Später Schnee am ZürichseeEs schneit, aber die Sommerreifen sind schon montiert – was jetzt?
Die Faustregel für Winterreifen besagt «Oktober bis Ostern». Doch gute zwei Wochen nach Ostern ist in der Region der Winter zurück. Das spüren auch die Garagisten.

Hatten Sie die Winterjacke bereits auf den Dachstock verfrachtet und stattdessen die Badehose hervorgekramt? Die bis zu 27 Grad des vergangenen Wochenendes haben wohl einige zu diesem Schritt verleitet. Der Winter allerdings scheint nur eine kleine Pause eingelegt zu haben. Denn er ist zurück, und dies nicht gerade bescheiden.
So fiel am Donnerstagmorgen selbst in den tiefer gelegenen Regionen am Zürichsee Schnee, und es herrschten gerade noch wenige Grad über null. Da haben wohl so einige den Wintermantel wieder aus dem Schrank geholt. Komplizierter wird es allerdings, wenn auch das Auto schon in seinem Sommergewand steckt. Denn der Wechsel von den Winter- auf die Sommerreifen ist derzeit in vollem Gange.
Autogaragen erhalten Absagen
«Seit gut drei Wochen stecken wir mitten in der Wechselzeit», bestätigt etwa Rem Waser, Automechaniker bei der Zürichsee Automobile AG in Herrliberg. Das würde in der Garage an der Seestrasse normalerweise auch die kommenden Wochen so weitergehen. Schliesslich besagt die Faustregel für Winterpneus «O bis O», also Oktober bis Ostern. Seit es aber wieder schneit, entscheiden sich viele Automobilisten nochmals um.
«Allein heute Morgen haben fünf Kunden ihren Termin für den Nachmittag storniert», sagt Waser am Donnerstagmittag. Viele hätten den Wetterbericht zwar verfolgt, griffen aber erst mit dem tatsächlichen Einsetzen des Schneefalls zum Hörer.
Ähnliches berichtet auch die Audi-Garage Küry Park Side AG aus Rüschlikon. «Lustigerweise stornieren die Kunden erst seit heute», teilt sie am Donnerstag mit. Der erneute Wintereinbruch habe die eigentlich pflichtbewusste Kundschaft wohl überrascht.
Höhere Lagen vermeiden
Was aber soll man tun, wenn die Sommerreifen bereits montiert sind? Remo Waser sagt: «Unten am See, wo der Schnee nicht liegen bleibt, ist das kein Problem.» Wer mit Sommerreifen in winterlichen Verhältnissen unterwegs sei, nutze seine Pneus zwar schneller ab, erklärt er. Bis der Reifen aber wirklich Schaden nimmt und keine Haftung mehr bietet, müssten der Schnee und die Kälte über mehrere Wochen anhalten.
Leuten, die aber weiter oben, zum Beispiel auf dem Pfannenstiel oder dem Horgenberg leben, rät der Automechaniker derzeit trotzdem, nicht mit Sommerreifen zu fahren.
Das rät auch der Touring Club Schweiz (TCS). «Die ‹O-bis-O-Regel› muss situativ beurteilt werden», sagt TCS-Mediensprecher Jonas Montani. Aufgrund der frühen Ostern gebe es dieses Jahr zum Beispiel eine leichte Verschiebung. Man müsse sich aktuell entscheiden, wie und wann man das Auto nutzen möchte. Der TCS empfiehlt Fahrerinnen und Fahrern von Autos mit Sommerreifen darum, Fahrten in höhere Lagen bewusst zu vermeiden.
Keine Pflicht, aber auch kein Schutz
Und alle, die noch nicht gewechselt haben, sollten weiterhin geduldig sein. «Aufgrund der tiefen Temperaturen macht es Sinn, noch etwas zuzuwarten, die Wetterprognosen zu verfolgen und die Sommerreifen erst zu montieren, sobald die Temperaturen konstant höher sind», sagt Montani.
Gesetzlich besteht in der Schweiz keine Pflicht, im Winter mit Winterreifen Auto zu fahren. Der Fahrzeugführer ist jedoch verpflichtet, sein Fahrzeug in jeder Situation beherrschen zu können. Konkret bedeutet dies laut Website des TCS: Wird wegen ungeeigneter Reifen ein Unfall verursacht, kann die Versicherung Leistungen kürzen oder Regress nehmen.
Wer also ohnehin seinen Wintermantel wieder in Betrieb genommen hat, sollte allenfalls auch die Winterschuhe noch ein letztes Mal schnüren, anstatt das Auto zu nehmen.
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