11 Diebe und keiner ist eine Frau
In «Ocean's 8» sind die Frauen am Drücker. Eine Blick zurück auf die Ocean's Trilogie zeigt, warum das Spin-Off dringend nötig ist.

In weniger zwei Wochen ist es soweit: ein neuer Film aus der Ocean's Saga kommt ins Kino. Doch diesmal sind es nicht Danny Ocean (George Clooney) und seine zehn Kumpanen, die eine spektakulären Raubüberfall auf drei Casinos in Las Vegas planen.
Stattdessentritt seine Schwester Debbie Ocean (Sandra Bullock) zusammen mit ihren sieben Komplizinnen an. Darum heisst der Film auch «Ocean's 8.» Wie üblich wenn Frauen in einer beliebten Serie neuerdings in der Überzahl sind, gibt es immer wieder Stimmen, die fragen, ob das überhaupt nötig sei.
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Nachdem ich mir die drei bisherigen Ocean's Filme nochmals angeschaut habe kann nicht nur sagen, ja ist es! Die Filme sind absolut unterhaltsam, doch leider haben sie gender-technisch versagt und zwar so richtig.
Es kommen überhaupt nur sehr wenige Frauen vor. Warum alle elf Diebe Männer sein müssen, ist unklar, hängt aber wohl damit zusammen, «Ocean's Eleven» ein Remake des gleichnamigen Frank Sinatra Filmes ist. Die weiblichen Figuren, die vorkommen, sind grösstenteils passive Anhängsel der Männer. (Was nun folgt, ist ein Spoiler am anderen, die Verjährungsfrist ist schliesslich abgelaufen, also seid gewarnt.)
In «Ocean's Eleven» gibt es eine einzige Frau in einer grösseren Rolle. (Er besteht den Bechdel-Test also definitiv nicht.) Es ist Tess, Dannys Ex-Frau, gespielt von Julia Roberts. Eigentlich gute Voraussetzungen, für eine tolle Frauenfigur, haben doch Roberts und Regisseur Steven Soderbergh mit Erin Brockovich einen tollen Charakter geschaffen. Nicht jedoch, bei ihrer zweiten Zusammenarbeit: Tess ist nur eine Trophäe.
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Ihr neuer Freund ist Benedict (Andy Garcia), der Casinobesitzer, den Danny und seine Crew ausnehmen wollen. Vor allem eben weil er mit Tess zusammen ist. Als Danny unverhofft in Las Vegas auftaucht, ist Tess alles andere als erfreut. Sie hat sich von Danny scheiden lassen, als dieser im Gefängnis war.
Sie ist kein Fan seiner kriminellen Laufbahn. Also schickt sie ihn prompt wieder zum Teufel. Doch Danny akzeptiert ihre Ablehnung nicht, sondern taucht immer wieder auf. Ein Verhalten, das, bei mir auf jeden Fall, ein Stirnrunzeln auslöst. Um so unverständlicher, dass Tess am Ende wieder zu Danny zurückkehrt. Ihre Beziehung hat sich kein My entwickelt. Danny macht genau, was er immer gemacht hat, -- er lügt Tess wegen seiner kriminellen Machenschaften an.
Unabhängigkeit ist keine Option
Noch viel stossender, er setzt Tess beim Überfall als Preis ein. Er schlägt Terry Benedict einen Tauschhandel vor: Er kriegt seine Millionen zurück, wenn er Tess gehen lässt. Erstens ist es wohl kaum Benedicts Entscheidung, ob Tess bei ihm bleibt oder nicht.
Zweitensmacht es keinen Sinn, dass Tess, die die Verhandlungen mitkriegt, wieder zu Danny zurückkehrt. Klar, Benedict ist ein übler Typ, dass Tess ihn verlässt, macht Sinn. Aber eben, warum sie zu Danny zurückkehren sollte, bleibt unklar. Die Idee, dass sie zu den beiden Machotypen sagen könnte: «Blased mer doch i d'Schueh,» ist den Drehbuchautoren offenbar nicht gekommen.
Und so wird Tess wiederum als ein Anhängsel von Danny behandelt. Als er am Ende des Films wieder aus dem Gefängnis freikommt, holt ihn sein bester Freund Rusty (Brad Pitt) ab. «Ich habe unterwegs einige deiner Habseligkeiten aufgesammelt», meint er. Die Kamera schwenkt ins Auto, und siehe da, Tess sitzt auf der Rückbank.

Sie ist ihr eigener Mann
Während «Ocean's Twelve» insgesamt der schlechteste Film der Trilogie ist, ist er für die Frauen der Höhepunkt. Catherine Zeta-Jone spielt Europol-Agentin Isabel Lahiri. Sie ist die Gegenspielerin der Crew und jagt sie quer durch Europa, um sie dingfest zu machen. Der Haken ist nur, dass sie einst mit Rusty liiert war. Doch davon lässt sie sich nicht aufhalten. Sie ist eine Figur mit eigener Motivation, deren Geschichte sich nicht (nur) um ihre Beziehung mit einem Mann dreht.

Leider kommt es auch hier wieder zu Stalking, weil Rusty nicht von ihr lassen kann. Soll wohl die Stärke seiner Gefühle zeigen, ist aber eher ein bisschen creepy. Vor allem wenn er mit dem Schleckstengel im Mund hinter dem Baum steht.
Auch Tess wird in diesem Film endlich zu einem vollwertigen Charakter, unabhängig davon, wer ihr Mann ist. Sie muss einspringen, als die Hälfte des Teams im Gefängnis sitzt, und dabei helfen, ein Fabergé-Ei zu stehlen. Es ist eine bizarre Episode, die auf der angeblichen Ähnlichkeit zwischen Tess und Julia Roberts, also der Ähnlichkeit zwischen Julia Roberts und … Julia Roberts, aufbaut.
Und bei allem Lob sollte nicht vergessen gehen, dass hier zwei Frauen elf Männern gegenüber stehen.
Wo sind alle Frauen hin?
In «Ocean's Thirteen» kommen Tess und Isabel dann gar nicht vor. Wie Danny sagt: «Das ist nicht ihr Kampf!» - diesmal wird das Casino ausgeraubt, um ein schwer krankes Teammitglied zu rächen - und damit hat es sich. Stattdessen gibt es eine einzige weibliche Figur von Bedeutung: Abigail Sponder, gespielt von Ellen Barkin. Sie ist die rechte Hand von Al Pacinos Casinoboss.
Ihr kommt die unrühmliche Rolle zu, von Matt Damons Linus verführt zu werden, damit er Diamantenhalsketten stehlen kann. Dabei setzt er künstliche Pheromone ein, die ihr Urteilsvermögen stark beeinträchtigen. Glücklicherweise endet die Verführung bei einigen Küssen.

Alles in allem, haben die Filme als eher ein enttäuschendes Frauenbild. Sie sind trotzdem grosses Kino und ich werde sie mir auch künftig immer wieder anschauen. Und zum Schluss einfach «Ocean's 8» anhängen und sagen: Das ist unser Film!
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