Ende.
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