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Terrormiliz reklamiert Anschlag in Belgien für sich

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Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in Lüttich für sich reklamiert. Der Täter sei ein «Soldat des Islamischen Staats» gewesen, teilte das IS-Propaganda-Sprachrohr Amaq am Mittwoch mit. Ein 31-jähriger Gefängnis-Freigänger hatte am Dienstagmorgen in der Innenstadt von Lüttich zwei Polizistinnen und einen jungen Mann erschossen.

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Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der Angreifer sei von Mitgliedern einer Spezialeinheit getötet worden.
Der Ort des Geschehens in der Lütticher Innenstadt wurde weiträumig abgesperrt. (29. Mai 2019)
Polizisten beruhigen einen Mann am Tatort.

Anschliessend hatte er an einer Schule eine Frau als Geisel genommen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Wenige Stunden vor dem Angriff soll der Mann einen Drogendealer erschlagen haben.

Auf einen terroristischen Hintergrund deutet nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft vor allem die Vorgehensweise: Der Täter hatte die Polizistinnen von hinten mit einem Messer angegriffen, ihnen die Dienstwaffen entrissen und sie damit erschossen. Genau diese Vorgehensweise werde in Propagandavideos der IS-Miliz empfohlen, erklärte die Ermittlungsbehörde. Zudem habe die Polizei Hinweise auf Kontakte des Verdächtigen in die Islamistenszene in den Jahren 2016 und 2017. Danach seien keine solchen Kontakte dokumentiert.

Der Täter habe mehrfach «Allahu Akbar» (Gott ist gross) geschrien und wohl auch Kontakt zu radikalisierten Personen gehabt, erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft in Brüssel. Der Verdächtige sei ein 31-jähriger Belgier, der als Krimineller verurteilt war und als Freigänger die Haftanstalt verlassen hatte.

«Für den Moment hatten wir genügend Gründe, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts terroristischer Taten zu eröffnen», sagte Staatsanwalt Eric van der Sypt. Er fügte aber hinzu: «Wir ziehen noch keine Schlüsse.» Geprüft werde vor allem, ob der Täter allein handelte.

Offenbar weiteren Mord begangen

Laut Staatsanwaltschaft steht der Mann auch im Verdacht, in der Nacht zuvor einen Mord in der südbelgischen Provinz Luxemburg begangen zu haben. Dort laufen eigene Ermittlungen. Beim Opfer solle es sich um einen ehemaligen Mithäftling des Täters handeln.

Der Mann war den Angaben zufolge immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten, unter anderem wegen Diebstahls, Drogen und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Er verbüsste eine Gefängnisstrafe im südbelgischen Marche-en-Famenne und hatte die Haftanstalt am Montagmorgen mit Genehmigung verlassen. Er hätte am Dienstagabend wieder im Gefängnis sein sollen.

Dramatisches Geschehen

Das dramatische Geschehen in der Innenstadt von Lüttich schilderte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch so - in einigen Details etwas anders als zuvor: Gegen 10.30 Uhr griff der Täter auf dem Boulevard d'Avroy zwei Polizistinnen von hinten mit einem Messer an und stach auf sie ein. Schliesslich entwand er den 44 und 54 Jahre alten Frauen den Angaben zufolge ihre Dienstwaffen und erschoss sie.

Anschliessend ging der Mann laut Staatsanwaltschaft mehrmals in ein nahes Café, fand dort aber «wegen der Wachsamkeit des Barkeepers» niemanden vor. An einem Zebrastreifen feuerte er den Angaben zufolge auf ein stehendes Auto und erschoss gezielt den Beifahrer, einen 22 Jahre alten Mann.

Auch auf ein weiteres Fahrzeug habe er gefeuert, bevor er weiter zu einem nahen Gymnasium gegangen sei und dort eine Putzfrau als Geisel genommen habe. Zu dem Zeitpunkt sei er bereits von Polizisten verfolgt worden. Gleichzeitig sei eine Spezialeinheit ausgerückt.

Schusswechsel mit Polizisten

Schliesslich sei der Mann aus dem Gebäude gekommen und habe sich einen Schusswechsel mit den Polizisten geliefert. Mehrfach habe er «Allahu Akbar» gerufen. Vier Beamte seien verletzt worden.

Der Täter wurde den Angaben zufolge tödlich getroffen. Die Leichen aller Opfer sollen obduziert werden, die des Täters soll darüber hinaus toxikologisch untersucht werden, wie van der Sypt sagte.

Belgien war in den vergangenen Jahren Schauplatz mehrerer Angriffe auf Militärangehörige oder Polizeibeamte. Die letzte als «terroristisch» eingestufte Attacke ereignete sich im August 2017, als ein 30-jähriger Mann Soldaten im Zentrum von Brüssel mit einem Messer angriff.

SDA/sep