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Rapperswil gehört den Drohnenpiloten

Sie steuern ihre Drohnen sicher durch den Rapperswiler Parcours und erreichen am ersten Tag den guten dritten Rang: Das Schweizer Team Swiss Black Kites mit (von links) Mirko Cesena, Raphael Straehl, Michael Isler und Dario Neuenschwander.
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Die Szenerie auf dem Schlosshügel von Rapperswil-Jona scheint unwirklich: Wo sonst lediglich ein paar Touristen und verliebte Paare flanieren, herrscht am Freitag Betriebsamkeit wie in einem Bienenstock. Entlang einer Mauer reihen sich etliche Zelte, davor eilen junge Männer und Frauen herum. Der Ort wirkt, als würde ein fremdes Heer das Schloss belagern.

Es ist der zweite Tag des Drone Prix Zürichsee, des ersten internationalen Drohnenrennens der Schweiz. Die besten Drohnenpiloten der Welt steuern leistungsstarke Rennquadrokopter durch einen 600 Meter langen Hindernisparcours auf dem Schloss­hügel. Am Start sind sieben internationale Teams, darunter die Swiss Black Kites. Kurz vor dem ersten Qualifikationslauf bereiten sich die Piloten Mirko Cesena, Raphael Straehl, Michael Isler und Dario Neuenschwander im Teamzelt auf ihren Lauf vor. Vor ihnen auf einem Holztisch befinden sich die Renndrohnen, Akkus, Lade­geräte und Werkzeuge.

Essen und Schrauben

Während die Schweizer Piloten ihr Mittagessen verspeisen, kontrolliert Trainer Marc Heiniger die Technik, wechselt die Propeller der Fluggeräte – und scheint die Ruhe selbst zu sein. Zum Parcours meint Heiniger: «Die Strecke beim Schlosshügel ist technisch anspruchsvoll.» Klar ist auch: Heimvorteil wie etwa beim Fussball gibt es nicht, auch wenn das Rennen in der Schweiz stattfindet. Grund dafür sei, dass die Mehrzahl der Drohnenfans nicht an den Ort des Geschehens pilgerten, sondern die Rennen lieber im Internet oder Fernsehen verfolgen würden.

Für den Trainer ist das Ziel fürs Wochenende klar: Mindestens ein Podestplatz muss für sein Team herausschauen. Eine gute Platzierung ist umso wichtiger, als die Swiss Black Kites zurzeit in der Rennserie, der Drone Champions League, auf dem siebten und zweitletzten Platz liegen. Heiniger weiss jedoch, dass der Erfolg nicht einfach sein wird. Die Konkurrenten sind abgebrühte Profis – manch einer lebt ausschliesslich von Drohnenrennen. Zudem braucht es Durchhaltewillen: nicht weniger als acht Qualifikationsläufe und sechs Rennen stehen während der nächsten 24 Stunden auf dem Programm. An diesem Freitagnachmittag hält sich der Publikumsandrang noch in Grenzen. Dafür sind etliche Fernsehteams vor Ort.

Wie zornige Rieseninsekten

Mittlerweile sind die Qualifikationsläufe in vollem Gang: Unmittelbar vor den Schweizern fliegen die japanischen Cracks von Raiden Racing. Ein zorniges Summen durchschneidet die Luft, als jeweils zwei Drohnen nacheinander vom Startplatz ­abheben. Wie tollwütige Riesen­insekten sausen sie vom Startplatz beim Schloss dem Hirschpark entlang, verschwinden zwischen Bäumen in Richtung Seebadi, um nach knapp 25 Se­kun­den zurückzukehren. Wobei sie stets zwei Runden fliegen. Plötzlich hört man einen dumpfen Knall. Eine der japanischen Drohnen ist mit über 100 Kilometern pro Stunde in einen Baum gekracht und liegt lädiert im Hirschpark – zwei Meter neben dem Hirschbullen. Der hebt neugierig den Kopf, schnuppert am Gerät – und wendet sich gelangweilt ab, um weiterzugrasen. Die summenden Dinger am Himmel scheinen die Hirsche nicht weiter zu stören.

Taktisch fliegen

Bei der Qualifikation haben sich die Schweizer hervorragend geschlagen: Sie stehen in den Halbfinals. Doch damit stehen sie vor einem Problem: Sollen sie auf Nummer sicher fliegen und sich mit dem dritten Platz begnügen? Oder sollen sie volles Risiko gehen und so eventuell den zweiten oder gar ersten Platz anstreben? «Wir werden taktisch fliegen und einen sicheren dritten Platz anstreben», sagt Trainer Heiniger. «Das bedeutet aber auch, dass wir keine Chance haben, in den Finallauf zu kommen.»

Es ist 20 Uhr, als die Schweizer Piloten die Bühne für den Halb­final betreten. Vom nunmehr deutlich grösseren Publikum werden sie angefeuert. Vier Rennen müssen sie gegen das englische Team Nexxblades fliegen. Die Engländer seien praktisch unschlagbar, meint Heiniger. Tatsächlich haben die Swiss Black Kites in den Rennen keine Gewinnchance – aber sie be­enden alle vier Halbfinalläufe. Das bedeutet, sie erhalten wertvolle Fini­sher-Punkte. Was wiederum heisst, dass sie am ersten Abend des Drone Prix Zürichsee den dritten Rang erreichen. Heiniger und seine Piloten strahlen zufrieden. Und heute Samstag steigen die nächsten Rennen. Vielleicht ­ergibt sich da ja eine noch bessere Platzierung für die Kites. Programm und Resultate unter www.dcl.aero