Monarchie in JapanAuf Instagram öffnet sich die Kaiserfamilie dem Internet-Volk
Die älteste Monarchie der Welt wagt sich auf Social Media. Obwohl das eigentlich nicht zur Diskretion des japanischen Hochadels passt.
![The instagram page of Japan's Imperial Household Agency is seen on a mobile phone Monday, April 1, 2024, in Tokyo. Japan?s Imperial Family made an Instagram debut on Monday, with images of Emperor Naruhito and Empress Masako capturing moments of their official duties, an effort to shake off their cloistered image and reach out to the younger generations.(AP Photo/Eugene Hoshiko)](https://cdn.unitycms.io/images/80WyyHV342ZASY_A6JIIxr.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=YWh2N3NhkOA)
Das Kaiserliche Hofamt in Tokio hält wenig vom gesellschaftlichen Fortschritt. So wirkt es jedenfalls, wenn man das Schaffen dieser ehrwürdigen japanischen Regierungsbehörde betrachtet. Mit grosser Strenge regelt sie das Leben der Kaiserfamilie und wacht darüber, dass diese nicht von irgendwelchen wilden Ideen eingeholt wird wie zum Beispiel der, auch Frauen auf den kaiserlichen Thron zu lassen.
Am Montag allerdings vergass das Hofamt ausnahmsweise mal seine Freude am Stillstand und machte etwas völlig Verrücktes: Unter @kunaicho_jp eröffnete es einen Instagram-Account und postete gleich mal 60 Fotos und fünf Videos von Kaiser Naruhito und Kaiserin Masako.
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Dass die Kaiserfamilie nicht schon längst auf Instagram war, ist für viele die eigentliche Überraschung bei dem Vorgang gewesen. Aber tatsächlich passt es nicht zur Diskretion des japanischen Hochadels, sich unter das gemeine Internet-Volk zu mischen. Der Kaiser ist Symbol des japanischen Staates und Hohepriester der Nationalreligion Shinto. Seine Pflichten sind vielfältig und ernst. Sich dabei allen zu zeigen, gehört eigentlich nicht dazu. Das kaiserliche Instagram-Debüt war deshalb durchaus ein Bruch mit dem Herkömmlichen – und ein Zugeständnis an den Zeitgeist, dem sich auf Dauer auch der Kaiser nicht entziehen kann.
Die Öffentlichkeit solle mehr über die Arbeit des Kaisers erfahren, teilte das Hofamt mit, Instagram habe man gewählt, weil es unter Jugendlichen populär sei. Die Bürokraten merken einfach, dass die älteste ununterbrochene Erbmonarchie der Welt aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinden könnte, wenn sie sich nicht zumindest ein bisschen der Spassgesellschaft öffnet. Und den Stimmen zufolge, die die Zeitung «Asahi» zur Premiere sammelte, kam die Entscheidung gut an. «Es ist schön, dass wir etwas von ihren Aktivitäten sehen, weil wir kaum wissen, was sie machen», sagte zum Beispiel der 21-jährige Student Koki Yoneura.
Privatfotos sind eher nicht zu erwarten
Eine spontane Aktion ist dieser Schrei nach Jugendlichkeit natürlich nicht. Im vergangenen Jahr prüfte ein Expertenteam im Auftrag des Hofamts, welche Risiken und Nebenwirkungen die Kaiserfamilie in den sozialen Medien erwarten könnten. Dabei kam dann wohl heraus, dass des Kaisers Instagram-Seite auch Grenzen ziehen muss. Die Kaiserfamilie folgt niemandem. Die Kommentarfunktion ist abgestellt. Und die Posts stammen nur von offiziellen Anlässen. Das Volk bekommt keine Aufnahmen von Kaiser Naruhito beim Morgen-Yoga zu sehen oder Selfies von seiner Tochter, Prinzessin Aiko, die mit Herz-Zeichen die Follower grüsst.
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Für den ganz grossen Erfolg wird die Social-Media-Zukunft der Kaiserfamilie aber wohl etwas mehr in diese Richtung gehen müssen. Der Zuspruch ist zwar nicht schlecht. 492’000 Follower hatte @kunaicho_jp am zweiten Abend nach dem Erscheinen schon. Das neueste Foto, das Naruhito und Masako im Gespräch mit Erdbebenopfern auf der Halbinsel Noto zeigt, bekam mehr als 50’000 Likes. Aber ihr Alltag wirkt auf den Bildern oft sehr steif und formell. Wenn das Hofamt nicht aufpasst, zeigt es den jungen Leuten auf Instagram vor allem, dass es nicht sehr cool ist, Kaiser zu sein.
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