SC Bern – EV ZugGenoni hält dicht – der SCB verabschiedet sich mit einem 0:1
Es brauchte nur ein Tor: Der EV Zug gewinnt beim SC Bern und zieht in den Halbfinal ein.
Als nur noch knapp vier Minuten zu spielen waren, ging Mario Kogler «all in»: Berns Trainer, ansonsten keiner, der inflationär zum Time-out greift, nahm seine Auszeit und den Goalie vom Eis. Wofür sonst vor allem skandinavische Coaches bekannt sind, nämlich schon sehr früh einen zusätzlichen Feldspieler zu bringen, ergab hier aber für Trainer jeglicher Nation Sinn: Der SCB lag 0:1 zurück, und er konnte Powerplay spielen. Doch es geschah fast nichts mehr, der EVZ verteidigte auch mit vier gegen sechs stark, die letzte gute Ausgleichschance kam, als Zug wieder vollzählig war, Eero Elo schoss zwei Sekunden vor der Schlusssirene knapp vorbei.
Im Schlussdrittel waren die taktischen Fesseln beim SCB ein wenig gelöst worden, er kam im Powerplay zu einer guten Chance durch Cory Conacher und dann zu einem Lattenschuss durch Simon Sterchi. Dauerdruck aufzubauen, gelang den Bernern indes nicht mehr, dies zeigten auch die relativ wenigen Torschüsse (6:5) im letzten Drittel. Der EVZ seinerseits spielte seine spielerische Stärke auch beim Verteidigen beeindruckend aus. Viele Sekunden und Minuten verrannen für Bern, weil Zug das tat, was auf der Konsole beim NHL-Gamen verpönt wäre, im richtigen Eishockey aber eine Kunstform sein kann: Scheibenkontrolle, Pässe, Scheibenkontrolle, Pässe, Scheibenkontrolle. In solchen Phasen fehlte bei Bern wohl auch die nötige Frische, um effizient und aggressiv dagegenhalten zu können.
Viel Disziplin, wenige Chancen
Lange Zeit aber war es die bislang beidseits wohl disziplinierteste Partie der Serie. Vom SCB war es defensiv wahrscheinlich die beste, inklusive Pre-Playoff. Nicht, dass die Anzahl Gegentore nicht schon vorher mehrfach tief gewesen war. Doch das 0:0, das über 37 Minuten Bestand hatte, lag nicht daran, dass der Gegner Torchance um Torchance vergab oder Tomi Karhunen im SCB-Tor sich im Zaubermodus befunden hätte. Zweifellos standen sich mit dem Finnen und Leonardo Genoni bei Zug zwei sehr konzentrierte und Ruhe ausstrahlende Torhüter gegenüber. Aber mit wirklichen Top-Chancen sahen sie sich kaum einmal konfrontiert.
Es benötigte ein fast perfekt herausgespieltes Zuger Tor, um die Torflaute zu beenden. Sven Senteler gewann in der Offensivzone ein Bully, Tristan Scherwey rutschte beim Vorpreschen zu Santeri Alatalo aus, dieser nützte die Situation perfekt aus: Vorpreschen, Schusstäuschung, blinder Pass zu Jérôme Bachofner, der per Direktabnahme traf.
Das fast zwei Drittel andauernde «tote» Spiel war aus Berner nichts Schlechtes, es hielt sie gegen frischere und aktivere Zuger in der Partie. Die Fehlstarts mit frühen Gegentoren in Spiel 4 und 5 wiederholten sich nicht, der SCB konnte zu Beginn auch das tun, was er in dieser Serie gegen einen spielerisch besseren Gegner am liebsten tat: das physische Spiel etablieren.
Ein «Leichtgewicht» wie Thierry Bader checkte nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal, sondern gar viermal, gespielt waren da erst wenige Minuten. Das sind die Dinge, die einem Team zusätzliche Flügel verleihen, gerade einem wie dem SC Bern, der in den letzten gut 15 Tagen neun (Pre-)Playoff-Spiele bestritt.
Zwei seltene gute Chancen im Startdrittel
Beide Heimspiele gegen Zug hatte Bern zuvor 6:2 gewonnen, sich dabei sehr opportunistisch gezeigt und jeweils nach 20 Minuten 3:1 geführt. Ein Zwei-Tore-Vorsprung nach dem Startdrittel wäre erneut möglich gewesen – mit fast perfekter Effizienz. Zug hatte zwar klar mehr Puckbesitz, schoss deutlich häufiger aufs Tor (12:4), doch zwei dieser vier SCB-Schüsse hatten es in sich, weil sie unbedrängt im Slot abgegeben wurden: Tristan Scherwey fälschte solo ab, Inti Pestoni hatte sogar Zeit für zwei Täuschungen, bevor er sich zum Schuss zwischen die Beine des Goalies entschied.
Dieser Goalie war aber Leonardo Genoni, und er tat eben auch das, was er in kritischen Playoff-Momenten seit Jahren oft tut: Er blieb cool, wehrte unspektakulär ab, er machte früh Richtung eigene Spieler klar und drohte damit Richtung Gegner: Ich bin da! Der Verlauf dieser Serie war typisch für Genoni – man kennt es ja auch in Bern nach drei Saisons mit ihm: Die jährlich aufkommende Kritik (Polemik?), ob der 33-jährige «Eigenbrötler» unter den Goalies, was Stil und Ausstrahlung angeht, bereits seine besten Zeiten hinter sich habe, kontert er immer wieder mit Coolness, Paraden oder gar Shutouts – dies gelang ihm gegen den SCB in dieser Serie gleich zweimal.
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