Hotel-ArchitekturWahrzeichen der Belle Époque
In Luzern haben Iwan Bühler Architekten das einstige Palace Hotel aufwendig renoviert. Nun wurde es als Mandarin Oriental Palace wiedereröffnet.

Das Hotel Palace wurde als eines der letzten Grand Hotels in Luzern durch die Schweizerische Hotelgesellschaft nach Plänen des Architekten Heinrich Meili-Wapf zwischen Juni 1904 und Mai 1906 erbaut.
Er hatte für das Palace eine einfache und sehr übersichtliche Raumgliederung entworfen: Im Erdgeschoss befinden sich der seezugewandte Saaltrakt mit Anschluss an die im Gebäudezentrum liegende historische Eingangshalle mit Vestibül, Treppen- und Liftanlage und die zur Strasse ausgerichteten administrativen Räume. In den Obergeschossen liegen beidseits des Korridors aufgereiht die Hotelzimmer.

Damit erfüllten sich die Hotel-Pioniere Franz Josef Bucher und Josef Durrer, die unter anderem auch als Investoren für das Grand Hotel Bürgenstock und den Hammetschwandlift agierten, ihren Traum von einem mediterranen Rückzugsort inmitten der Zentralschweiz.
Das Fünfsternhaus sei «in bautechnischer und gestalterischer Hinsicht der Höhepunkt der Schweizer Hotellerie in der Belle Époque», steht im Baubeschrieb des Denkmalverzeichnisses. Es besteche «durch seine reiche Fassadengestaltung, die sich gekonnt zwischen Neobarock und Jugendstil bewegt».

Nach fünf Jahren Totalsanierung wurde das einstige Belle-Époque-Juwel nun als Mandarin Oriental Palace wiedereröffnet. Iwan Bühler Architekten zeichnen zusammen mit dem Generalplaner Itten+Brechbühl Zürich für den Umbau im Auftrag der chinesischen Investorin Han’s Holdings Group verantwortlich. Sie sind in Luzern stark verwurzelt und arbeiteten für das Projekt eng mit der Denkmalpflege zusammen.
Dass sie diesen Spagat zwischen Alt und Neu gekonnt beherrschen, haben Iwan Bühler Architekten unter anderem bereits beim Umbau des Hotels Kempinski Palace in Engelberg bewiesen – in Zusammenarbeit mit Sigrist Schweizer Architekten und den Londoner Innenarchitekten Jestico + Whiles, die auch im Mandarin Oriental Palace engagiert waren.

«Unser Umbaukonzept war es, die architektonischen Eingriffe möglichst zeitgenössisch anzugehen und dabei die Bausubstanz von 1906 respektvoll zu integrieren. Das war nicht immer einfach», sagt Iwan Bühler. So wurde zum Beispiel im Jahr 1998 der Haupteingang an die Westseite des Hotels verlegt. Der Grund war Druck der Luzerner Bevölkerung wegen des ständig wachsenden Verkehrsaufkommens auf der Haldenstrasse.
Eine Veränderung, die dem Grundrisskonzept des Architekten Heinrich Meili-Wapf überhaupt nicht entsprach. «Die Hotelgäste sollen sich bereits beim Betreten des Hotels wohlfühlen und orientieren können. Deshalb wurde die Réception nun direkt an den heutigen Haupteingang verlegt.»

Ob öffentlich oder privat – überall trifft der historische Charme der Belle Époque auf zeitgemässen Komfort. Ein Fünfsternhotel muss mit der neusten Gebäudetechnik ausgerüstet sein. «Dieses Ziel zu erreichen, möglichst ohne den Bestand zu tangieren, war eine komplexe Herausforderung», sagt Iwan Bühler.
Am eindrücklichsten zeigt sich dies wohl bei der neu positionierten Bar, die sich morgens zum Frühstücksbuffet wandelt. Die alten Marmorböden im Schachbrettmuster konnten erhalten werden, ebenso die korallenfarbenen Säulen der Halle aus Stuckmarmor, kombiniert mit in komplementärem Grün gehaltenen Wänden.

Farben spielen auch in den von den Innenarchitekten Jestico + Whiles gestalteten Hotelzimmern eine Rolle – so sind sie in verschiedene Kategorien eingeteilt, Grün steht für Deluxe und Superior, Blau für Junior Suite und Rot für die Presidental Suite.
Heute verfügt das Hotel über 136 geräumige Zimmer, darunter 48 Suiten, 2 Dachterrassen-Panoramasuiten mit 360-Grad-Aussicht und die Präsidentensuite mit 133 Quadratmetern Fläche. Weitere Highlights im Haus sind der «Salon Alpine», der ehemalige Damensaal, ein historisches Juwel mit original Belle-Époque-Dekor von 1906 und das Restaurant Colonnade mit Blick auf See und Garten.

Plakativ tritt der Mix aus Alt und Neu im Umgang mit der Kunst in den öffentlichen Erdgeschossräumen in Erscheinung. Im Mandarin Oriental Palace stehen spätromantische Ölgemälde aus dem 19. Jahrhundert aus der Sammlung des Hauses im Dialog mit Werken zeitgenössischer Kunstschaffender, die klassische Landschaftsszenerien auf avantgardistische Weise neu interpretieren.
Das renovierte Haus zeigt sich als gelungenes Beispiel für das Zueinanderfinden von einst und heute – gefügt aus dem Besten beider Welten.
Ende Februar 2023 erscheint im Quart-Verlag das Buch «Hotel Palace Luzern, denkmalpflegerische Erneuerung».
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