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Wellenreiten in der Schweiz
Surf-Nation ohne Meer

Benedek Sarkany, Präsident der Swiss Surfing Association und Coach des Nationalteams beim Surfen auf der Flusswelle in Bremgarten.
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«Heute läuft die Welle super», freut sich einer der Surfer. Die Sonne brennt, eine junge Frau paddelt die Welle an, steht auf, surft und wird wieder weggespült. Wir befinden uns aber nicht am Meer, sondern in Bremgarten AG am Ufer der Reuss. Bei genügend Wasserdurchfluss entsteht in der Nähe des Honegger-Wehrs eine künstliche Welle, die mittlerweile als «Surfmekka der Schweiz» gilt. An guten Tagen muss man für einen 30-Sekunden-Ritt bis zu 20 Minuten anstehen. Surfen boomt. Auch in einem Land ohne Meer.

Exotenstatus und Kuriositäten

Benedek Sarkany, Präsident der Swiss Surfing Association (SSA) und Coach des Nationalteams, schätzt die Anzahl aktiver Surfer in der Schweiz auf rund 50’000. Das ist viel für ein Binnenland. Schon allein die Tatsache, dass es ein Nationalteam und einen nationalen Surfverband gibt, der seit 2018 Teil von Swiss Olympic ist, mag erstaunen. Surfen wäre dieses Jahr zum ersten Mal olympisch gewesen, hätte die Corona-Pandemie den sportlichen Grossanlass nicht verunmöglicht. «Eine Teilnahme an den olympischen Sommerspielen 2024 ist das grosse Ziel», verrät Benedek Sarkany.

Alena Ehrenbold ist eine der bekanntesten Schweizer Surferinnen und lebt vom Surfen.

So unwahrscheinlich erscheint dies nicht. Seit vielen Jahren liegt die Schweiz international in einem guten Mittelfeld. An der letzten Weltmeisterschaft errang sie den 23. von 55. Rängen. Als Surfnation geniesst das Alpenland aber unumstritten einen Exotenstatus. Lange waren die hiesigen Surfer an internationalen Wettkämpfen die einzigen, die aus einem Binnenland stammten. Mittlerweile zählt die Schweiz über zehn Surfvereine, Tendenz stark steigend, und es gibt sogar um die 15 Surfboard-Hersteller, die respektable Bretter «shapen». Ein Surfbrett made in Switzerland – vielerorts wohl eine Kuriosität.

Mehr Meer für die Schweiz

Woher kommt diese Begeisterung für einen Sport, den man hierzulande eigentlich nicht ausüben kann? «Es liegt uns einfach, etwas auf Brettern herunterzufahren. Sei es nun eine Welle oder einen Berg», sagt Benedek Sarkany lachend. Ausserdem sind viele Schweizer reisefreudig und haben die finanziellen Mittel und Möglichkeiten, ins nahe und ferne Ausland ans Meer zu reisen.

Der Schweizer Surfprofi Marlon Gerber trägt seinen Teil dazu bei, die Binnennation Schweiz als Surfnation zu etablieren.

Dieser Sommer könnte sich das allerdings als Herausforderung entpuppen. Zum Glück hat die binnenländische Surfgemeinde schon vor Corona zahlreiche mehr oder weniger kreative Möglichkeiten gefunden, ihrer Leidenschaft nachzugehen.

Surfen auf Flüssen

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Fliesst Wasser über ein Hindernis wie eine Schwelle, kann je nach Strömung eine stehende Welle entstehen. Anders als im Meer surft man im Fluss gegen die Fliessrichtung des Wassers und nicht mit ihr. Wer das Surfen im Meer gewohnt ist, muss seine Technik also etwas anpassen. Trotzdem kommt das Flusssurfen am ehesten dem Gefühl des «echten» Surfens nahe. Denn die Welle wird nicht per Knopfdruck eingeschaltet, und gleich wie im Meer müssen die Surfer paddeln sowie zum richtigen Zeitpunkt aufstehen.

Flusswellen gibt es in Bremgarten AG, in Baden, Bern, Thun und in der Birs in Basel. In verschiedenen Schweizer Städten setzen sich Vereine für den Bau von Riversurf-Wellen ein.

Surfen in der Stadt

Wenn wir nicht an das Meer fahren können, bringen wir es halt zu uns: City Waves sind mobile Becken mit einer künstlichen Welle, die nach dem Vorbild einer Flusswelle konstruiert wurde. In der Schweiz gibt es aktuell zwei Angebote: Urban Surf in Zürich und die Indooranlage Oana im luzernischen Ebikon.

Paddeln fällt beim Surfen auf der City Wave weg. Ebenso das Anstehen, denn man bucht sich sein festes Zeitfenster auf der künstlichen Welle. Und lässt sich dies etwas kosten.

Surfer Martin Suter an einem City Wave Contest.

Surfen hinter dem Boot

Auch die Seen sind eine Spielwiese für die Surfgemeinde. Wakesurfen wird immer populärer, und an vielen Schweizer Seen gibt es mittlerweile mehr als eine Wakesurf-Schule. Ähnlich wie beim Wasserskifahren hält man sich zu Beginn an einem Seil fest, lässt dieses aber los, sobald man genügend Geschwindigkeit erreicht hat, und surft sodann frei auf der Heckwelle des Bootes. Partystimmung inklusive, denn wer mag, kann sich vom Boot aus mit Musik beschallen lassen.

Surfen auf dem See

Kein Witz. Bei viel Wind und stürmischen Bedingungen findet man in einigen Schweizer Seen mehr oder weniger surfbare Wellen. Etwa im Bodensee, der je nach Sturm bis zu einem Meter hohe Wellen wirft. Im Genfersee seien ein paar Surfer sogar schon anderthalb Meter hohe Wellen gesurft. Auch Neuenburger-, Zuger- und Urnersee haben bei starkem Wind einen hohen Wellengang, den sich ein paar wenige Surfer zunutze machen.

Surfen im künstlichen Meer

Von der Schweizer Surfgemeinde werden sie mit wachsender Ungeduld erwartet: Wavepools, die das Meer täuschend echt simulieren. «Das Gefühl beim Surfen entspricht absolut demjenigen im Meer», sagt Benedek Sarkany. Der Vorteil der künstlichen Welle im Surfsee: Die Höhe und Art der Welle lässt sich je nach Können der Surfer beliebig einstellen. In der Schweiz sind aktuell zwei solcher Projekte in den Startlöchern: Der Verein Waveup hofft, seinen Freizeit- und Surfpark in Regensdorf 2024 zu eröffnen. Alaïa Bay soll schon kommenden Frühling in Sitten im Einsatz stehen.

Surfen ohne Wellen

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Streng genommen zählen weder Bungee- noch Upstreamsurfen zum Wellenreiten, da bei beiden Varianten keine Wellen involviert sind. Bungeesurfer halten sich an einem Bungeeseil fest und lassen sich den Fluss heruntertreiben. Sobald sie das Brett gerade stellen, schiessen sie nach vorne und surfen den Fluss hoch.

Vor allem in Bern hat das «Aare-Brättle» eine lange Tradition. Upstreamsurfen sieht ähnlich aus, das System ist ein anderes. Mithilfe eines Unterwassersegels und eines Flaschenzugs wird die Flussgeschwindigkeit genutzt, um die Surfer an einem Seil flussaufwärts zu ziehen. Es scheint, je weiter weg das Meer ist, desto kreativer werden die Surfer.